Kulturinstitute: Gedächtnis der Nation, Europas, der Welt

Die trauernde Penelope. Sog. Campana-Relief, 1. Jh. v.Chr., Bibliotheca Bodmeriana, Cologny (Genf), Foto: Bernd HoffmannWas eigentlich hält die Mitglieder des "Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. - AsKI" zusammen? Wäre es nur die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Politik und Öffentlichkeit, dann wäre das zu wenig. Nein, den AsKI hält vor allem anderes zusammen, sowohl was die Form betrifft als auch und vor allem den Inhalt.

Die Form: Alle Mitglieder sind selbständig, und das heißt, weder staatlich noch städtisch, sondern als eingetragene Vereine, Stiftungen oder neuerdings auch als gemeinnützige Gesellschaften (gGmbH) konstituiert. In aller Regel verdanken sie ihre Gründung der Initiative von Bürgern, nicht politischen Beschlüssen, und auch diejenigen Institute, in deren Gremien Staat oder Stadt vertreten sind und die sich teilweise aus öffentlichen Mitteln finanzieren, werden bis heute zum erheblichen Teil von solcher Initiative getragen. In einer Zeit, die sich "Privatisierung" zu einem ihrer Schlagworte erkoren hat, haben so die AsKI-Institute geradezu Modellcharakter.

Mehr noch sind sie Modell wegen ihrer inhaltlichen Botschaft. Denn sie stellen durch ihre Sammlungen, Bibliotheken, Archive, Ausstellungen, Forschungsvorhaben, Tagungen einen gewichtigen Teil des Gedächtnisses der Nation, ja Europas und der Welt dar. Sie machen zu ihrem Teil die Vergangenheit für die Gegenwart verfügbar und sorgen so dafür, dass das scheinbar Vergangene, Abgetane zukunftswirksam werden kann. Darauf, auf solche Wirkung, kommt es mehr denn je an, gerade in einer Gesellschaft wie der unseren, die sich allem Anschein nach immer rascher verändert und deshalb nur allzu sehr dazu neigt, gar nicht mehr zurückzublicken. Uns droht der Verlust des Gestern und Vorgestern. Er beginnt in den Elternhäusern und Schulen, die allzu wenig noch in der Lage sind, den jungen Menschen Blicke in die Vergangenheit zu öffnen, und endet in der täglichen Medienflut, welche das Historische, wenn es nicht gerade um die Nazi-Vergangenheit geht, nur allzu gern in die Elite-Medien und die Nachtstunden verbannt. Wie groß, dem entgegen, das Bedürfnis breiter Schichten nach Vergewisserung über Damals, Jetzt und Künftig ist, lehrt jedes Mal erneut der Besucherstrom, den historische Ausstellungen anlocken.

Der AsKI und seine Mitglieder haben sich darum vorgenommen, ihre unentbehrliche Rolle als kulturelles Gedächtnis erneut zu reflektieren und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu heben. In dieser Ausgabe der "Kulturberichte" beginnen wir damit durch einige Selbstdarstellungen am Beispiel der Stiftung Weimarer Klassik und der Bibliotheca Bodmeriana in Cologny (Genf), Schweiz - Letztere bisher kein AsKI-Institut. Im nächsten Jahr wird ein internationales Symposium folgen, im Jahr darauf eine große gemeinsame Ausstellung mit einem breit angelegten Begleitprogramm. Wir hoffen auf viele Leser und Besucher.

Dr. Dr.h.c. Barthold C. Witte
Vorsitzender des AsKI

 AsKI KULTURBERICHTE 2/2000

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