AsKI e.V. : " ... ein begnadeter Sammler und Bettler" - Maecenas-Ehrung 2007 an Berthold Leibinger

Ehrengabe Maecenas-Ehrung, Manfred Sihle-Wissel, Bronze, ohne Titel, 2003, oto: Lubricht, Worpswede

Prof. Dr.-Ing. E.h. Berthold Leibinger, Foto: TRUMPF GmbH + Co. KG

Zum zehnten Mal verlieh der AsKI in diesem Jahr seine Maecenas-Ehrung, mit der er herausragende Verdienste um das kulturelle Leben in Deutschland würdigt.

Die mit der Übergabe der Bronzeplastik 'Nike' des Künstlers Manfred Sihle-Wissel verbundene Auszeichnung ging in diesem Jahr an den Unternehmer Berthold Leibinger. Sein mit großer Einsatzfreude betriebenes Engagement für Wissenschaft und Kultur, Kirche und Soziales hielt die Jury in besonderem Maße für preiswürdig. Leibinger, so die Begründung, "verkörpert auf ideale Weise jenen Typus von Unternehmer, der aus seinem unternehmerischen Erfolg ganz selbstverständlich eine Verpflichtung für die Unterstützung des kulturellen Lebens ableitet."

Sein Engagement gilt insbesondere dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach und der Internationalen Bachakademie Stuttgart- Letztere gestaltete auch den musikalischen Rahmen der Ehrung. Mit dem Berthold Leibinger Zukunftspreis und dem Berthold Leibinger Innovationspreis fördert Leibinger außerdem wegweisende Entwicklungen im Bereich der Lasertechnik. Als bekennender Christ unterstützt er die Evangelische Kirche und ihr nahestehende Einrichtungen sowie Hilfsbedürftige.

Digitale Marmorkopie eines originalen Bildniskopfes des Gaius Cilnius Maecenas (ca. 65/62–9 v. Chr.) aus einer italienischen Bildhauerwerkstatt, 25-20 v. Chr., Dokineischer Marmor, gefunden 1958 in Arezzo; © AsKI e.V., Foto: Margret Witzke, Lübeck

Die Feierstunde im Bundesrat fand in diesem Jahr erstmals in Anwesenheit des Ahnherrns aller Mäzene, des Gaius Cilnius Maecenas statt, dem diese Ehrung ihren Namen verdankt. Die Marmorkopie des von Bernard Andreae erst kürzlich identifizierten Porträts wird ihren endgültigen Platz im Arbeitszimmer des Bundespräsidenten finden und bei den künftigen Ehrungen an den Bundesrat ausgeliehen (s. auch nachfolgenden Beitrag). In seiner Begrüßungsrede dankte der Vorsitzende des AsKI, Volkmar Hansen, deshalb vor allem Prof. Andreae dafür, dass er der Figur des Maecenas ein Gesicht gegeben habe, das sich im Sinne von Goethes "wiederholte(n) Spiegelungen" nun umso nachdrücklicher einprägt. Bei der Herstellung der Kopie war seine Unterstützung von unschätzbarer Hilfe. Das Anstiften zum Stiften sei das wichtigste Anliegen der Maecenas-Ehrung, so der Vorsitzende. Auch mit vergleichsweise geringen Summen könne man etwas Großes zustande bringen- das beweisen Patinnen und Paten, die den Ankauf der 42 Terracotta-Figurenpaare des Zizenhausener Totentanzes für die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal ermöglichten. Die Maecenas-Jury spricht dieser Gruppe ihre besondere Anerkennung aus. Wegen der Vielzahl solch engagierter Menschen will der Vorstand des AsKI sich dafür einsetzen, diese Ehrung künftig im Jahresrhythmus zu verleihen.

