Museum für Kommunikation Berlin: Streit. Eine Annäherung

lucha libre Masken: verspielt, kreativ, manchmal auch bedrohlich. Die Masken dürfen bei keinem Wrestling-Match fehlen. Foto: Wikimedia creative commons

Kultur stärkt Demokratie!
Das Museum für Kommunikation Berlin stellt in der aktuellen Wechselausstellung „Streit. Eine Annäherung" die Entwicklungen und Herausforderungen von Streit dar und nimmt kulturgeschichtliche, politische und kommunikationstheoretische Aspekte in den Fokus.

Die Ausstellung betont die Relevanz einer aktiven Streitkultur für eine vielfältige und lebendige Demokratie. Die Grenzen zwischen konstruktiver und destruktiver Auseinandersetzung sind fließend – wichtig ist den Ausstellungsmachenden daher die Vermittlung und Einordnung von Kommunikation, Streit und Debatte.

Guter Streit wird als wesentlicher Bestandteil der Demokratie präsentiert, indem die positiven Entwicklungen im privaten, gesellschaftlichen und politischen Streiten hervorgehoben werden. Der Ausstellungsraum ist Ort für Dialog und Reflexion des eigenen Streit-Charakters und eröffnet neue Perspektiven auf das Kommunikationsphänomen. Gemeinsamkeiten und Gegensätze werden an vielen interaktiven Stationen, in künstlerischen Installationen und durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm identifiziert und ausgelotet.

Unterschiedliche Veranstaltungs- und Bildungsformate aus der begleitenden Reihe „Streit. Das Programm" vertiefen und diskutieren Inhalte der Ausstellung. Kollaborationen mit Kunstschaffenden, Wissenschaftlern und Journalisten widmen sich an vier Abenden während der Laufzeit den Streitarenen KUNST, LIEBE, MACHT und GELD.

WRESTLING. Ein Audio-Walk mit Live-Performance

In der Ausstellung werden Gewalt und Eskalation bewusst ausgeklammert, da sie nicht Teil von konstruktiver Streitkultur sind. Eine Wrestling-Performance, als symbolische Form der körperlichen Auseinandersetzung, füllt diese vermeintliche Leerstelle. Die Projektförderung des AsKI unterstützt im Rahmen von „STREIT. Das Programm" die Zusammenarbeit des Museums mit den Künstlerinnen „hannsjana", die für die Ausstellung „Wrestling. Ein Audio-Walk mit Live-Performance" entwickelt haben. „hannsjana" sind Künstlerinnenkollek­tiv, Band und Audio-Tour-Produzentinnen. In ihren vielschichtigen Arbeiten durchdringen sie konkrete und abstrakte Räume und machen sie so erfahrbar.

Viktoria Sorochinski, Brague und Magnus im stillen Konflikt, Foto: Viktoria Sorochinski

In „WRESTLING." wird das Publikum über Kopfhörer von zwei Sport-Kommentatorinnen auf dem Weg durch das Museum begleitet, während Wrestlerinnen in mehreren Runden verschiedene Konfliktpunkte improvisieren und mit dem für das Wrestling typischen Show-Charakter austragen. Der interaktive Audiowalk vermittelt die Themen mit Humor, Musik und den ikonischen lucha libre Masken und stellt, so die Projektbeschreibung von „hannsjana", Streit als Performance dar:

»Die offensichtliche Realitätswirksamkeit des performten Konflikts beim Wrestling
wollen wir in Kontrast und Vergleich zur vermeintlich reinen Diskurshaftigkeit des
Feminismus setzen. So wie ein Schlag die Nase wirklich verformt, so formt auch ein
feministischer Diskurs wirklich unser Leben. Vielleicht nicht so schnell, brutal und
offensichtlich, aber nicht weniger bedeutend.«

Die Freude am politischen Widerspruch wird somit geweckt, der feministische Diskurs in die unterhaltsame, populäre Form des Wrestlings überführt und unterschiedliche Positionen zugänglich gemacht. Der Lichthof des Museums, umgeben von Galerien in drei Stockwerken, bietet den Austragungsort für das Wrestling-Match und das Publikum kann sich dabei in Fanblöcke aufteilen, diskursive Verortung erproben, Fan-Gesänge üben und Niederlagen gemeinsam betrauern. An den insgesamt zehn Terminen können die Besuchenden außerdem ausgewählte Inhalte des Audiowalks über QR-Codes in der Ausstellung und über die Website des Museums abrufen.

Laura Schmidt | Co-Kuratorin der
Ausstellung und wissenschaftliche Volontärin,
Museum für Kommunikation Berlin


Museum für Kommunikation Berlin
Streit. Eine Annäherung
7. Oktober 2022 bis 27. August 2023

www.mfk-berlin.de/ausstellung-streit

AsKI kultur leben 1/2023

.

xxnoxx_zaehler