Beethoven-Haus Bonn: Sonderveranstaltungen im Jubiläumsjahr

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Älteste Darstellung des Beethoven-Hauses in der Bonngasse 20, um 1827, Aquatinta-Radierung von Conrad Caspar Rordorf (1800 – um 1847), Foto: Beethoven-Haus, Bonn

Das Beethoven-Haus feiert im Jahr 2014 gleich zwei Jubiläen: das 125-jährige Bestehen des Vereins Beethoven-Haus und das 25-jährige Bestehen des Kammermusiksaales.

Mittlerweile blickt die Kultureinrichtung auf fünf Generationen zurück, in denen sich Bonner Bürger, Beethoven-Liebhaber aus aller Welt, Fachinstitutionen und staatliche Träger gemeinsam dafür einsetzten, dass am historischen Geburtsort ein einzigartiges kulturelles Ensemble entstehen konnte.

Mit dem Erhalt und der musealen Nutzung des Geburtshauses, mit dem Aufbau der weltweit bedeutendsten Beethoven-Sammlung sowie mit einer international ausstrahlenden musikwissenschaftlichen Grundlagenforschung ist im Beethoven-Haus Großartiges geleistet und viel erreicht worden. Nachdem zur Hundertjahrfeier der Kammermusiksaal H. J. Abs realisiert werden konnte, setzt sich die von Joseph Joachim begründete kammermusikalische Tradition des Vereins Beethoven-Haus in einem ganz besonders stimmungsvollen Konzertsaal fort. Über 1.500 hochrangige Konzerte hat das Beethoven-Haus in den vergangenen 25 Jahren in diesem akustisch wie ästhetisch herausragenden Saal veranstaltet. Zahlreiche Künstler, darunter auch die Bratschistin und derzeitige Vorstandsvorsitzende des Vereins, Tabea Zimmermann, oder das Artemis Quartett, haben schon sehr früh in ihrer Karriere hier ihr Debüt gegeben und sind dem Beethoven-Haus bis heute eng verbunden. Im Lichte dieser Jahrestage wird das Beethoven-Haus über das Jahr verteilt außergewöhnliche Jubiläumsveranstaltungen präsentieren.

Den Auftakt bildete vom 29. Januar bis 2. Februar 2014 das neue Festival Beethoven-Woche. Das 25-jährige Bestehen des Kammermusiksaals war der Anlass, mit diesem Festival an die Tradition der Kammermusikfeste aus der Gründerzeit des Vereins Beethoven-Haus anzuschließen. Für die Beethoven-Woche, die ab 2015 jedes Jahr Ende Januar/Anfang Februar stattfinden soll, dienten die historischen Kammermusikfeste als Vorbild. Dabei gilt für die inhaltliche Konzeption: „Alles aus einem Werk", d.h. dass für jedes Jahr ein zentrales Werk Beethovens als Ausgangspunkt für die gesamte inhaltliche Ausrichtung des Festivals gewählt wird. Man schaut dabei jeweils genau 200 Jahre zurück. Im Jahr 1814 stand für Beethoven ganz offensichtlich das „Gesangliche" im Vordergrund. Er komponierte die Klaviersonate op. 90, deren zweiten Satz Beethoven mit „sehr singbar vorzutragen" überschrieb, es entstand die endgültige Fassung des „Fidelio" sowie mehrere andere Vokalwerke. „Sehr singbar" lautete daher auch das Motto des ersten Festivals, das überaus erfolgreich verlief. Rund 1.800 Musikfreunde besuchten die zehn Veranstaltungen, die an den fünf Festivaltagen überwiegend im Kammermusiksaal, aber auch im Bonner Kunstverein und in der Remigiuskirche stattfanden.

Salome Kammer, SingBar, Lange Nacht mit Stimmen am 30. Januar 2014, Foto: Barbara FrommannNoch bis zum 17. August ist die Sonderausstellung Bewegte und bewegende Geschichte. 125 Jahre Beethoven-Haus zu sehen. Am 24. Februar 1889 gründeten 12 kunstsinnige Bonner Bürger den Verein Beethoven-Haus, um den dauerhaften Erhalt von Beethovens Geburtshaus sicherzustellen. In 125 Jahren ist aus dem höchst ambitioniert begonnenen Projekt das weltweit bedeutendste Kompetenzzentrum für Beethoven erwachsen. Die Ausstellung stellt markante Eckpfeiler der vielfältigen Aktivitäten vor.