Maecenas-Ehrung 2007, (v.l.n.r.): Bernard Andreae, Volkmar Hansen, Doris Leibinger, Berthold Leibinger, Lothar Späth, Hermann Schäfer, Susanne Popp, Herwig Guratzsch, Andrea Fadani, Peter-Paul Schneider, Andreas Keller, © Foto: Ekko von Schwichow, Berlin

Hermann Schäfer, Ministerialdirektor beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, ging in seinem Grußwort auf die historische Figur des Maecenas ein, der das Vorbild für ein soziales Verhalten verkörpert, das keineswegs ein im Kantschen Sinne "interesseloses" Gönnertum gewesen sei. Mäzene sind Individuen mit ganz persönlichen Interessen, die sie auch abseits von Zeitgeist oder Mainstream verfolgen, die letztlich aber auch eine Stabilisierung und positive Entwicklung des Gemeinwesens zur Folge habe: "Der Bürger", so Schäfer, "wird durch Interesse, Anteilnahme und Engagement- auch finanzielles Engagement- zum Staatsbürger." Und deshalb brauche die Kultur einer Bürgergesellschaft Mäzene, wie Leibinger sie vorbildlich verkörpere. Prof. Dr. Lothar Späth, Foto: Ekko von Schwichow, BerlinIn seiner Laudatio beschrieb der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Lothar Späth, den Preisträger als einen Menschen, der als Christ aus tiefster Überzeugung, als Unternehmer und Forscher aus Leidenschaft sowie als Familienmensch und Politiker die Sache der Allgemeinheit zu seiner Sache macht. So fördert er nicht nur selbst zahlreiche Projekte unterschiedlichster Art, sondern sorgt als ein "begnadeter Sammler und Bettler" auch dafür, dass andere Privatleute ihre Geldbörse öffnen und auch die öffentliche Hand ihren Teil beitrage. Mäzene wie Leibinger seien aber auch deshalb so wichtig, weil sie Garanten für kulturelle Vielfalt sind. Während die öffentliche Hand häufig nur noch fördert, was mehrheitsfähig ist, ist der Mäzen frei, auch Unpopuläres zu unterstützen. Leibinger setze Leitlinien und Maßstäbe, mit denen er überzeuge, weil er sie selbst lebe, so Späth.

Berthold Leibinger mit der Kopie des Marmorkopfes des Gaius Cilnius Maecenas Foto: Ekko von Schwichow, Berlin

In seiner Dankesrede verwies Berthold Leibinger noch einmal auf die Förderschwerpunkte, die er zum einen als mittelständischer Unternehmer, zum anderen als Stifter setzt. Während er bei seiner Firma Trumpf vor allem die Interessen der Mitarbeiter, den Mittelstand und ein technologiefreundliches Umfeld im Blick hat, rücken in der Berthold Leibinger Stiftung GmbH kulturelle, wissenschaftliche und caritative Belange in den Mittelpunkt. Leibinger fühlt sich dem großen kulturellen Erbe unseres Landes verpflichtet und sieht das geistige Umfeld als einen Nährboden an, den es zu fördern gilt, weil er auch seinerseits zum Erfolg des Unternehmens beitrage. Aus Dankbarkeit für die Möglichkeit, die ihm dieses Land geboten hat, erwächst für ihn eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft: "Es geht einfach darum, diesem Land auch etwas zurückzugeben." Mäzene können Glanzlichter setzen, Neues initiieren, so Leibinger, aber nicht die Grundversorgung sicherstellen. Dies ist nicht im Interesse von Kunst und Kultur, deren Unabhängigkeit unbedingt erhalten bleiben müsse. Der "Mehrwert" entstehe aus einem gleichwertigen Miteinander. Mehr privates Engagement erfordere aber auch Veränderungen im Steuerrecht und im Bereich des Stiftungsrechts, die er gleichfalls anmahnte. Das "Familienunternehmen Leibinger" hat sich um die Kultur in Deutschland verdient gemacht, und so ist es für Berthold Leibinger selbstverständlich, dass er die Ehrung stellvertretend für seine ganze Familie annimmt.

Ulrike Horstenkamp

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2007

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