EDITORIAL

Titelbild kultur leben 2/22: Digitale Bearbeitung v. Lucas Cranach d. Ä., Venus mit Amor als Honigdieb vor schwarzem Grund, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (GMN), Inv.-Nr. Gm1097.

Das zu Ende gehende Jahr konfrontiert uns mit mehr weltweiten Veränderungen als jedes andere seit 1989. Der durch den russischen Diktator angezettelte Krieg gegen die Ukraine, Europa und die von den Lebensmittellieferungen abhängigen außereuropäischen Staaten steht dabei fraglos an erster Stelle, aber auch die Zunahme des Rechtsextremismus und des Populismus spielen eine große Rolle. Die abnehmende Bereitschaft zu Toleranz und Verständnis spüren nicht zuletzt viele Kultureinrichtungen.

AsKI e.V.: 20 Jahre AsKI Fachtagungen

Podiumsdiskussion des AsKI am 26.9.2022 im Freien Deutschen Hochstift: v.l.n.r.: Doris Renck, Dirk Pörschmann, Kristina Scheelen-Nováček, Christopher A. Nixon, Daniel Hess, Foto: Franz Fechner, BonnSeit zwanzig Jahren bietet der AsKI eine Folge von Fachtagungen an (seit 2011 aus organisatorischen Gründen intern), deren Themenschwerpunkte sich aus den Wünschen der Mitgliedsinstitute ergeben.

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg: Diskurs in empörten Zeiten. Sensible Inhalte und Objekte im Museum

Lucas Cranach d. Ä., Venus mit Amor als Honigdieb vor schwarzem Grund, nach 1537, Malerei auf Lindenholz: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (GMN), Inv.-Nr. Gm1097, Leihgabe Bayer. Staatsgemäldesammlungen, Foto: D. MessbergerMehr und heftiger denn je stehen Museen unter Druck: Schlagworte wie Postkolonialismus, Gender-Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Wokeness-Diskussionen schaffen eine jakobinische Atmosphäre, die eine sachliche Auseinandersetzung mit sensiblen Themen erschwert.

Richard Wagner Museum, Bayreuth: Wehvolles Erbe. Das Haus Wahnfried und das Dritte Reich

Wahnfried-Saal, vor 1930, Foto: Richard Wagner Museum, Bayreuth

Bereits Richard Wagner hatte seinen obsessiven Antisemitismus in den Rang einer Kulturtheorie erhoben und bot mit seiner metapolitischen und parareligiösen Ästhetik des „Gesamtkunstwerks" vielfältige ideologische Anschlussmöglichkeiten vor allem für die völkische Bewegung.

Kunsthalle Bremen: Wer war Milli? Eine Intervention von Natasha A. Kelly in der Sammlungsausstellung

Wer war Milli? Installationsaufnahme Kunsthalle Bremen 2022, Foto: Marcus Meyer Photography 2022Mit bald 200 Jahren Geschichte ist es eine besondere Herausforderung für die Kunsthalle Bremen und den Kunstverein in Bremen, ihre Traditionen mit dem Heute und damit auch mit einer sich grundsätzlich wandelnden Gesellschaft zu verbinden. Seit einigen Jahren befindet sich die Kunsthalle Bremen in einem bewussten Prozess der Öffnung, in dem diverse Themen und vielfältige Gruppen von Besuchern und Besucherinnen in den Blick genommen, Strukturen und Prozesse der Kunsthalle machtkritisch befragt und Barrieren für marginalisierte Gruppen abgebaut werden.

Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover : Von der Paradoxie der Karikatur in sensiblen Zeiten

Verärgerte – und über das Schaffen der beiden Karikaturisten bemerkenswert gut informierte – Leserbrief-Reaktion auf eine Karikatur zu den PEGIDA-Märschen in Dresden in der FAZ. Der Absender ist geschwärzt, Foto: Archiv Greser&Lenz, AschaffenburgKarikatur ist nicht erst in den letzten Jahren sensibel geworden. Es gehört zu ihrem Markenkern anzuecken. Im Gegenteil: Manche würden wohl sagen, die zeichnerische Landschaft in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten in dieser Hinsicht hierzulande ärmer, zahmer geworden, sie eckt regelmäßig viel weniger an.

