Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst · Wilhelm Busch: Mit Laufschuhen an den wunden Füßen - Der Vorlass von Ronald Searle als Dauerleihgabe der Stiftung Niedersachsen

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Ronald Searle, Adolf Eichmann, 1961, aus: Skizzenbuch zum Adolf–Eichmann–Prozess in Jerusalem, Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst - Wilhelm Busch

Im Dezember 2010 hat die Stiftung Niedersachsen den zeichnerischen Vorlass von Ronald Searle erworben, mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Sparkassen-Finanzgruppe mit der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Hannover, den VGH Versicherungen und der Nord/LB sowie des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der Landeshauptstadt Hannover.

Das Werk des 1920 in Cambridge geborenen britischen Zeichners bewegt sich in den unterschiedlichsten Genres von der Karikatur über die Illustration bis hin zur Reportagezeichnung und zur Werbegrafik - und ist nicht zuletzt aufgrund dieser Vielseitigkeit einzigartig. Alle diese Aspekte dokumentieren die über 2000 Zeichnungen und Skizzen seines Vorlasses, den die Stiftung Niedersachsen nun dem Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst · Wilhelm Busch als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt.

Ronald Searle, Die haben alle etwas gegen mich, 1972 (The New Yorker, 17. Februar 1973, Titel), Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst - Wilhelm BuschDer große englische Künstler ist dem Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst · Wilhelm Busch nicht nur durch mehrere Ausstellungen eng verbunden: Bereits Ende der 1990er Jahre hat er dem Museum einen ersten Teil seines persönlichen Archivs mit zahlreichen Skizzen und Korrespondenzen mit Künstlern, Verlegern und Journalisten übergeben. Zugleich konnte das Museum die von ihm und seiner Ehefrau Monica zusammengetragene bedeutende Sammlung historischer Karikaturen sowie seine Bibliothek zur Geschichte und Theorie der Karikatur Dank der Unterstützung durch Rudolf Ensmann, München, und der DePfa Bank AG (heute Aareal Bank Gruppe), Wiesbaden, erwerben.

Seine Karriere beginnt Ronald Searle bereits im Alter von fünfzehn Jahren, als er von den Cambridge Daily News als Hauscartoonist verpflichtet wird. Doch wenig später macht der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seine künstlerischen Pläne vorerst zunichte; Searle verbringt mehr als dreieinhalb Jahre in japanischer Kriegsgefangenschaft. Aber noch während er in Singapur um sein Überleben kämpft, wird er durch die Veröffentlichung zurückgelassener Zeichnungen den Lesern satirischer Zeitschriften wie Lilliput bereits zum Begriff. Daran kann er nach seiner Rückkehr unmittelbar anknüpfen und erobert das englische Publikum vor allem mit seinen Geschichten um die Schulmädchen von St. Trinian's im Sturm. Als 1960 der Penguin Verlag eine Auswahl seiner bis dahin entstandenen Karikaturen und Cartoons veröffentlicht, ist im Vorwort deshalb zu lesen: Nobody hasn't heard of Ronald Searle, mid-century Britain is a Searle-haunted land.

Bis in die Gegenwart prägen viele Facetten die Arbeit von Ronald Searle: Er ist berühmt für sein vergnügliches Bestiarium, in dem Katzen von Fisch anstatt von süßen Desserts träumen, Mäuse auf Motorrädern die Welt erobern und Eulen auch in bunten Ringelsocken ihre stoische Ruhe nicht verlieren. Seine kurzen Trickfilme aus den 1970er Jahren und sein Einfluss auf den Animationsfilm dagegen sind vielen unbekannt, wie auch die Fülle seiner Illustrationen für Herald Tribune oder The New Yorker in den 1980er und 1990er Jahren und die knapp 200 politischen Karikaturen, die Searle von 1995 bis 2008 mindestens einmal pro Monat für die französische Tageszeitung Le Monde zeichnete. - Seine Arbeit als Satiriker beschreibt Searle im Rückblick so:

„Der Satiriker muss die Laufschuhe an seinen wunden Füßen behalten, muss bereit sein, unaufhörlich zu rennen, wenn er seiner Zeit wenigstens ein Stück weit voraus sein will."

Der nun erworbene Vorlass bildet zusammen mit der dem Museum bereits gehörenden, wissenschaftlich ausgerichteten reichen Bibliothek des Künstlers, seiner Sammlung historischer Karikaturen und seinem Archiv eine unschätzbare, einzigartige Grundlage für die Erforschung der satirischen Kunst der Moderne - und natürlich reichlich Material für spannende Ausstellungen!

Gisela Vetter-Liebenow

AsKI KULTUR lebendig 1/2011

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