Städelsches Kunstinstitut: Der Bürgermeister, sein Maler und seine Familie - Hans Holbeins Madonna im Städel

Hans Holbein d. J., Madonna des Bürgermeisters Meyer sog. Darmstädter Madonna, 1526/28, Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut (Leihgabe: By Courtesy of Hessische Hausstiftung), Foto: © Artothek, Hans Hinz

Am Sonntag, den 29.2.04 - dem geschenkten Tag eines Schaltjahres - kam die 'Holbein Madonna' (Basel 1526/28), wie Landgraf Moritz von Hessen seinen Familienbesitz im Redebeitrag titelte, als eine Art 'gefährliches Geschenk' aus Darmstadt nach Frankfurt.

Mit dem von ihm als Spiel entwickelten Szenario "Was wäre wenn ...?" - ... seine Ahnen dieses Werk nicht erworben, nicht vor Krieg und Zerstörung gerettet, nicht wieder zurück nach Darmstadt gebracht hätten - beleuchtete er letztlich die Entscheidungen bezüglich des vorläufig auf vier Jahre begrenzten Standortwechsels, so lange nämlich sind Renovierung und Umbauzeit des Darmstädter Domizils veranschlagt.

Die Leihgabe aus dem Schlossmuseum Darmstadt, wo das Kleinod laut Besucherstatistik von durchschnittlich sechs Besuchern/Woche entdeckt wurde, stieß allein bei der Ausstellungseröffnung im noch dazu 'protestantischen Frankfurt', wie Hausherr Prof. Herbert Beck in seinem Begrüßungsreigen freudig vermerkte, auf ein geradezu immenses Interesse. Sein besonderer Dank ging an den Repräsentanten des Hauses Hessen sowie die Vertreter des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Kustos Dr. Bodo Brinkmann erläuterte in seinen profund-prägnanten Ausführungen zu Holbeins Madonna deren vielschichtige Ikonographie, ihr zeitliches Umfeld und den vielleicht "fotografischsten der alten Meister" und gesuchtesten Protraitisten, dessen Madonnenbild eingebettet wurde in eine wie so oft von den Besuchern gewünschte sog. 'kleine Ausstellung'. Er verwies dazu auf die großartigen Baseler Leihgaben, Abteilungen Kupferstichkabinett und Alte Meister, und dankte den Kustoden Dr. Bernd Lindemann und Dr. Christian Müller. Sein Dank ging auch an die beiden Hauptsponsoren: die Deutsche Guggenheim und die Deutsche Bank. Hans Holbein d. J. (Augsburg 1497/98 - 1543 London), `begnadeter Renaissancekünstler' deutscher Prägung und so etwas wie der 'Hoffotograf' Heinrichs des VIII. von England, erfährt mit seinen gezeigten Werken eine zeitgenössische Ergänzung durch die parallel dazu im sog. Oktogon zu sehenden Portraits des japanischen Fotografen Hiroshi Sugimoto nach Holbein.

Die sieben großformatigen Aufnahmen sind betitelt mit 'Portraits' und zeigen Heinrich den VIII. und seine sechs Frauen. Portraits des Malers dienten seinerzeit als Vorlagen für plastische Umsetzungen in Wachsfigurenkabinetten, was wiederum von Sugimoto in s/w-Fotografien festgehalten nun, einer doppelten medialen Brechung gleich, völlig neue Bilder entstehen ließ.

Sabine Jung


Ein Katalog zur Ausstellung ist zum Preis von 25,- EUR erhältlich

AsKI KULTURBERICHTE 1/2004

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