Beethoven-Haus, Bonn: Originalhandschriften Beethovens – vermittelt von Stefan Zweig

Von Beethoven korrigierte Abschrift seines Goethe-Liedes ‘Mignon‘ op. 75 Nr. 1, aus Stefan Zweigs Besitz 1937 über einen Wiener Antiquar von Bodmer erworben, Foto: Beethoven-Haus Bonn

Stefan Zweig war nicht nur der meistgelesene Autor seiner Zeit, sondern ein intimer Kenner von Autographen. Er trug selbst eine herausragende Sammlung von Originalhandschriften von Schriftstellern und Komponisten zusammen.

Zweig konzentrierte sich auf Werkstatthandschriften, war er doch der Meinung, man könne ein Werk nur dann ganz verstehen, wenn man seine Genese kenne. Aufgrund der politischen Situation trennte er sich Mitte der 1930er Jahre bis auf wenige Stücke von seiner gesamten Sammlung. „Wahrscheinlich lasse ich das ganze Sammeln sein, ich habe genug zu tun mich selber zu sammeln", schrieb er 1933 resigniert an Max Unger.

Unger war einer der führenden Beethoven-Forscher der damaligen Zeit und der wichtigste Berater des Zürcher Beethoven-Sammlers Hans Conrad Bodmer, der seine gesamte Sammlung 1954 dem Beethoven-Haus vermachte. Erst jüngst tauchten Dokumente auf, die belegen, dass Stefan Zweig, der über ein beeindruckendes Netzwerk zu Sammlern, Forschern, Antiquaren und Auktionshäusern verfügte und frühzeitig über mögliche Verkäufe erfuhr, über Unger maßgeblich zum Ausbau der Sammlung Bodmer beitrug. Dies wird in einer Sonderausstellung des Beethoven-Hauses thematisiert, die vom 13. Mai bis 4. Oktober 2015 im Beethoven-Haus zu sehen sein und vom AsKI gefördert wird.

Als Begleitprogramm wird es Vorträge und Lesungen (meist mit musikalischem Rahmen) geben: Am 31. Mai liest Timo Berndt ausgewählte Texte von Stefan Zweig zum Autographensammeln. Am 10. Juni wird Oliver Matuschek, derzeit der beste Kenner Stefan Zweigs, über dessen Sammeltätigkeit berichten. Am 30. Juni spricht Stephanie Tasch (Mitarbeiterin der Kulturstiftung der Länder) über Sammlerschicksale zur Zeit von Zweig. Am 19. Juli berichtet Michael Ladenburger über Stefan Zweigs Kontakt zu Hans Conrad Bodmer und Max Unger und führt anschließend durch die Sonderausstellung. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgen Viviane Spanoghe, Violoncello, und Dmitry Gladkov, Klavier. Am 19. August liest Timo Berndt Texte von Stefan Zweig zum Thema „Unrast der Liebe".

Alle Veranstaltungen finden im Kammermusiksaal H. J. Abs des Beethoven-Hauses statt und beginnen um 18 Uhr. Eintritt: 12 Euro inkl. Museumseintritt und Besichtigung der Sonderausstellung (zwei Stunden vor den jeweiligen Veranstaltungen).

AsKI KULTUR lebendig 1/2015

.

xxnoxx_zaehler