Goethe Jahr 1999 : Stiftung Weimarer Klassik

Hauptreppe im Goethe Nationalmuseum, Foto Sigrid Geske,Weimar

Wiederholte Spiegelungen - Weimarer Klassik 1759-1832.   Neue Ständige Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums

Mit dem Thema „Weimar vor Goethe" wird 1999 die neue Ständige Ausstellung im Goethe-Nationalmuseum an ihrem Beginn den Besucher begrüßen.

 Im ersten Raum des Hauses, in dem seit 1996 umfangreiche Bau- und Neugestaltungsarbeiten realisiert wurden, sollen mit dem Wirken des Herzogshauses Sachsen-Weimar-Eisenach, der Regentschaft Anna Amalias, der Rolle Christoph Martin Wielands sowie weiteren Aspekten aus der Kultur- und Landesgeschichte die spezifischen Voraussetzungen für die Entwicklung und Ausprägung der Weimarer Klassik augenscheinlich werden.

Der Raum steht damit exemplarisch für das Prinzip des neuen Museums, das die Stiftung Weimarer Klassik zum 250. Geburtstag des Dichters vorbereitet: Anstelle der bisherigen Weimarer Goethe-Ausstellungen, die den Grundlinien von Goethes Biographie folgten, tritt ein Konzept, das Goethe in den vielfältigen Beziehungen zu den wichtigsten Vertretern und Strömungen seiner Zeit zeigt. In thematischer Gliederung soll dabei ein Panorama der Literatur, Politik und Kunst zwischen 1750 und 1840 entstehen, das das Phänomen „Weimarer Klassik" in Personen, Beziehungen, Ursachen und Wirkungen beschreibt. Insgesamt werden auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche 24 Kapitel zur Zusammenschau einer Epoche führen - von der bislang vernachlässigten Kultur- und Landesgeschichte über die Beziehungen zwischen Goethe, Schiller, Herder und Wieland, das Italienerlebnis mit seinen Auswirkungen auf Weimar, die großen Theaterexperimente von Goethes „Faust" bis zu Schillers „Wallenstein", das Konzept der „Welt-Literatur" und die Naturwissenschaften bis hin zu den Anfängen der Rezeptionsgeschichte. Von rund 3000 Exponaten, die in der Vorauswahl für die neue Ausstellung zusammengetragen wurden, werden rund 800 - nahezu ausschließlich Originale aus den Beständen der Stiftung Weimarer Klassik - zu sehen sein.

Wiedergewonnen wird durch die bauliche und inhaltliche Neugestaltung des Museums auch der sogenannte „Sammlungsbau" aus den Jahren 1913/14. Der ursprünglichen Bestimmung entsprechend werden hier wieder die Kunst- und die naturwissenschaftliche Sammlung Goethes ihren Platz finden und Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. In Schaumagazinen sind ausgewählte Sammlungsstücke dann auch interessierten Besuchern zugänglich.

Das neue Museum, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum historischen Wohnhaus Goethes am Frauenplan im wesentlichen auf dem Areal des Vorgängerbaus entsteht, soll am 1. Mai 1999 eröffnet werden. Es ist, mit einer Investition von rund 18 Millionen Mark, das umfangreichste Projekt der Stiftung Weimarer Klassik zum 250. Geburtstag Goethes.

Vorhaben der Stiftung Weimarer Klassik zum Goethe-Jubiläum 1999

Meisterzeichnungen aus Goethes Besitz

Johann Wolfgang von Goethes Kunstsammlung umfaßt mit 26.000 Stücken nahezu alle Gattungen - Plastik, Gemälde, Graphik, Kunstgewerbe, Majoliken, Münzen und Medaillen.

Die Sammlung von Handzeichnungen und Druckgraphik hat dabei einen herausragenden Stellenwert, gibt sie doch in der Breite der vertretenen Künstler, Schulen und Epochen einen für Goethes Kunstauffassung repräsentativen Querschnitt.

