AsKI e.V. : Auf solchem Bürgersinn baut unser Gemeinwesen auf! Verleihung der Maecenas-Ehrung 2011 an Karin und Uwe Hollweg

"Karin und Uwe Hollweg fördern mit der 1996 gegründeten Karin und Uwe Hollweg-Stiftung in bester hanseatischer Tradition nicht nur die Kunsthalle Bremen, das Gerhard-Marcks-Haus und andere Institutionen in Bremen, sondern unterstützen auch auf unbürokratische Weise die dortige Kunstszene. (...) Mit ihren Aktivitäten – der Kunst, Kultur und Denkmalpflege und dem Gemeinwohl gleichermaßen verpflichtet – haben Karin und Uwe Hollweg ein weithin wirkendes mäzenatisches Zeichen gesetzt und sich um die Förderung des kulturellen Lebens in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht."

Aus der Begründung der Maecenas-Jury

Festakt Maecenas-Ehrung 2011 – nach der Überreichung der Urkunde und der Ehrengabe (v.l.n.r.:) Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Prof. Dr. Volkmar Hansen, Vorsitzender des AsKI, Maecenas-Preisträger 2011 Karin und Uwe Hollweg; Foto: Sven Kloker, Event-Documentation.com Copyright © 2012 Innovation Durch Design

Das Bremer Rathaus war am 13. November 2011 Schauplatz der vierzehnten Maecenas-Ehrung des AsKI. Im bis auf den letzten Platz gefüllten schönsten und repräsentativsten Festraum der Stadt, der Oberen Rathaushalle, wurde im Rahmen einer Feierstunde die bedeutende Auszeichnung dem Bremer Ehepaar Karin und Uwe Hollweg für ihre beispielgebende Verdienste um die Förderung von Kunst und Kultur verliehen.

Nach der Begrüßung durch die Bremer Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz ergriff der in der Hansestadt beheimatete Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, das Wort. Er betonte seine lange politische und vor allem auch freundschaftliche Verbundenheit mit Uwe Hollweg, dem er 1979 als Landesvorsitzender der CDU nachgefolgt war und mit dem er gemeinsam über Jahrzehnte zusammen in Bremen und für Bremen gewirkt habe. Angesichts der herausragenden Bedeutung des Wirkens von Karin und Uwe Hollweg sei eine national angesehene Würdigung wie die Maecenas-Ehrung längst überfällig gewesen. Im Verlauf seiner Ansprache ging der Staatsminister auf die Arbeit des AsKI und das Wirken des Ehepaars Hollweg ein:

„Seit 1989 zeichnet der Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute Persönlichkeiten aus, die sich aus privatem Engagement um die Förderung von Kunst und Kultur in Deutschland besonders verdient gemacht haben. Die Geehrten bilden einen wahrhaft illustren Kreis von Förderern und Stiftern, die die kulturelle Landschaft unseres Landes ganz entscheidend – und bleibend – geprägt haben: Neben Arend Oetker finden sich Alfred C. Toepfer, Anette und Udo Brandhorst und nun auch die Hollwegs – ich finde, das ist eine angemessene Gesellschaft! Auch der AsKI ist ein handverlesener Kreis von 35 deutschen Kunst- und Kultureinrichtungen. Die Mitgliedschaft erhält man nicht über das Ausfüllen eines Antragsformulars. Sie wird verliehen, wenn eine interessierte Einrichtung die Kriterien erfüllt und von der Mitgliederversammlung des AsKI für würdig befunden wird. Alle Mitgliedsinstitute können sich selbst auf die eine oder andere Weise auf private Initiative zurückführen – darunter Leuchttürme unserer Kulturnation, wie die Deutsche Schillergesellschaft in Marbach, das Städel Museum in Frankfurt und die Franckeschen Stiftungen in Halle oder hier in Bremen die Kunsthalle und das Gerhard-Marcks-Haus. Der Bund fördert den AsKI seit seiner Gründung 1967 institutionell, das heißt dauerhaft und verlässlich – auch dies ist ein Zeichen dafür, wie sehr die Bundesregierung die Bedeutung privaten Engagements für Kunst und Kultur anerkennt. Mit dem Maecenas Preis will der AsKI seit 2009 nun ein jährliches Zeichen für diejenigen setzen, die sich persönlich dafür verantwortlich fühlen, ein Stück des ihnen widerfahrenen Glücks und Erfolgs an die Gesellschaft zurückzugeben. Auf dem Bürgersinn von Förderern, Stiftern und Mäzenen wie Karin und Uwe Hollweg baut unser Gemeinwesen auf – wir können dafür nicht dankbar genug sein!“