Museum für Sepulkralkultur, Kassel: Suizid – Let‘s talk about it!

In der Ausstellung ‘Suizid – Let’s talk about it!‘, © Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Foto: Anja Köhne

Wie konzipiert man eine Ausstellung zu einem Thema, zu dem traditionell lieber geschwiegen wird und bei dem Bilder und Hinterlassenschaften entweder etwa durch die Medien schmerzhaft sensationalisiert oder angstvoll verborgen werden? Was bleibt da noch zu zeigen, und welche Themen und Gruppen sollen angesprochen werden?

Stiftung Schloss Friedenstein Gotha: Stumm gemachte Randfiguren der Kolonialgeschichte erzählen

Papierschild auf dem Schädel von ‘Intje Dongar‘ mit niederländischer Beschriftung: ‘Intje Dongar. Aus Pontianak; Wachmann von Wijnmalen; er holte an diesem Sonntag die niederländische Flagge herunter, führte die Matrosen von Kalangan gegen die Europäer an und ist laut einem Zeugen Mörder von Doktor Reusinger‘, Foto: Adrian Linder

Abschluss des Projektes „Provenienz und Geschichte der Sammlung indonesischer Schädel der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha"

Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main : Die Schädel des Carl Gustav Carus

Rudolf Julius Hübner, Carl Gustav Carus, 1844, Öl auf Leinwand, Freies Deutsches Hochstift, Foto: David Hall

Zu einem Porträt, das im Deutschen Romantik-Museum nicht zu sehen ist
Museumsobjekte verändern ihre Bedeutung, wenn man sie im Licht aktueller Debatten und Erfahrungen neu betrachtet. So kann es geschehen, dass ein Stück, das seit jeher zum Kernbestand der Sammlung und zur Grunderzählung der Institution gehörte, bei der Neugestaltung des Museums nicht mehr zu Zuge kommt.

Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora: Schillers Möbel im Konzentrationslager Buchenwald

Objektensemble in der Dauerausstellung ‘Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945‘, Behälter zum Transport von Leichnamen durch die SS ermordeter sowjetischer Kriegsgefangener in das Krematorium des Lagers Buchenwald, ca. 2 x 2,30 x 1m; Objektensemble in der Dauerausstellung ‘Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945‘, Gedenkstätte Buchenwald, Foto: Claus Bach

Zur Geschichte und Musealisierung von Häftlingsarbeiten
Etwa in der Mitte der 2016 eröffneten Dauerausstellung „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945" befindet sich ein bemerkenswertes Objektensemble: Im Vordergrund ein großer mit Blech ausgekleideter Behälter, dahinter grob gearbeitete Holzkisten sowie ein klassizistisch anmutender Schreibtisch, ein Schrank und ein Hammerklavier.

Deutsches Literaturarchiv Marbach : Narrating Africa. Eine Open-Space-Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne

‘Narrating Africa‘, Screenshots, Fotos: Martin Kuhn, DLA MarbachVon Friedrich Schiller bis Rémy Ngamije: Was ist „Afrika"?
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) gibt mit „Narrating Africa" einen hochinteressanten Einblick in seine Sammlungen und knüpft dabei an die gegenwärtige Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte an.

Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt a. M. / Potsdam-Babelsberg: Digitale Zugänge zum Rundfunkerbe der DDR und der NS-Zeit

Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv,  Übersichtsseite des „Retro Spezial DDR

Als gemeinsam von allen ARD-Rundfunkanstalten und von Deutschlandradio getragene Stiftung bewahrt das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) einen wichtigen Teil des deutschsprachigen audiovisuellen Kulturerbes.

Beethoven-Haus Bonn: Beethoven und Postkolonialismus

Haus ‘Im Mohren‘ auf der Titelseite des Begleitheftes zur Stadtführung ‘Koloniale Spuren in Bonn‘, 2019, © Bundeszentrale für politische Bildung

Zur diskursiven Auseinandersetzung mit der Immobilie „Im Mohren" durch das Bridgetower-Projekt
Wer sich über Erinnerungskultur in der ehemaligen Bundeshauptstadt informiert, stößt schnell auf ein Begleitheft zur Stadtführung „Koloniale Spuren in Bonn", das die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im März 2019 veröffentlicht hat.

.

xxnoxx_zaehler