Daniel Hopfer, Ein zärtliches Paar, um 1520, Handzeichnung, Goethes Kunstsammlungen Stiftung Weimarer Klassik, Foto Sigrid Geske,Weimar

Aus den mehr als 8.000 Blättern niederländischer, französischer, englischer, italienischer und deutscher Herkunft aus dem Zeitraum zwischen Spätgotik und Romantik wurde eine Auswahl getroffen, die in fünf Sequenzen für jeweils sieben Wochen originale Meisterzeichnungen und druckgraphische Blätter in der ehemaligen Dienerwohnung im Erdgeschoß von Goethes Wohnhaus am Frauenplan präsentieren wird. Spitzenstücke der Ausstellung werden Ende 1999 in der Casa di Goethe in Rom gezeigt.

  • ab 7.3.: „Deutsche Renaissance"
  • ab 2.5.: „Renaissance und Manierismus in Italien"
  • ab 27.6.: „Das Goldene Zeitalter in den Niederlanden"
  • ab 22.8.: „Europäisches 17. u. 18. Jahrhundert"
  • ab 17.10.: „Deutsches 18. und frühes 19. Jahrhundert".

Zur Ausstellung - realisiert in Kooperation mit der Weimar 1999-Kulturstadt Europas GmbH - erscheinen Faltblätter und ein durchgehend vierfarbiger Katalog, der 70 Spitzenstücke in Abbildung und Kommentar wiedergibt.

Morgenlandfahrten Goethes

Dem „Morgenlandfahrer" Goethe ist eine Ausstellung gewidmet, die anläßlich der Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft 1999 im Goethe- und Schiller-Archiv eröffnet wird. Sie versammelt Dokumente, die über Goethes lebenslange Auseinandersetzung mit der Kultur des Nahen und des Fernen Ostens Auskunft geben.

J. W. von Goethe, Schriftproben aus dem ‘West-östlichen Divan‘, eigenhändig, um 1813, Stiftung Weimarer Klassik, Foto: Sigrid Geske, Weimar

Den thematischen Kern der Ausstellung bilden die im Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrten Materialien zum „West-östlichen Divan", darunter Vorarbeiten, Entwürfe und eigenhändige Reinschriften. Ergänzt und bereichert werden diese handschriftlichen Zeugnisse durch Objekte aus den Beständen des Goethe-Nationalmuseums und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, darunter Erinnerungsstücke, Druckgraphik mit Porträts und Schauplätzen, Exemplare aus Goethes Bibliothek, ferner Prachtausgaben von zeitgenössischen Reiseberichten und wissenschaftliche Werke sowie die von Goethe in der „Divan"-Zeit erworbenen persischen, arabischen und türkischen Manuskripte (26. Mai bis 18. Juli, in Kooperation mit der Weimar 1999-Kulturstadt Europas GmbH).

Weiterhin vorgesehen sind zwei internationale Tagungen: „Goethes Diagnose der Moderne" - ein Symposium zur Modernität der wissenschaftlichen und literarischen Werke Goethes anhand von Bezügen zwischen seiner geschichtlichen Erfahrungswelt und der Gegenwart am Ende des 20. Jahrhunderts (1.-3. Juli) sowie unter der Überschrift „Archäologie eines Ortes" zu den Methoden kultureller Praxis, zu Erinnerung, Archivierung, Kanonisierung und Inszenierung am Fallbeispiel der Stiftung Weimarer Klassik mit ihren Beständen (30. September bis 2. Oktober, beide in Kooperation mit der Weimar 1999-Kulturstadt Europas GmbH). Programme zu diesen Tagungen sind bei der Stiftung Weimarer Klassik erhältlich.

Zum umfangreichen Bau- und Sanierungsprogramm historischer Häuser und Museen, das die Stiftung Weimarer Klassik mit Blick auf das Kulturstadtjahr 1999 bereits 1995 begonnen hat, gehören neben dem Umbau und der inhaltlichen Neugestaltung des Goethe-Nationalmuseums auch der Ausbau des Kirms-Krackow-Hauses zu einem Literaturzentrum der Stiftung sowie die grundlegende Restaurierung des Römischen Hauses im Park an der Ilm. Das Kirms-Krackow-Haus soll vom 23. bis 25. April, das Römische Haus vom 28. bis 30. Mai wiedereröffnet werden.

AsKI KULTURBERICHTE 1/1999

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