ICOM 2001 Barcelona

19. General-Konferenz und 20. Generalversammlung des International Council of Museums 1.- 6. Juli 2001.
Das Treffen in Barcelona stand unter dem Motto "Managing Change: the museum facing economic and social challenges".

Die etwa 2000 Kongressteilnehmer aus 64 Ländern nutzten 6 Tage lang die Gelegenheit, in insgesamt 28 Komitees Informationen und Gedanken auszutauschen. Ergänzt wurde der Kongress durch den "Market of Ideas", das "Open Forum" und durch den "Trade Institutional Fair", eine Messe mit Informationsständen einzelner Institute und Museen sowie Firmen mit museumsrelevanten Präsentationen, u.a. entsprechenden Internet-Programmen, Versicherungen etc.

Ein Rahmenprogramm mit Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung von Barcelona sowie drei Festen war willkommene Gelegenheit, Gesprächspartner zu treffen, die tagsüber in einen übervollen Sitzungs-, Vortrags- bzw. Tagungsplan eingespannt waren. So fand die Welcome-Party im Palau de Congressos des Katalanischen Nationalmuseums für Kunst auf dem Montjuic statt, das Gala Dinner im Freilichtmuseum Pueblo Espanol und eine Farewell-Party am "Barceloneta Beach", dem seit den Olympischen Spielen neu entstandenen Hafen- und Strandbereich der Hauptstadt von Katalonien, jeweils mit mediterraner spanisch-katalanischer Küche und Musik.

Das "Open forum" mit fünf sog. round tables, d.h. Podiumsrunden mit anschließenden Diskussionen, thematisierte "Große und kleine Museen: zwei Formen des Managements", "Supranationale Hilfe für Museums Management", "Die Balance zwischen finanziellem und sozialem Profit", "Vorteile und Nutzen des Internets für die Museen", "Die Erneuerung des Museums: Worauf sollten Reformen im konzeptualen Bereich und Management-Reformen abzielen?"

Die Besetzung dieser round tables war hochkarätig und breit gefächert. Dafür standen Referenten wie Edward H. Able Jr. - u.a. ehemaliger Co-Direktor der Smithsonian Institution, zuvor neun Jahre einer der Leiter von Landscape Architects and the Landscape Architecture Foundation; der ehemalige englische Fußballnationalspieler Kevin Moore - derzeitiger Direktor des englischen Nationalen Fußball Museums, Autor zahlreicher Publikationen im Museums-Management und Marketing-Bereich; Cary Karp - Direktor für Internet-Strategie und Technologie des Schwedischen Naturhistorischen Museums und Präsident der Museum Domain Management Association; oder Jan Van der Starre - derzeit senior consultant des Dokumentarischen Informations Systems/Work Flow Management der internationalen Gesellschaft Cap Gemini Ernst & Young; Marta del la Torre - Direktorin der Informations- und Kommunikationsabteilung am Getty Conservation Institute in Los Angeles; sowie Juan I. V. Fernández - zuletzt Gründungsdirektor des Guggenheim Museums in Bilbao; und Bruno S. Frey - Professor für Wirtschaft an der Universität Basel, Autor zahlreicher Publikationen im Bereich Arts & Economics (2000).

Die Tagung bot nicht nur Einzelpersonen die Möglichkeit, sich auszutauschen, sondern auch Institutionen eine gute Plattform, wichtige Kontakte zu anderen Institutionen zu knüpfen. Jacques Perot, der alte und neue Präsident von ICOM, eröffnete die General-Konferenz gemeinsam mit den spanischen Gastgebern und Kollegen Rafael Feria, dem Vorsitzenden des ICOM-Komitees, und Frederic-Pau Verrié, dem Vorsitzenden von ICOM 2001 Barcelona. In vier Eröffnungsvorträgen wurde aus unterschiedlichsten Blickwinkeln die zentrale Bedeutung der Museen als Bindeglieder zwischen kulturellen Gütern und einer sich wandelnden Öffentlichkeit angesprochen, ferner ihre Bedeutung als Bildungsstätten für kommende Generationen - ein besonderes Anliegen der das ICOM dominierenden amerikanischen Mitglieder - sowie die Wichtigkeit, sich den neuen Technologien zu öffnen, und schließlich das Einbringen von Qualifikationen im Bereich des Managements und der Finanzen sowie der Akquisition.

