Wilhelm-Busch-Museum Hannover: Wilhelm Busch. Avantgardist aus Wiedensahl

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Wilhelm Busch, Sorglos. In: Hernach, 1908, © Wilhelm-Busch-Museum, Hannover

Diese Ausstellung, die noch bis zum 18. November 2007 im Wilhelm-Busch-Museum gezeigt wird, präsentiert drei Themen, verteilt auf zehn Räume.

1. Große Kunst für kleine Leute. Busch und die Entwicklung des modernen Comics

In fünf Räumen wird die Entwicklung der Bildergeschichte rekonstruiert - beginnend mit Wilhelm Busch bis hin zum amerikanischen Comic und Zeichentrickfilm. Dabei werden typische Bildfolgen aus den bekanntesten Werken von "Max und Moritz" über den "Hl. Antonius" bis zu "Plisch und Plum" und "Balduin Bählamm" konsequent ohne Text und plakativ in Leuchtkästen präsentiert.

Diese Methode verdeutlicht den sequentiellen Charakter der Bildergeschichten von Busch, der wesentlich die Entwicklung des amerikanischen Comics beeinflusste. Von allen vergrößerten Reproduktionen werden gleichzeitig die sehr kleinformatigen Originalzeichnungen ausgestellt. Inhaltlich vorbildhaft für die amerikanischen Zeichner war die für Buschs Geschichten typische Schadenfreude, die an zahlreichen bekannten Bildergeschichten sowie Gedichten aus dem Band "Kritik des Herzens" belegt wird. Die amerikanischen Erben von Wilhelm Busch, wie die Zeichner Rudolf Dirks, Richard F. Outcault, Mac Manus u. a., sind mit deutschsprachigen Comics vertreten, die zwischen 1904 und 1916 in den "Lustigen Blättern" des Verlegers Randolph Hearst erschienen sind. Von Walt Disney, für den nicht nur Max und Moritz, sondern ebenso Geschichten wie "Der Virtuose" grafisch wie inhaltlich vorbildlich waren, sind die Ende der 1920er Jahre erschienenen Zeichentrickfilme "Steam Boat Willy" und "Plane Crazy" zu sehen.

2. Buschs Prosa in animierten Raumbildern

Das künstlerische Denken Buschs weist nicht nur in seinen Gemälden und Bildergeschichten immer wieder weit über seine Zeit hinaus, sondern auch in seinem Prosawerk. Die Erzählungen des weltberühmten Zeichners sind bis heute noch weniger bekannt als seine Gemälde. Das möchte die Ausstellung ändern - aber wie kann Prosa ausgestellt werden? In den drei mittleren Räumen der Ausstellung werden Episoden aus dem Prosawerk "Eduards Traum" szenisch dargestellt. Der Besucher betritt ein Wohngemach, in dem Eduard, der Erzähler, sich träumend in einen Punkt verwandelt und durch die zweite, dritte und vierte Dimension fliegt. In der dritten Dimension lässt er sich mit dem Besucher an einem nächtlichen rosenbekränzten Tümpel nieder, an dem Unken den Mond anflehen. Hier hat der Besucher Gelegenheit, die Erfahrungen zu reflektieren, die Eduard zu einem Skeptiker und Nihilisten gemacht haben.

3. Der Moderne entgegen

In den letzten beiden Räumen der Ausstellung wird die Modernität des Malers und Zeichners Busch untersucht. Bei einer Beschränkung auf das äußerste Miniaturformat stößt der Zeichner in den 1890er Jahren zu einem kraftvoll geballten Stil von expressiver Vehemenz vor, der an Zeichnungen sowohl des Expressionismus als auch der 1920er Jahre erinnert, während der Maler in derselben Zeit bei ebenfalls extrem reduziertem Format in konzentrierten Landschaftsmotiven Abstraktionstendenzen entwickelt, wie sie in der europäischen Malerei erst 15 Jahre später auftauchen. Damit nimmt der in völliger Abgeschiedenheit arbeitende Wiedensahler Maler Züge der Moderne schon im 19. Jahrhundert vorweg. Anhand kleiner Experimentaleinrichtungen wird dieser Spätstil erlebbar.

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