Ab Ende April 2014 schließt sich die Vortrags- und Konzertreihe Beethovens Instrumente an. Die vom Beethoven-Haus angeregte Reihe, die in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln veranstaltet wird, verbindet Wissensvermittlung, neue Forschung zu den Klangträgern, musikpraktische Fragen und Musikphilologie und vermittelt damit kulturhistorisch spannende Erkenntnisse für die Fachwelt und ein interessiertes Publikum. An sieben Terminen – vom 28. April bis zum 30. Juni 2014 – werden die für Beethoven relevanten Instrumente bzw. Instrumentengruppen, aber auch übergreifende Aspekte wie etwa Partituranordnung, Instrumentationslehren, Singtextbehandlung u.a. erläutert. Referenten sind Mitarbeiter des Beethoven-Hauses, Dozenten der HfMT Köln sowie externe Spezialisten. Die Veranstaltungen werden jeweils musikalisch von Studierenden und Lehrenden der Hochschule umrahmt. Parallel dazu werden historische Instrumente aus den Beständen des Beethoven-Hauses (v.a. Sammlung Zimmermann) ausgestellt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist jeweils frei. Auf der Grundlage der Referate soll im Anschluss im Verlag des Beethoven-Hauses ein Handbuch erscheinen, in dem Aspekte wie beispielsweise die Rolle des jeweiligen Instruments in Orchester und Kammermusik, Veränderungen im Instrumentenbau, Beethovens persönliche Beziehung u.a. behandelt werden.Die Rückkehr der Sammlung des Beethoven-Hauses nach dem  Ende des 2. Weltkriegs im Mai 1945, Foto: Beethoven-Haus, BonnVom 8. bis zum 11. Juli findet der 5. Internationale Beethoven Meisterkurs für Kammermusik statt. Die „Internationalen Beethoven Meisterkurse Bonn" gehören zu den wichtigsten Instrumenten der Nachwuchsförderung des Beethoven-Hauses. Der künstlerische Spitzennachwuchs wird am authentischen Ort und unter Einbeziehung der im Beethoven-Haus vorhandenen Quellen von international renommierten Dozenten unterrichtet und erhält wichtige Anregungen für die Interpretation der Werke Beethovens. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Forschungsstelle Beethoven-Archiv begleiten das Quellenstudium.

Für das Jubiläumsjahr 2014 konnte die Bratscherin Tabea Zimmermann als Dozentin gewonnen werden, die gerade erst den Vorstandsvorsitz im Verein Beethoven-Haus von Kurt Masur übernommen hat. Sie folgt auf Alfred Brendel, das Artemis Quartett, András Schiff und Andreas Staier, die als Ehrenmitglieder des Vereins ebenfalls bereits Meisterkurse im Beethoven-Haus gegeben haben. Der Unterricht ist öffentlich, so dass auch interessierte Laien und Musikfreunde die Gelegenheit haben, der Dozentin bei der Arbeit mit ihren Schülern über die Schulter zu sehen. Am Ende des Kurses (am 11. Juli 2014, 19 Uhr) wird es ein öffentliches Abschlusskonzert geben, in dem die Teilnehmer die erarbeiteten Werke vortragen.

Einem Festkonzert Open Air im Poppelsdorfer Schloss, Bonn, am 30. Juli 2014 folgt die musikwissenschaftliche Tagung Beethoven und der Wiener Kongress (10. bis 12. September 2014). Die „4. International New Beethoven Research Conference" widmet sich dem vor 200 Jahren abgehaltenen Wiener Kongress. Dieses die Zukunft Europas maßgeblich beeinflussende politische Ereignis war auch für Beethoven von zentraler Bedeutung. Mit eigens für den Kongress bestimmten Kompositionen gestaltete er dessen „musikalisches Rahmenprogramm" mit, positionierte sich u.a. mit seinen vokalsinfonischen Gelegenheitskompositionen durchaus auch politisch und exponierte sich durch persönliche Begegnungen und Werkwidmungen an europäische Magnaten als Komponist europäischen Rangs.

Die Tagung wird von der American Beethoven Society, der University of Alabama, der Wake Forest University, der University of Illinois und dem Beethoven-Haus gefördert und von Bernhard Appel (Beethoven-Archiv) Joanna Biermann (University of Alabama), William Kinderman (University of Illinois, Urban-Champaign, David Levy (Wake Forest University) und William Meredith (American Beethoven Society, Ira F. Brilliant Center for Beethoven Studies, and San Jose State University) organisiert. Die im Beethoven-Haus Bonn stattfindende Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.

Das Jubiläumsjahr des Vereins Beethoven-Haus endet, wie es begonnen hat: mit einem musikalischen Akzent. Nachwuchskünstler, die in das Mentoring Programm des Beethoven-Hauses aufgenommen wurden, werden am 17. Dezember 2014 das traditionelle Konzert zum Tauftag Beethovens mit einigen seiner Werke geben.

AsKI KULTUR lebendig 1/2014

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