7. Oktober - Tag der Schenkung. Eine Initiative deutscher Kunstmuseen zur Würdigung des bürgerlichen Engagements

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Max Liebermann, Kuhhirtin, 1890-92, Öl auf Leinwand, Geschenk Bertha Biermann 1908, © Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

Die Geschichte der deutschen Museen ist auch eine Geschichte der Schenkungen. Nicht nur die ehemals höfischen Bestände prägen die Sammlungen der Museen, immer waren es auch Bürger, die seit der Gründung öffentlicher Museen ihr gesellschaftliches Engagement durch Schenkungen von Kunstwerken zum Ausdruck gebracht haben.

Das Engagement all jener Schenker und Stifter, die mit ihrer Großzügigkeit dazu beigetragen haben und hoffentlich auch in Zukunft dazu beitragen werden, Sammlungen kontinuierlich zu erweitern, hat durch einen ihnen gewidmeten Tag besondere Würdigung erfahren. Der Tag der Schenkung fand am 7. Oktober 2007 erstmals in zahlreichen großen Museen in ganz Deutschland statt. Der Tag der Schenkung hielt für Museumsbesucher eine Reihe von Angeboten bereit. An diesem Tag war der Eintritt in die Sammlungen für alle Besucher frei. Zahlreiche Werke, die durch Schenkungen und Stiftungen in Museen gelangt sind, wurden gekennzeichnet und mit Informationen über ihren Weg in die Sammlung versehen. In speziellen Führungen und Vorträgen wurde die Geschichte der Schenkungen erläutert. Darüber hinaus konnten sich die Besucher an Infotheken über das Thema Schenkungen informieren. Ziel der Initiative war es, die Stifter und Schenker, seien es Einzelpersonen, Familien oder Institutionen, zu würdigen und eine breite Öffentlichkeit für ihr Engagement zu schaffen. Vor allem in Zeiten immer kleiner werdender Ankaufsetats von Museen und enorm ansteigender Preise auf dem Kunstmarkt wird die Rolle von Schenkungen auch in Zukunft für viele Sammlungen eine bedeutende Rolle spielen. Der Tag der Schenkung war eine Initiative von: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Hamburger Kunsthalle; K20 K21 Kunstsammlung Nordrhein Westfalen, Düsseldorf; Kunsthalle Bremen; Kunstsammlungen Chemnitz; Museum Ludwig, Köln; Museum der bildenden Künste Leipzig; Museum Folkwang, Essen; Museumslandschaft Hessen Kassel; Sprengel Museum Hannover; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Staatliche Museen zu Berlin; Staatliches Museum Schwerin; Staatsgalerie Stuttgart; Städel Museum, Frankfurt am Main; Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln. Im Folgenden wird das Programm zum Tag der Schenkung in den drei AsKI-Instituten Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Kunsthalle Bremen und Städel Museum, Frankfurt am Main, kurz vorgestellt.

Germanisches Nationalmuseum
Wer die Jahrbücher des Germanischen Nationalmuseums durchstöbert, erkennt schnell, dass spektakuläre Ankäufe, die groß in den Medien verbreitet werden, die Ausnahme sind gegenüber den vielen Neuzugängen, die oft durch private Schenkungen ins Haus kommen. Es spiegelt sich darin das breite Sammlungsgebiet eines kulturhistorischen Museums: Da ist nicht nur von wertvollen Kunstwerken und großen Namen die Rede, sondern auch zum Beispiel von zehn Dachziegeln eines Hauses in Ludwigshafen vom Anfang der 1960er Jahre, die als Materialdokumente des westdeutschen Wiederaufbaus dienen und dem Museum als Geschenk einer Ludwigshafener Dame zukamen. In Zeiten, in denen die Ankaufsetats der Museen kaum noch in nennenswerter Höhe vorhanden sind und die Preise auf dem Kunstmarkt in astronomische Höhe schnellen, erhalten Schenkungen, sei es durch Einzelpersonen, Familien oder Institutionen, eine immer größere Bedeutung.