Als Beispiel für die großen Verdienste des Ehepaares führte Neumann ein Projekt an, dessen Initialzündung eine Fördermaßnahme von Karin und Uwe Hollweg gewesen sei und an dem sich der Bund anschließend beteiligt habe: Die Sanierung und Erweiterung der Kunsthalle Bremen. Aber auch für die Unterstützung der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der documenta, und seit neuestem auch für die großzügige Förderung des Stipendiatenprogramms der Casa di Goethe in Rom, durch den einer der besonderen deutschen Kulturorte in Italien besser ausgestattet werden könne, sei herzlich zu danken. Staatsminister Neumann schloss mit den Worten: „Wer stiftet, der stiftet auch andere an, Gutes zu tun und Verantwortung zu übernehmen.“

Laudatio von Alt-Bürgermeister Dr. Henning Scherf (1. Reihe v.l.n.r.:) Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz, Prof. Dr. Volkmar Hansen, Karin und Uwe Hollweg, Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Rosemarie Neumann, Luise Scherf, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath und Stephanie Herzogenrath, Prof. Dr. Susanne Popp, Bürgerschaftspräsident Christian Weber; Foto: Sven Kloker, Event-Documentation.com Copyright © 2012 Innovation Durch Design

„Ohne Hollwegs läuft nichts in Bremen“. Mit diesem Zitat aus dem Weserkurier eröffnete der ehemalige Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf seine sehr persönliche und bewegende Laudatio. Scherf beschrieb, wie das vom Vater übernommene Unternehmen Cordes & Graefe durch die Brüder Uwe und Klaus Hollweg von einem regionalen Sanitärgroßhändler zu einem Global Player gemacht wurde, wobei er einen Großteil des Erfolgsgeheimnisses auf den familiären Zusammenhalt der Familie Hollweg zurückführte. Auch habe man früh nach der Wende die Chance erkannt, in den neuen Ländern und in Osteuropa qualifizierte Menschen einzustellen und so den wirtschaftlichen Erfolg zu suchen. Dennoch sei Cordes & Graefe ein typisches Bremisches Familienunternehmen geblieben. Das Besondere sei hier der Wille, etwas für die Heimatstadt zu tun und so etwas vom Erfolg zurückzugeben. Während sich Klaus Hollweg mit einer eigenen Stiftung für soziale Projekte engagiere, setzen sich Karin und Uwe Hollweg für kulturelle Belange ein. Zu dieser Entwicklung habe einen ganz entscheidenden Anteil Karin Hollweg beigetragen. Denn schon früh habe sie neben der Erziehung der drei Töchter damit begonnen, ihre künstlerische Karriere immer professioneller und anspruchsvoller zu verfolgen und dabei mit ihrer Sammelleidenschaft auch ihren Mann angesteckt. Man habe jedoch nicht in die alten Meister, die an der Börse hoch gehandelt werden, als Anlageobjekte investiert, sondern unbequeme zeitgenössische Kunst gesammelt und so mit den Jahren eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut. Als Beispiel nannte Scherf die Leidenschaft Karin Hollwegs für den Künstler Alfred Otto Wolfgang Schulze, genannt WOLS, die mittlerweile zu einer der größten privaten Sammlungen dieses ungewöhnlichen Künstlers geführt habe.

