Von der Zarentochter Maria Pawlowna bis zu Schillers Helden - Das Ausstellungsprogramm der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen 2004/2005

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Einzug Maria Pawlowna, Friedrich Preller d. Ä., Öl/Leinwand, 1844, © Foto: Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen

Der Zarentochter Maria Pawlowna (1786-1859) als Begründerin von Weimars "Silbernem Zeitalter" widmet die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen vom 20. Juni bis 26. September 2004 eine repräsentative Schau im Weimarer Schloßmuseum.

200 Jahre nachdem die russische Prinzessin an der Seite ihres Gemahls Carl Friedrich in der Stadt ihren Einzug hielt, wird erstmals in diesem Umfang der Versuch unternommen, die Schlüsselrolle dieser Frau in der Innen- und Außenpolitik des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach nachzuzeichnen.

Henriette Westermayer, Portrait Maria Pawlowna, Kopie nach J. F. A. Tischbein 1806, Öl/Leinwand, © Foto: Stiftung Weimarer Klassik und KunstsammlungenDie Verbindung mit der Zarenfamilie brachte dem Sohn des Weimarer Herzogs, wie man andernorts aufmerksam bemerkte, neben einer Frau mit Juwelen und hohem Rang auch eine reiche Mitgift. Die Aussteuer der Prinzessin füllte mehr als 80 Planwagen und war wochenlang öffentlich zu besichtigen. Nicht zuletzt diese Mittel, die mäzenatisches Tun erst möglich machten, prägten Weimars Gesicht im 19. Jahrhundert. Die standesbewusste Enkelin Katharinas der Großen förderte Musik und Kunst, gelehrte Institutionen und öffentliche Bauten sowie die Erhaltung und Erweiterung der weitläufigen Parkanlagen. Sie berief Franz Liszt an den Hof, und im Weimarer Schloß ließ sie zu Ehren von Goethe, Schiller, Herder und Wieland vier Dichterzimmer einrichten. Darüber hinaus finanzierte sie u. a. Frauenvereine und soziale Einrichtungen. Zeitlebens ihrer Familie verbunden, wirkte sie im Spannungsfeld der europäischen Politik als Botschafterin der Romanows im Bündnis gegen Napoleon.

Carl Friedrich Erbprinz von Sachsen-Weimar-Eisenach, Kupferstich nach Schröder von C. A. Schwerdgeburth, 1807, © Foto: Walter Klein, Düsseldorf

In 28 Räumen, die jeweils einzelnen Themen gewidmet sind, folgt die Weimarer Ausstellung mit rund 400 Exponaten dem Leben und Wirken Maria Pawlownas vor dem Hintergrund ihrer Epoche. Das reicht von der Jugend der Zarentochter in St. Petersburg, ihrer Heirat und den ersten Jahren am Weimarer Hof bis hin zur Russischen Politik nach dem Wiener Kongreß und den Revolutionen. Einzelne Kapitel gelten auch der "Russischen Kolonie" in Weimar, der Erziehung und Verheiratung der Kinder Maria Pawlownas - ihre Tochter Augusta wurde erste deutsche Kaiserin - sowie der politischen Erinnerungskultur.   Mehr als die Hälfte der Ausstellungsstücke, darunter ein Prunkbett, die Originalpartitur von Mozarts Zauberflöte und wertvollstes Kunsthandwerk, stammt aus den Beständen der Weimarer Stiftung und ist zum Teil erstmals zu sehen.

Wertvolle Leihgaben wie eine Schmuckgarnitur der Zarin Maria Feodorowna, ein Service mit Rosenfries von Katharina II. und ein Portrait von Alexander I. von George Dawe kommen aus St. Petersburg. Aus Pawlowsk, der früheren Sommerresidenz der Zaren, wird u. a. eine Malachitschatulle, die die Großfürstin einst ihrer Mutter schenkte, erwartet; aus Holland ein 3,5 mal 4 Meter großer Spiegel aus Mahagoniholz mit zwei Girandolen und von der Wartburg ein großformatiges Korkmodell der Burg aus dem Jahr 1848.

