Goethe Jahr 1999 : Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum

Titelbild AsKI KULTURBERICHTE 1/1999: Hans Traxler - Illustration zu Goethes Versen: Ich bin so guter Dinge - so heiter und rein, und wenn ich einen Fehler beginge, könnt‘s keiner sein

Themenschwerpunkt: Goethe-Jahr 1999

„Nun sag, wie hast dus mit der Religion", fragt Gretchen Faust. Nun sag, wie hast dus mit Goethe: Das fragten sich nicht nur seine Zeitgenossen, sondern alle Generationen seitdem und überall, ist doch sein Genie längst ins Universale gewachsen. Auch das Freie Deutsche Hochstift ist gegen Ende dieses Jahrhunderts aufgefordert, sein Goethebild neu zu bestimmen, und die Feier des 250. Geburtstags des Dichters 1999 bietet dazu beste Gelegenheit.

Das Programm im Jubiläumsjahr vermittelt Begegnungen mit dem Dichter und dem Zeichner Goethe, zeigt seine Ausstrahlung auf Komponisten, Interpreten und bildende Künstler und belegt exemplarisch seinen Einfluß auf eine jüngere Dichtergeneration. Es zielt darauf ab, unsere Zeit als eigene Goethe-Zeit in seinem Werk und seiner Persönlichkeit zu spiegeln.

Ausstellungen

Ein Dichter hatte uns alle geweckt
Goethe und die literarische Romantik

Vor 200 Jahren, als Goethe eben fünfzig Jahre alt wurde, trat erstmals eine Dichtergeneration in Erscheinung, die in selbständiger Aneignung seines Werks ganz eigene Wege ging: die Romantiker.

Begeisterte Zustimmung zum einen Werkteil, kritische Distanz zum anderen liegen oft eng beieinander, nur gleichgültig ließ der große Dichter keinen, angefangen bei Novalis bis zu Joseph von Eichendorff.

Doch nahm Goethe auch selbst Anregungen der Jüngeren auf, am profundesten mit dem Versuch, in der „Klassisch-romantischen Phantasmagorie" des „Helena"-Aktes von Faust II Antike und Moderne zu vereinen.

Aufgrund seiner Sammlungsbestände, ergänzt um bedeutsame Leihgaben, vermag das Freie Deutsche Hochstift wohl besser als andere Forschungsstätten diese Auseinandersetzung zu dokumentieren: Die Ausstellung (19. Juni bis 31. Juli 1999) zeigt einen der spannendsten und produktivsten Dispute, die je um Goethe und sein Werk geführt worden sind.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Joachim Dunkel, Illustration zu Goethes Versepos ‘Reineke Fuchs‘, Reineke empfiehlt sich (Entwurf zu einem Schlußbild), Feder in Schwarz, Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum

Reineke Fuchs
Oder „das Menschengeschlecht in seiner ungeheuchelten Tierheit"

Der boshafte, listige Fuchs ist die Inkarnation des skrupellosen Bösewichts, der vor keiner Missetat zurückschreckt - und trotzdem weckt der Schelm, indem er einer noch übleren Gesellschaft den Spiegel vorhält, eine gewisse Sympathie. Unter dem Eindruck der Französischen Revolution greift Goethe auf die alte, in Volksbüchern tradierte Tierfabel zurück, die er zu einem Versepos mit bitterem Spott, aber auch heiterem Witz umformt. In dieser „unheiligen Weltbibel" gibt er Menschliches und Allzumenschliches schonungslos in Tiergestalt preis und liefert damit eine bissige Satire auf die Verhältnisse nicht nur seiner Zeit.

Das fordert die Illustratoren von Kaulbach über Slevogt und Hegenbarth bis zur Gegenwart zu immer neuer, immer zeitgemäßer Umsetzung auf. Die Geschichte dieser Bildinterpretationen soll aufgeblättert werden, um zu zeigen, wie lebendig und anregend Goethes „Reineke Fuchs" bis heute geblieben ist
(28. August bis 10. Oktober 1999).

Johann Ludwig Ernst Morgenstern, Comelia Goethe (1750-1777), Rötelzeichnung, Foto: Freies Deutsches Hochstift/Frankfurler Goethe-Museum

Die Frankfurter Malerfamilie Morgenstern

Unter den Frankfurter Malern, die mit der Familie Goethe verbunden sind, nehmen die Morgensterns einen besonderen Platz ein. Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738 - 1819) lieferte Bilder für das Gemäldekabinett von Johann Caspar Goethe, dem Sohn erteilte er Zeichenunterricht, und Cornelia Goethe porträtierte er auf anrührende Weise. 1814 besuchte Goethe Morgenstern im Frankfurter Atelier, das jener mit seinem Sohn Johann Friedrich (1777 - 1844) betrieb, und bewunderte das „Morgenstern'sche Miniaturcabinet" als einen „Hausaltar der Kunst". Die Maler und Zeichner waren treue und liebevolle Bildchronisten des alten Frankfurt, traten aber auch mit reizvollen Architektur- und Genrestücken hervor. Der Enkel Carl (1811 - 1893) wurde vor allem als Landschaftsmaler bekannt. Auf Goethes Spuren bereiste er Italien und hielt die südliche Natur in atmosphärisch dichten Bildern fest, die zu den schönsten seines Gesamtwerks zählen.

Die Ausstellung (1. November 1999 bis 16. Januar 2000) vereint erstmals Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken aller drei Morgensterns, um einen Überblick über ihr Schaffen zu geben und die enge Verbindung zu Goethe zu dokumentieren.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Lesungen

Zahlreiche Lesungen sind dem Goethe-Jubiläum gewidmet:

So rezitiert u. a. Rosemarie Fendel eine Auswahl von Goethes Gedichten (7. Mai 1999), Gert Westphal „Faust. I. Teil" (20. Mai 1999), Otto Sander den „Reineke Fuchs" (28./29. August 1999). Zur Feier von Goethes Geburtstag lesen Schauspielerinnen des Frankfurter Ensembles (Eva Gosciejewicz, Ursina Lardi, Jenny Schily) aus Goethes Gedichten.

Im Anschluß an die Lesungen (28./29. August 1999) feiern die Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts - für diese ist die Veranstaltung reserviert - an beiden Abenden in Goethes festlich erleuchtetem Elternhaus, im Museum und in den Gärten.

AsKI KULTURBERICHTE 1/1999

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