In "Museen im Informationszeitalter - Kulturelle Bindeglieder zwischen Zeit und Raum" führte Manuel Castells - Professor an der Universität von Katalonien, zuvor Gastprofessor an der Berkeley Universität Californien sowie Direktor des Institutes für Soziologie und Neue Technologien an der Autonomen Universität Madrid - in eine Problematik ein, die er als Autor zahlreicher Publikationen als Basis seines 1996 erschienen Buches über die Trilogie des Informationszeitalters "Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur" ausführte, das in 15 Sprachen übersetzt worden ist.

"Museen für das 21. Jahrhundert: von der Krise zum Erfolg" lautete das Thema von Luis Monreal - Mitglied zahlreicher Institute (u.a. Aga Khan Steering Committee in Genf, Alexandria Library Council in Ägypten) und Direktor der Stiftung "La Caixa".

Philippe Durey studierte Geschichte, Politologie, war u.a. bis 2000 Direktor des Museums für Kunst in Lyon und wurde nun zum Generalsekretär der "Réunion des musées nationaux" berufen. Sein Thema "Ein Beispiel für das Sammeln wirtschaftlicher Ressourcen in Museen: Die Réunion des musées nationaux - Auf halbem Weg zwischen kommerziellem Marketing und kulturellem Nutzen" wurde u.a. verdeutlicht am Beispiel von zentraler Katalogherstellung und von zentralem Vertrieb in den sog. Bookshops der Museen der Réunion.

George H.O. Abungu, Generaldirektor der Nationalmuseen Kenias, sprach zum Thema "Museen: Orte für Dialog und Konfrontation" und begleitete seine Ausführungen mit Filmausschnitten zu aktuellen Situationen in Kenia, Tansania und Botswana am Beispiel von Stämmen, die gezwungenermaßen umsiedelten, wobei aber Traditionen, Wissen um Orte und Gebräuche im Museum bewahrt und lebendig erhalten werden.

ICOM, eine in den USA gegründete weltweite Organisation, hatte als ursprünglichen Gedanken die Hilfeleistung für die vom Krieg erschütterten Museen Europas.
Die Generalkonferenzen finden alle drei Jahre statt. Im Oktober 2004 ist Koreas Hauptstadt Seoul aufgerufen, Asien ist damit erstmals Tagungsort der Generalkonferenz seit Bestehen des ICOM. Neue ICOM-Tagungssprache ist Spanisch neben Englisch und Französisch.
Daneben tagen die einzelnen Länderkomitees jährlich an unterschiedlichen Orten. So trifft sich ICOM Deutschland, unter der Präsidentschaft von Dr. Hans-Martin Hinz vom Deutschen Historischen Museum Berlin, im November/Dezember 2001 in Belgien. Darüber hinaus tagen die einzelnen internationalen Komitees meist jährlich und ebenfalls an unterschiedlichen Orten.
Im Museumsbereich tätige Einzelpersonen können Mitglied werden, damit ist man stimmberechtigt in einem Komitee, während man noch in zwei weiteren eingetragenes Mitglied sein kann. Institutionen erhalten den Assoziierten-Status.

SJ

Kontaktadresse
Geschäftsstelle ICOM-Deutschland:
Johanna Westphal, Jonasstraße 29, D-12053 Berlin
Tel: 030-69504525, Fax: 030-69504526
E-Mail: icom-deutschland@t-online.de

 AsKI KULTURBERICHTE 2/2001

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