Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum: Sophie von La Roche zum 200. Todestag

Sophie von La Roche, geb. Gutermann von Gutershofen, ist die erste deutsche Schriftstellerin von europäischem Rang. Als sie am 18. Februar 1807 im damals hohen Alter von sechsundsiebzig Jahren stirbt, hinterlässt sie ein umfangreiches und vielseitiges Werk, das die deutsche Literatur im Kontext von Empfindsamkeit und Spätaufklärung auf mannigfache Weise beeinflusst und geprägt hat. Obwohl es ihr nicht gelungen ist, an den großen Erfolg ihres ersten Romans, der 'Geschichte des Fräuleins von Sternheim' (1771), anzuknüpfen, hat sie auch mit ihrem übrigen literarischen Schaffen, das bis in die letzten Lebensjahre reichte, bedeutend auf das deutsche Kulturleben eingewirkt. Ihre Schriften haben dabei vor allem Leserinnen in den Bann gezogen. Auch hat es Sophie von La Roche vermocht, die eigene Familie mit ihrem Schreiben finanziell zu unterstützen.

Sophie von La Roche, Mein Schreibetisch, 1799, Bd. 1, © Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum

Schon als Kind außergewöhnlich wissbegierig, erhält die begabte Sophie früh Zugang zu den Gedanken und Erfahrungswelten, die das geistige Klima um die Mitte des 18. Jahrhunderts bestimmen, denn die Erziehung im pietistisch geprägten Elternhaus ist für ein Mädchen ihrer Zeit erstaunlich gut. Ihr erster Verlobter, Giovanni Lodovico Bianconi, den sie aufgrund von Religionsstreitigkeiten nicht heiraten darf, möchte sie sogar zu einer Gelehrten ausbilden. Christoph Martin Wieland, ihr Großcousin und zweiter Verlobter, macht sie mit der zeitgenössischen deutschen Literatur bekannt und regt sie, von ihrem Talent begeistert, zum Schreiben an: "Sie sind geschickt, eine vollkommne Dichterin zu werden", attestiert er ihr bereits mit zweiundzwanzig Jahren. Durch ihre Ehe mit Georg Michael Frank von La Roche wird die bürgerlich erzogene Sophie sodann in die glänzende Welt des Hofes eingeführt. In Koblenz-Ehrenbreitstein steht sie als gefeierte Schriftstellerin einem literarischen Salon vor und lernt die tonangebenden Literaten kennen, darunter auch den jungen Goethe, den sie mit ihren frühen Schriften zweifelsohne inspiriert hat. Einen schweren Einschnitt bildet das Jahr 1780: Unter dem Vorwurf der Freigeisterei wird Sophies Mann seines Amtes als Kurtrierischer Kanzler enthoben. Die mit dem Sturz verbundenen Finanznöte der Familie lindert Sophie von La Roche durch ihre unermüdliche schriftstellerische Produktion.

Ihre Schriften schließen an damals beliebte Textgattungen - etwa an den europäischen Briefroman und die Reiseerzählung - an und setzen sich auf differenzierte Weise mit den zentralen Ideen der Zeit auseinander. Hierbei spielt die Autorin insbesondere Fragen der Erziehung in bezug auf weibliche Bildung immer wieder durch - nicht "was teutsche Männer uns nützlich und gefällig achten", sondern "was ich als Frau dafür halte" (so das Programm ihres Frauenjournals ,Pomona`) ist für Sophie von La Roche zeitlebens das große Thema. Ihre umfangreichen Reisetagebücher wie auch der späte Amerika-Roman ,Erscheinungen am See Oneida` (1798) dokumentieren überdies eindrucksvoll ihr Interesse und ihre Offenheit für fremde Kulturen und Lebensweisen.

Die Ausstellung im Frankfurter Goethe-Museum (bis 6. Mai 2007) stellt dieses vielschichtige Schaffen Sophie von La Roches vor und zeichnet zugleich ihr bewegtes Leben nach. Dabei werden aus dem umfangreichen La Roche-Bestand des Hauses auch Materialien erschlossen, die in der Forschung zu Sophie von La Roche bislang keine Beachtung gefunden haben, so z.B. - neben zahlreichen unveröffentlichten Briefen - eine Reihe von Souvenirs, die die Autorin von ihren Reisen in die europäischen Nachbarländer mitgebracht hat.

Begleitend zur Ausstellung erscheint der zweite Band der neuen Reihe des Hochstifts, die sich mit Frauengestalten der Goethezeit befasst und 2006 mit einer Darstellung zu Karoline von Günderrode eröffnet worden ist. Der Band enthält u.a. eine Einführung in Sophie von La Roches Leben und Werk und zahlreiche farbige Abbildungen (144 Seiten).

Claudia Bamberg

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2007

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