Kulturstiftung Hansestadt Lübeck, Buddenbrookhaus: Pacific Palisades - Wege deutschsprachiger Schriftsteller ins kalifornische Exil 1932-1941

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Lion Feuchtwanger im kalifornischen Exil, © Foto: Katalog

Noch bis zum 17. Juni 2007 zeigt das Lübecker Buddenbrookhaus die Sonderausstellung "Pacific Palisades. Wege deutschsprachiger Schriftsteller ins kalifornische Exil 1932-1941".

Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven und des Buddenbrookhauses. Für das Auswandererhaus war es die erste große Sonderausstellung; sie wurde dort im Frühjahr 2006 mit großem Erfolg gezeigt. Nach Bremerhaven und dem Literaturhaus in München ist Lübeck die dritte Station dieser ungewöhnlichen Ausstellung zur deutschen Exilliteratur: Beschrieben werden die Wege ins Exil der Autorinnen und Autoren Theodor W. Adorno, Vicki Baum, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Heinrich und Thomas Mann, Ludwig Marcuse, Walter Mehring und Franz Werfel.

Unmittelbar nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 ergriffen die Nationalsozialisten die ersten repressiven Maßnahmen zur Gleichschaltung aller Bereiche des Staates. Auch zahlreiche Kulturschaffende sahen sich aufgrund ihrer politischen Anschauungen oder ihrer jüdischen Herkunft gezwungen Deutschland zu verlassen. Unter den Hunderttausenden, die zwischen 1933 und 1945 unter dem Terror-Regime der Nationalsozialisten aus Deutschland flüchteten, befanden sich rund 2.500 Schriftsteller.

Der Großteil der Autoren ließ sich in Erwartung einer baldigen Rückkehr zunächst in benachbarten europäischen Ländern nieder. Doch mit dem Ausbruch des Krieges wurde auch Europa zur Falle. Amerika schien für die meisten Hitlerflüchtlinge nun die einzige Möglichkeit, den faschistischen Verfolgern zu entkommen. Die Flucht aus Europa wurde dabei für einige von ihnen zur wahren Odyssee. In Amerika war die kalifornische Küste vor Los Angeles das Ziel vieler Schriftsteller. Geradezu legendär geworden ist jene einmalige Ansammlung von deutschen Schriftstellern, Musikern, Künstlern, Gelehrten und Wissenschaftlern, die sich in der malerischen Hügellandschaft mit dem klangvollen Namen Pacific Palisades und ihrer unmittelbaren Umgebung (Santa Monica, Beverly Hills, Hollywood) niederließen.

Doch das "Paradies" hatte Schattenseiten: Nur wenigen Schriftstellern gelang es, in Amerika Fuß zu fassen. Für den Großteil der Autoren bedeutete das kalifornische Exil einen absoluten Neubeginn und einen ständigen Kampf um materielle Sicherheit. Obwohl Schriftsteller die Hauptrolle spielen, handelt es sich nicht um eine "gewöhnliche" Ausstellung zur Exilliteratur. Denn mehr noch als das künstlerische Schaffen der Autoren interessieren die Hintergründe, vor denen dies stattfand: die persönlichen Schicksale der Autoren während des Dritten Reiches. Die Ausstellung folgt den Spuren von zehn Autoren auf ihrer Flucht aus Hitler-Deutschland durch Europa bis ins kalifornische Exil. Im Vordergrund steht dabei die Emigration nach Amerika.

Die Ausstellung bringt auf diese Weise das große historische Thema "Auswanderung" mit dem literarhistorischen Thema des schriftstellerischen Schaffens im Exil zusammen. Dokumentiert werden die sehr unterschiedlichen Auswanderergeschichten der zehn Autoren folglich nicht nur anhand von Texten der Autoren, in denen sich Entscheidungs- und Ablösungsprozesse, Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die Auseinandersetzung mit den politischen Geschehnissen in Deutschland widerspiegeln, sondern auch mit zahlreichen Fotos und Abbildungen. Die Dokumente (Ausreisegenehmigungen, Schiffskarten, Wetterberichte der Überfahrten u.ä.) wurden in diversen Archiven in Deutschland und den USA recherchiert.

Aus diesem interdisziplinären Fokus der Ausstellung erklärt sich die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen einem historischen und einem literarischen Museum. Für die Textrecherche zu den Autoren zeichnet das Buddenbrookhaus verantwortlich. Für die Daten- und Faktenrecherche zum Thema "Auswanderung" war das Deutsche Auswandererhaus zuständig. Die Bild- und Dokumentenrecherche sowie die Ausstellungsarchitektur wurde vom Studio Andreas Heller (Hamburg) übernommen, das als Generalplaner für Architektur sowohl für das Konzept als auch für die Ausstellung des im August 2005 eröffneten Auswandererhauses verantwortlich war. Im Buddenbrookhaus bietet die Dauerausstellung zur Familie Mann, in der das Exil eines von vielen Kapiteln ist, der Sonderausstellung einen thematischen Anknüpfungspunkt. Von diesem Kapitel ausgehend erfährt das Thema in der Sonderausstellung eine Vertiefung und zugleich eine Erweiterung, indem die Brüder Mann im Kontext der kalifornischen Exilgemeinschaft gezeigt werden.

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