EDITORIAL: Große Mäzene

Unter den fiktionalen Gestalten, die das 18. Jahrhundert dem Weltbewusstsein geschenkt hat, setzt die Verwandlung der historischen Gestalt des Johannes Faust in den Heinrich Faust aus Goethes Tragödie einen besonderen Akzent, indem die Mythe schon in der beginnenden Biedermeierzeit als nationales Identifikationsmodell verstanden wird. Diese Verengung der neuzeitlichen Gestalt hat ihre Berechtigung, insofern sie die innere Dynamik des Werdens zum Ausdruck bringt, die als personaler, auch selbstkritisch zu wendender Anspruch eine Nation im Aufstieg erfasst. Heinrich Heine kann schon von der "weltlichen Bibel der Deutschen" sprechen.

Die daraus entwickelte Pflicht zum Streben nach Vorne, nach Oben, die schon in der - von Goethe als bedrohlich beleuchteten - Landnahme Fausts zur gemeinnützigen Zielsetzung wird, hat viele der Gründer unserer Sammlungen angetrieben, sodass ihnen die Überführung des Privaten ins Öffentliche eine selbstverständliche Orientierung war. Das, was wir heute bürgerschaftliches Engagement nennen, wächst, gerade in unserem Verbund, oft in direkter Kontinuität aus diesem Gefühl einer selbstgesetzten Gemeinnützigkeit heraus - sei es als Stiftung oder als Spende.

Unter diesem Gesichtspunkt ist der Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Stärkung dieses Engagements außerordentlich zu begrüßen, denn er ermöglicht ein substantielleres Mäzenatentum, u. a. können Großspenden (über 25.565 Euro) nunmehr mit 20 % als Sonderausgaben geltend gemacht werden. Gerade für unsere Häuser zeichnet sich dadurch eine dauerhaftere Förderung ab. Diese neue Akzentsetzung hat unsere volle Unterstützung verdient.

Volkmar Hansen, Vorsitzender des AsKI

Titel AsKI KULTUR lebendig 1/07

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2007

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