Korrespondierend zur Ausstellung im Stadtschloß wird der Russische Garten in Belvedere bis zum 20. Juni 2004 nach altem Vorbild wiederhergerichtet. Die Anlage hatte Erbgroßherzog Carl Friedrich 1811 nach dem Vorbild des "Höchsteigenen Gartens" an der Sommerresidenz der Zaren in Pawlowsk für seine Frau anlegen lassen. Nach einer ersten Rekonstruktion vor rund 20 Jahren sollen jetzt mit Hilfe von Sponsoren wichtige Bereiche überarbeitet und erneuert werden. Dazu zählen u. a. der Wiederaufbau der 1999 zusammengebrochenen Floralaube, der Neuabguss von acht Vasen für die Mittelachse sowie die Restaurierung der drei schmiedeeisernen Tore.Sean Scully, Robe Figure, 2003, Öl auf Leinen, Privatsammlung, © Foto: Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen

Im Neuen Museum Weimar stellt die Stiftung noch bis zum 31. Mai 2004 mit Sean Scully einen Künstler vor, der in den letzten Jahren durch zahlreiche internationale Ausstellungen auf sich aufmerksam machte. Die für Weimar zusammengestellte Schau bietet mit Gemälden und Fotografien einen Überblick über das vielfältige Schaffen des in New York und Barcelona lebenden Künstlers, der sich mit seinen Arbeiten in die europäische Tradition eines Piet Mondrian stellt, aber ebenso auch mit der amerikanischen Kunst der fünfziger Jahre auseinandersetzt.

Die nur durch Unterstützung eines privaten Sponsors mögliche Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem finnischen Sara Hildén Kunstmuseum in Tampere und wird von Weimar an die National Gallery in Canberra weiterwandern. Das Bauhaus-Museum ist mit mehr als 220 Exponaten neu eingerichtet worden. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr mit Werken der Bauhausmeister Feininger, Klee, Kandinsky, Itten und Muche auf der Freien Kunst.

Die bisher im Schloßmuseum gezeigten Gemälde "Tröbsdorf" von Feininger, "Wasserpark im Herbst" von Klee und "Das große Bild XX" von Muche ziehen bei dieser Gelegenheit ins Bauhaus-Museum um. Erstmals präsentiert wird u. a. Karl Peter Röhls "Kosmische Vision mit Lichtzentren". Vom 15. Oktober 2004 bis 30. Januar 2005 plant das Bauhaus-Museum mit Unterstützung des Fördervereins eine Ausstellung mit ca. 150 Exponaten zum Thema "Alma Siehoff-Buscher. Eine neue Welt für Kinder". Vorgestellt werden u. a. Handzeichnungen, Möbel, Spielzeug, Bücher und Bastelbögen.

Im Goethe-Nationalmuseum sind vom 28. August bis zum 17. Oktober 2004 in einer Sonderausstellung in der Treppengalerie Landschaftszeichnungen von Goethe und Grass zu sehen (s. auch den Beitrag von Kai Artinger, Günter Grass-Haus Lübeck). Unter dem Titel "Diesseits und jenseits von Arkadien" bieten rund 100 Arbeiten zweier durch die Zeit getrennter Literaten mit zeichnerischer Begabung einen ungewöhnlichen, zum Teil provozierenden Vergleich.

Französische Meisterzeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts werden von Dezember 2004 bis Februar 2005 im Schloßmuseum vorgestellt. Die mehr als 100, zumeist noch unpublizierten Spitzenstücke "Von Callot bis Creuze" stammen aus der Goetheschen sowie der ehemaligen großherzoglichen Sammlung. Weimar ist die erste Station dieser in Zusammenarbeit mit dem emeritierten Präsidenten des Louvre, Pierre Rosenberg, geplanten Schau. Sie wird anschließend von März bis Mai 2005 im Pariser Musée Jacquemart-André sowie von Juni bis August 2005 in New York gezeigt.

Zum 200. Todestag Friedrich Schillers im Jahr 2005 bereitet die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen eine Ausstellung vor, die nach der Aktualität der Schillerschen Dramen und ihrer Helden fragt. Unter der Überschrift "Die Wahrheit hält Gericht - Schillers Helden heute" wird die Schau die Auseinandersetzung mit den Dramen und ihren Helden in der Literatur, im zeitgenössischen Theater und auch im Film thematisieren. Die Ausstellung ist vom 9. Mai bis 10. Oktober 2005 im Weimarer Schiller-Museum zu sehen und geht im Anschluss ins Schiller-Nationalmuseum nach Marbach. Im Gegenzug wird die Marbacher Schiller-Jubiläumsausstellung ab 30. Oktober 2005 in Weimar gezeigt.

Angela Jahn
Pressereferentin der Stiftung Weimarer Klassik
und Kunstsammlungen

AsKI KULTURBERICHTE 1/2004

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