AsKI e.V. - Maecenas-Ehrung 2018: "Das Geben hat mich reich gemacht". Festakt für Monika Schoeller

Monika Schoeller mit der Ehrengabe ‘Nike‘ und der Marmorkopie des Bildniskopfes des Gaius Cilnius Maecenas, Foto: Alexander Paul Englert, Frankfurt a. M.

Die Verlegerin Monika Schoeller erhielt im Arkadensaal des Freien Deutschen Hochstifts – Frankfurter Goethe-Haus am 25. November 2018 die Maecenas-Ehrung. An die 200 Gäste waren der Einladung des AsKI gefolgt.

In seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende des AsKI, Wolfgang Trautwein, dass die Preisträgerin ihre Zuwendung zur Literatur mit dem Namenspatron der Ehrung, Gaius Cilnius Maecenas, teile, der bekanntlich Horaz, Vergil und Properz förderte, die ihrerseits ausführlich seinen Lobpreis dichteten. „Frau Schoeller würde es sich verbitten, allzu laut besungen zu werden. Takt, Feingefühl und Zurückhaltung charakterisieren ihre Haltung und Arbeit; Silvia Bovenschen hat dies in dem schönen Begriff ‚Dezenz' zusammengefasst. Monika Schoellers tatkräftige Dezenz haben verschiedene unserer AsKI-Institute erfahren, ganz besonders aber das Deutsche Literaturarchiv Marbach und das Freie Deutsche Hochstift." Auch der AsKI selbst sei, wenngleich in bescheidenem Maß, in der Lage, Projekte seiner Mitglieder zu fördern. Hierzu sei auf der diesjährigen Mitgliederversammlung in Rom eine neue, grundsätzliche Perspektive ins Auge gefasst worden, die „demokratiestärkende" Projekte in den Mittelpunkt rücken wolle. Der AsKI als Verbund von national und international bedeutenden Kulturinstituten verfüge über ideale Voraussetzungen, durch seine kulturelle Bildungsarbeit die Bedeutung demokratischen Handelns sowie gemeinwohlorientierten Verhaltens zu stärken. Eine der vielfältigen Möglichkeiten, unsere Demokratie in der kulturellen Vermittlung zu stärken und zu verteidigen, habe Monika Schoeller mit dem von ihr und ihrer S. Fischer-Stiftung initiierten und betreuten TRADUKI-Projekt verwirklicht. Es fördere die kulturelle Verständigung zwischen den deutschsprachigen und den südosteuropäischen Ländern durch Übersetzungsprojekte. Unter der Beteiligung von 13 Staaten habe TRADUKI seit 2008 nahezu 1.000 Übersetzungen von Belletristik, Kinder- und Sachbüchern realisiert – auch zwischen den osteuropäischen Sprachen untereinander.

Festakt im Arkadensaal des Freien Deutschen Hochstifts, Foto: Alexander Paul Englert, Frankfurt a. M.

In Vertretung der Staatsministerin für Kultur und Medien übermittelte Referatsleiter Stefan Schmitt-Hüttebräuker den Dank und die Glückwünsche von Staatsministerin Monika Grütters. Die Maecenas-Ehrung sei eine Geste der Anerkennung für eine immense Großzügigkeit. Man könne es nicht deutlich genug betonen, wie wichtig es sei, die Verdienste der Frauen und Männer, die nicht selten im Stillen mäzenatisch wirkten, auch öffentlich zu würdigen. Darum unterstützte die Bundesregierung mittlerweile seit fast dreißig Jahren gerne die Vergabe der Maecenas-Ehrung. Ohne Mäzenatentum gäbe es vieles nicht, was wir in Deutschland als scheinbar selbstverständlichen Teil unserer Kultur schätzten. Die pluralistische Demokratie sei auf den Beitrag von Kunst und Kultur angewiesen – in Zeiten von Globalisierung und gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen mehr denn je.

„Ich habe die Verantwortung, mit meinem Erbe etwas Sinnvolles zu tun", zitierte Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, die Preisträgerin in ihrem Grußwort, und wies darauf hin, dass das mäzenatische Wirken Monika Schoellers, getragen von diesem Ethos, in einer langen und guten Tradition des bürgerschaftlichen Engagements für Kunst und Kultur in Frankfurt am Main stehe. Monika Schoeller habe sich in vielfältiger Weise um die Literatur verdient gemacht. Die Auseinandersetzung mit dem literarischen Erbe sei keine nostalgische Schwärmerei – sie eröffne Gedanken- und Erfahrungsräume, sie habe ganz mittelbare Auswirkungen auf unser Wissen von und unsere Sicht auf die Welt. Der Erhalt dieses Erbes bedürfe gleichwohl unermüdlicher Anstrengung und großen Engagements.

Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, hob zu Beginn ihres Festvortrages hervor, die Fülle dessen, was wir Monika Schoeller verdankten sei so groß, dass die Zeit nicht ausreiche, ihr nur annähernd gerecht zu werden. Sie nehme daher zur Perspektive des Hochstifts Zuflucht, vor allem da sich Monika Schoeller seit vielen Jahren hier engagiere und dem Hochstift in ganz unterschiedlichen Situationen auf ihre sympathische, leise und zurückhaltende Art zur Hilfe geeilt sei. Charakteristisch sei, dass ihre wichtigen Unterstützungen stets rasch und entschieden mit einem klaren Blick für das Wesentliche erfolgten. Im Mittelpunkt ihres Engagements stehe dabei seit vielen Jahren zweifellos das Werk Hugo von Hofmannsthals. Und es liege daher nahe, Monika Schoeller als diejenige zu würdigen, ohne die es weite Bereiche der Hofmannsthal-Forschung heute nicht gebe. Zu einer ihrer eindrucksvollsten Entscheidungen gehöre, dass sie das umfangreiche und hochkarätige Archiv des 1886 von Samuel Fischer in Berlin gegründeten Verlags hundert Jahre später dem Deutschen Literaturarchiv Marbach als Geschenk überlassen habe, und dass sie darüber hinaus durch die Finanzierung von Projektstellen und internationalen Stipendien dessen Erschließung und weitergehende Erforschung möglich mache.

Ein Leitmotiv, das das mäzenatische Wirken Monika Schoellers von der Hofmannsthal-Ausgabe bis hin zum Übersetzungsprojekt TRADUKI wie ein geistiges Band durchziehe, sah die Laudatorin in der Goetheschen Idee einer Weltliteratur. Eine Idee, die sich nicht zufällig auch als Motto für die Choreographie der Feierstunde anbiete, an dem musikalisch schon in den Iran und literarisch nach Russland geführt werde. Goethe gehe es um einen Prozess oder besser ein ganzes Tätigkeitsfeld, das er mit verschiedenen Akzentuierungen als ‚geistigen Handelsverkehr' charakterisiert habe, in dem der wechselseitige Austausch zwischen Literaturen und Autoren verschiedener Kulturen und Sprachen die zentrale Rolle spiele.

Unter großem Beifall überreichte der AsKI-Vorsitzende Monika Schoeller die Urkunde und als sichtbares Zeichen die Bronze „Nike". In ihren anschließenden Dankworten warb Monika Schoeller dafür, dass „in der Politik ein Verstehen und Begreifen, ein anderes Verständnis wachse, was diese großen Schatzkammern, die der AsKI ja auch in sich zusammenschließt, was solche Häuser im eigenen Land, aber auch weit über das eigene Land hinaus bedeuten. Da ist noch viel zu tun." Die Gründung der S. Fischer Stiftung im Jahr 2003 sei für sie so etwas wie eine zweite Existenzgründung gewesen. Frei von ökonomischen Zwängen, habe sie noch einmal etwas schaffen wollen, mit mehr Freiheit, als es in einem Unternehmen möglich sein könne. Monika Schoeller schloss mit den Worten: „Manches ist jetzt, und dazu hat mir dieser Tag Anlass gegeben, noch einmal ein Grund zurückzuschauen. Es fügt sich so vieles und das zu meinem Glück. Das Geben hat mich reich gemacht!"

Murat Coskun und Arezoo Rezvani, Foto: Alexander Paul Englert, Frankfurt a. M.

Auf große Begeisterung stieß das von der Geehrten ausgewählte Begleitprogramm. Der musikalische Teil wurde vom türkisch-iranischen Duo Murat Coskun (Rahmentrommel) und der Santur-Virtuosin Arezoo Rezvani gestaltet; eindrucksvoll trug der Frankfurter Schauspieler Peter A. Schröder Dostojewskijs Novelle „Der Bauer Marej" vor.

Franz Fechner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, AsKI e.V.

AsKI KULTUR lebendig 1/2019

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