Ein Arkadien der Moderne – 100 Jahre Künstlerhaus Villa Romana in Florenz. Eine Jubiläumsausstellung im Neuen Museum Weimar

Logo villa romana

(v.l.n.r.): Prof. Hans Purmann, Prof. Dr. Hermann Herold, Prof. K.H. Rosenberg, © Foto: Andreas M. Rauch Bonn/Berlin

Wie in den AsKI-"Kulturberichten" 2/04 und in der ersten Ausgabe von "KULTUR lebendig" angekündigt, feiert das von Max Klinger in Florenz gegründete Künstlerhaus Villa Romana, das den ältesten deutschen Kunstpreis vergibt, 2005 sein einhundertjähriges Bestehen.

Die zentrale, im Wesentlichen von der Deutsche Bank-Stiftung finanzierte Jubiläumsausstellung wird vom AsKI-Mitglied Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen realisiert und vom 7. Oktober 2005 bis 15. Januar 2006 im Neuen Museum Weimar gezeigt. Bei diesem Museum handelt es sich um ein prachtvolles Gebäude des Historismus aus der Zeit um 1869. Im II. Weltkrieg bereits beschädigt, wurde es unter dem DDR-Regime weiter systematisch vernachlässigt, so dass 1989/90 nur noch eine Ruine übrig war. Zum Kulturstadtjahr Weimars wurde es 1999 auf der Basis der teils als Schenkung, Erwerb und Dauerleihgabe übergebenen Sammlung Paul Maenz als Neues Museum wieder eröffnet.

Die Ausstellung im Neuen Museum Weimar zeigt im Erdgeschoss Kunstwerke und Dokumente bis zum Ende der Tätigkeit von Hans Purrmann als Direktor der Villa Romana im Jahr 1943. Ein Saal ist der so genannten Gründergeneration der Villa gewidmet: Werke und Skulpturen von Max Klinger, Arnold Böcklin, Max Liebermann und Leopold von Kalckreuth sowie eine Büste, die Harry Graf Kessler darstellt – Schlüsselfigur der damaligen modernen Kunst- und Kulturbestrebungen in Weimar und Gründer des Deutschen Künstlerbundes, in dessen Kontext die Villa Romana ursprünglich errichtet werden sollte. Das Porträt „Prof. Dr. Carl Bernstein“ von Max Liebermann, eine Leihgabe aus der Schweiz, verweist darauf, dass ursprünglich der Unterhalt der Villa Romana durch private Mäzene wie die Bernstein-Stiftung, die Meyer-Stiftung und die Weichardt-Stiftung gesichert war. Durch Inflation, Weltwirtschaftskrise und Währungsreformen ging das Kapital der drei Stiftungen über die Jahre verloren. Als weitere Highlights der Ausstellung sind das berühmte Selbstporträt von Max Beckmann (1907) und Plastiken von Ernst Barlach aus ihrer Florentiner Zeit zu nennen. Aus den Jahren vor dem I. Weltkrieg sind noch Kunstwerke von Käthe Kollwitz, Paul Baum, Ernst Barlach, Karl Albiker, Max Pechstein u.a. hervorzuheben. Im Ober- und Sockelgeschoss des Museums werden Kunstwerke von Villa-Romana-Preisträgern der Nachkriegszeit präsentiert. 1958 konnte die Villa Romana durch das Engagement ihres Vereinsvorsitzenden Prof. Dr. Hermann Herold ihre Tätigkeit unter der Leitung von K. H. Rosenberg wieder aufnehmen. Mitglieder des Beirats waren seinerzeit neben Hermann Josef Abs auch Gerhard Marcks, Georg Meistermann und Hans Purrmann. In diesem Teil der Ausstellung sind u.a. Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Ben Willikens, Norbert Tadeusz und Michael Buthe mit Werken aus dem Jahr ihrer Preisträgerschaft vertreten, des Weiteren eine in der Villa Romana entstandene Rauminstallation von Anna Oppermann und in der Preller-Galerie eine vielteilige Installation des Bildhauers Thomas Virnich mit dem Titel „Amerigo Vespucci“. Vom „Spurensucher“ Nikolaus Lang wird eine Erdfarbenarbeit zu sehen sein und Dorothee v. Windheim präsentiert ihre spezifische Form von Kunst: Sie nimmt unter Verwendung einer Technik der Freskenrestaurierung alte verwitterte Fassaden ab und überträgt sie auf Leinwand. Einige größere Skulpturen werden im Außenbereich des Museums aufgestellt.

Wie schon in ihrer Gründungsphase spiegelt die Villa Romana mit ihren Stipendiaten und Preisträgern bis heute die jeweils aktuellen künstlerischen Neuorientierungen wider. Für die Jubiläumsausstellung konnten Leihgeber aus Deutschland, der Schweiz und Italien gewonnen werden. Die Kuratoren sind Gerda Wendermann (Weimar), Thomas Föhl (Weimar), Joachim Burmeister (Florenz) und Philipp Kuhn (Baden-Baden).

Andreas M. Rauch

 

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2005

.

xxnoxx_zaehler