Deutsch-römisches Erbe am Corso - Der Nachlass des Deutschen Künstlervereins
Ein dauerhafte Adresse für deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts und ihre Papiere: neben dem umfangreichen Restbestand der historischen deutschen Bibliotheken in Rom übernimmt das römische Goethe-Museum anlässlich seiner Erweiterung 2012 ein weiteres zeithistorisches Dokument ersten Ranges : den Nachlass des 1845 in Rom gegründeten „Deutschen Künstlervereins", bisher treuhänderisch vom Max-Planck-Institut/Bibliotheca Hertziana aufbewahrt.
Heute wie gestern gründen Deutsche gerne Vereine - auch im Ausland. Mitgliederverzeichnisse, Sitzungsprotokolle, Korrespondenzen, Rechnungen, Personen- und Gästelisten, Veranstaltungsprogramme, Inventare und Besucherbücher - die Archivalien vermitteln einen detaillierten Einblick in das rege Vereinsleben einer laut Statuten „deutschen" Organisation, die aus dem lockereren Spaßverband der „Ponte-Molle-Gesellschaft" hervorgegangen war. Mit seinen Kunstausstellungen, verschiedenen Darbietungen und der Bücherei war der nunmehr seriöse und durchstrukturierte Künstlerverein ein beliebter Treffpunkt der damaligen Deutschrömer und Romreisenden. Außerdem hatte der Verein, zu dessen Gründungsmitgliedern u.a. der Bildhauer Johann Martin von Wagner, der Maler Johannes Riepenhausen und der Landschaftsmaler Franz Ludwig Catel gehörten, eine Künstlerhilfskasse ins Leben gerufen. Mit ihrem Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm, der Bibliothek und dem Stipendienangebot kann die Casa di Goethe an diese Traditionen anknüpfen.
Kernstück des Archivmaterials ist ein Album mit 143 Porträtzeichnungen, das zwischen 1832 und 1845 von der romdeutschen Künstlerkolonie angelegt wurde. In dieser einzigartigen „Sammlung von Bildnissen Germanischer Künstler in Rom" (Originaltitel des Albums) sind namhafte Künstler wie Johann Christian Reinhart, Joseph Anton Koch, Carl Rottmann oder Ernst Rietschel, vertreten.
Der Künstlerverein hatte im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Adressen, zuletzt im Palazzo Serlupi in der Nähe des Pantheons. 1926 übernahm die „Deutsche Vereinigung" die Bestände des aufgelösten Verein. Nach den Wirren des zweiten Weltkriegs wurden Bibliothek und Archiv auf verschiedene deutsche Institutionen verteilt, wobei die Besitzverhältnisse nie eindeutig geklärt werden konnten.
Dank einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen allen Instituten unter Federführung der Deutschen Botschaft in Rom haben Bibliothek und Nachlass nun ein definitives und ideales Zuhause beim „Stammvater" der Deutschrömer gefunden: c/o J.W. Goethe, Via del Corso 18, 2. Stock.
Dorothee Hock
Dazu im AsKI-Shop erhältlich:
Vom Freund gezeichnet - Disegnato dall`amico
Ein Porträtalbum deutscher Künstler in Rom 1832-1845 / L`album di ritratti degli artisti tedeschi a Roma 1832-1845
Zweisprachige Publikation der Casa di Goethe anlässlich der Ausstellung "Vom Freund gezeichnet" - Ein Porträtalbum deutscher Künstler in Rom 1832-1845
Eine Ausstellung des Winckelmann-Museums in Stendal in Zusammenarbeit mit der Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom Casa di Goethe, Roma 19.6.-18.8.2008
ISBN 978-3-930370-17-7 12,00 EUR zzgl. Versandkosten