Haus "Hohe Pappeln" von Henry van de Velde für die Öffentlichkeit gesichert - Weimar wird "Internationales van de Velde-Forschungszentrum"

Henry van de Velde: Privathaus Hohe Pappeln in Weimar (1907/08), Blick aus dem Flur in die Wohndiele mit Treppenaufgang, © Foto: Roland Dressler, Kunstsammlungen zu Weimar

Vor dem Hintergrund des 100-jährigen Jubiläums der Niederlassung Henry van de Veldes (1863-1957) in Weimar sind zwei überregional bedeutsame Projekte von den Kunstsammlungen zu Weimar realisiert worden.

Wie bereits berichtet (Kulturberichte 1/2002, Kleine Nachrichten), werden die Kunstsammlungen und die Stiftung Weimarer Klassik zum 1. Januar 2003 fusionieren. Die seit Oktober 1999 währende Auseinandersetzung um das Privathaus von Henry van de Velde, das 1907/08 erbaute Haus "Hohe Pappeln" an der Belvederer Allee in Weimar, wurde zu einem guten Ende gebracht.

Der bisherige Besitzer, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, hat das Haus an den Münchener Verleger Dr. Klaus Gallas verkauft. Dieser hat mit den Kunstsammlungen einen zehnjährigen Mietvertrag abgeschlossen mit der Verpflichtung, die Jugendstil-Villa wieder für den Publikumsverkehr zu öffnen. Mit dem Mietvertrag verbunden ist ein Ankaufsrecht der Kunstsammlungen auf das Haus - ein Recht, das jederzeit ausgeübt werden kann. Gezeigt wird ab 2003, nach Durchführung der notwendigen Umbaumaßnahmen, die vor drei Jahren erworbene Einrichtung der Weimarer Wohnung der Familie von Münchhausen (datiert 1904), die nahezu komplett erhalten ist.

Neben den Verhandlungen über die Immobilie ist von den Kunstsammlungen zu Weimar ein Forschungsprojekt initiiert und eingerichtet worden, das zum Ziel hat, die raumkünstlerischen und kunstgewerblichen Arbeiten von Henry van de Velde in einem Werkverzeichnis zu erfassen. Die Dokumentation des umfangreichen Œuvres umfasst folgende Gattungen: Möbel und Einbauten, Textilien und Tapeten, Keramik, Metallarbeiten, Lampen, Schmuck sowie Werbegrafik. Von besonderem Interesse ist dabei die Entstehungsgeschichte der Kunstgegenstände. Hierbei spielen Voraussetzungen und Bedingungen des Auftrags, die Persönlichkeit des Auftraggebers sowie das Verhältnis des Auftraggebers zum Künstler eine ebenso große Rolle wie die Zusammenarbeit van de Veldes mit Kunsthandwerkern, Werkstätten und Firmen. In kunsthistorischen Fachpublikationen wurde schon auf die Erstellung des Werkverzeichnisses von Henry van de Velde hingewiesen, verbunden mit der Bitte, noch unbekannte Werke dem Weimarer Forschungsteam zu melden. An die Öffentlichkeit ergeht die Bitte, zu überprüfen, ob sich noch unregistrierte Werke van de Veldes in Privatbesitz erhalten haben und ob noch Dokumentationsmaterialien zu dem belgischen Künstler vorhanden sind. Des Weiteren sind die Kunstsammlungen besonders dankbar für Informationen zu den Werkstätten und Herstellerfirmen, mit denen van de Velde zusammengearbeitet hat.

(Hinweise bitte an die Telefon-Nr. 03643/545-959, die Fax-Nr. 03643/545-902 oder E-Mail: antje.neumann@klassik-stiftung.de - Absolute Diskretion wird zugesichert.) Das Forschungsprojekt wird mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Freistaates Thüringen großzügig gefördert - für das Vorhaben sind drei Jahre veranschlagt.

 

AsKI KULTURBERICHTE 3/2002

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