Festakt Maecenas-Ehrung 2011 (1. Reihe v.l.n.r.:) Alt-Bürgermeister Hans Koschnick und Christine Koschnick; Prof. Dr. Herwig Guratzsch, Dr. phil. habil. Gabriele Rommel, Dr. Andrea Fadani (Mitglieder des AsKI-Vorstands); Foto: Sven Kloker, Event-Documentation.com Copyright © 2012 Innovation Durch Design

Der Altbürgermeister erwähnte ebenfalls die Unterstützung der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die auch mit ihren musikpädagogischen Unternehmungen für Aufsehen sorgt, wie z.B. in der Großwohnsiedlung Bremen-Osterholz, wo ein erstklassiger Proben- und Aufnahmeraum in einem sogenannten sozialen Brennpunkt zu einem kulturellen Zentrum von großer Strahlkraft geworden ist. Mit „Kunst und Psychiatrie – Blaumeier-Atelier“ werde von den Hollwegs ein einzigartiges Kunstprojekt gefördert, in dem Künstler mit und ohne Behinderung ihre besonderen Fähigkeiten in die künstlerische Arbeit einbringen. So entstünden Theaterstücke, Konzerte und Ausstellungen an einem Punkt, wo traditionellerweise Ausgrenzung stattfinde. Auch die mäzenatische Förderung des Bremer Stadtimmigranten Orchesters, der „Kunstpreis des Freundeskreises der Hochschule für Künste Bremen“, der dank der Zuwendung durch die Karin und Uwe Hollweg-Stiftung zu den attraktivs-ten und höchstdotierten Kunstförderpreisen in Deutschland zählt, sowie das Engagement für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche – persönlicher Beitrag von Karin und Uwe Hollweg zum Aufbau Ost – bildeten nur einen Teil der vielfältigen Aktivitäten. Henning Scherf: „Dies ist ein Vorbild für hanseatisches Verhalten. Ich danke Ihnen beiden sehr für Ihr beispielhaftes Stiftungswerk.“

Im Anschluss an die Überreichung der Urkunde und der Ehrengabe durch den Vorsitzenden des AsKI, Prof. Dr. Volkmar Hansen, und Staatsminister Neumann dankte Uwe Hollweg auch im Namen seiner Frau für die verliehene Auszeichnung. Er betonte, dass sie die Ehrung trotz anfänglicher Bedenken angenommen hätten, denn man habe eingesehen, dass man sich öffentlich bekennen müsse – nicht zuletzt aus dem Gedanken heraus, noch mehr derartige Stiftungen anzuregen.

Die Maecenas-Preisträger Karin und Uwe Hollweg bedanken sich bei Ulrich König (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen) für den musikalischen Rahmen des Festaktes; Foto: Sven Kloker, Event-Documentation.com Copyright © 2012 Innovation Durch Design

Eine besondere Freude sei es für sie gewesen, dass das musikalische Rahmenprogramm der Feierstunde von Mitgliedern der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gestaltet wurde. Unter der Leitung und arrangiert von Ulrich König begeisterten die Musiker mit dem zweiten Satz „Promenade, Das alte Schloß“ aus Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ und einem „Neun-Minuten-Zyklus, unter Verwendung von Themen aus allen 9 Beethoven Symphonien und einigen Überraschungen“. Im Anschluss an den Festakt waren alle 300 Gäste zu einem Empfang im Festsaal des Bremer Rathauses eingeladen.

Franz Fechner

Marmorkopie eines originalen Bildniskopfes des Gaius Cilnius Maecenas (ca. 65/62–9 v. Chr.) beim Festakt in der Oberen Halle des Bremer Rathauses, Original im Museo Archeologico Nazionale in Arezzo; Foto: Sven Kloker, Event-Documentation.com Copyright © 2012 Innovation Durch Design

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