Georg Rötenbeck, Tischbrunnen, Nürnberg  um 1640, Geschenk von 1987, © J. Musolf, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Dabei war die Geschichte des Germanischen Nationalmuseums schon immer vom bürgerschaftlichen Engagement geprägt. Ursprünglich finanziert durch freiwillige Beiträge von Privatpersonen, Kommunen und Herrscherhäusern in ganz Mitteleuropa von Wien bis in die Niederlande hinein, gab es zunächst keinen festen staatlichen Etat. Ohne Stifter und Schenker wäre es demnach weder zur Gründung der Institution im Jahr 1852 noch zu dem so reichen und vielfältigen Bestand an rund 1,3 Millionen Objekten gekommen. Ihr ideelles und materielles Engagement ist einst wie heute eine der Grundlagen für den Auf- und Ausbau des Museums und seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen. Die Sammelleidenschaft engagierter Bürger und die Überlassung des Gesammelten sowie die großzügige Förderung bei der Vermehrung des Museumsbestandes durch kunstsinnige Einzelpersonen- allen voran der Fördererkreis des Germanischen Nationalmuseums- und verschiedene Kulturstiftungen machen das Germanische Nationalmuseum zum größten Museum für deutsche Kunst und Kultur. Der Tag der Schenkung am 7. Oktober 2007 war daher eine hervorragende Gelegenheit, auf das Engagement all jener Stifter und Schenker aufmerksam zu machen, die mit ihrer Großzügigkeit helfen, den Sammelauftrag des Museums in Zeiten knapper Etats wahrzunehmen. Das Germanische Nationalmuseum bot an diesem Tag Führungen zu Objekten, die dem Haus geschenkt worden sind. Eine der Führungen widmete sich unter dem viel versprechenden Titel "Vom Zauber überbordender Phantasien" der reichen Schenkung eines Nürnberger Privatsammlers an zeitgenössischer Buchkunst. Sie enthält so klangvolle Namen wie HAP Grieshaber, Frans Masereel und Emil Schumacher. Ein besonderer Höhepunkt war ein Konzert auf einem äußerst seltenen Instrument, einem Doppelflügel, der die Musikinstrumentensammlung bereichert.

Kunsthalle Bremen
Am Tag der Schenkung bot die Kunsthalle Bremen ein Programm, mit dem die Besucherinnen und Besucher die Geschichte der Stiftungen und Schenkungen an den seit 1823 bestehenden Kunstverein in Bremen erkunden konnten. Ein Parcours leitete durch die Sammlungsräume: Werke, die durch Schenkungen und Stiftungen in die Kunsthalle gelangt sind, waren gekennzeichnet und einige mit besonderen Geschichten hervorgehoben. Führungen durch vier Epochen von der Gründerzeit bis in die Gegenwart gaben einen eindrucksvollen Einblick in die Sammlungsgeschichte. In einem speziellen Rundgang für Kinder konnten auch die Jüngeren etwas über die Kunst des Schenkens erfahren. Mit Vorträgen über die Restaurierung geschenkter Gemälde, Grafiken und Zeichnungen erhielten die Besucherinnen und Besucher eine Vorstellung von der Arbeit hinter den Kulissen. Die Bremer Rechtsanwältin und Notarin Verena Friderich informierte in ihrem Vortrag über die juristischen Hintergründe von Stiftungen und Schenkungen. In einem Film der Kunsthalle Bremen erläuterten zudem Bremer und Hamburger Sammler ihre ganz persönlichen Beweggründe, Kunstwerke zu sammeln. Ein Suchspiel für Groß und Klein lud dazu ein, nach den Spuren der Mäzene zu forschen. Jeder kann ein Kulturstifter sein. Besucherinnen und Besucher, die am Tag der Schenkung eine Spende von mindestens 3,- Euro gegeben hatten, erhielten als Dankeschön den "Kulturstift". Eigens für diesen Anlass wurde der Stift- mit der Aufschrift "Ich bin ein KULTURSTIFTer"- in einer limitierten Auflage von der Firma Faber-Castell AG produziert und ist, solange der Vorrat reicht, im Museumsshop der Kunsthalle Bremen erhältlich. Die Kunsthalle war und ist auf eine umfassende private Unterstützung angewiesen. Mit dem Tag der Schenkung wurden nicht nur die Stifterinnen und Stifter geehrt, die mit ihrer Großzügigkeit dazu beigetragen haben, die Sammlung der Kunsthalle Bremen kontinuierlich zu erweitern, sondern auch zugleich die 6500 Mitglieder des Kunstvereins in Bremen als Träger der Institution.

Städel Museum
Das Städel Museum verdankt seine Existenz einem Frankfurter Privatmann: Der Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel vermachte 1815 sowohl seine Kunstsammlung als auch sein Vermögen der von ihm gegründeten Stiftung zur Errichtung des Städelschen Kunstinstituts. Diesem Beispiel folgten in der knapp 200-jährigen Museumsgeschichte zahlreiche Personen und Einrichtungen, die bis heute gemeinsam dazu beitragen, dass die Sammlung kontinuierlich anwächst. Etwa ein Drittel der permanent ausgestellten Werke gelangte durch ein solches Mäzenatentum in das Museum. Die Bandbreite an Schenkungen ist groß. Sie umfasst ganze Konvolute alter und barocker Kunst aus Privatsammlungen des 19. Jahrhunderts, gezielte Einzelspenden zum Ankauf von Werken wie Vincent van Goghs "Bildnis des Dr. Gachet" (1937 beschlagnahmt) und Besonderheiten, wie die 1926 erfolgte Schenkung Mathilde Rathenaus zum Gedenken an ihren 1922 ermordeten Sohn Walther oder die Schenkung eines wichtigen Werkes von Martin Kippenberger aus der Vorstandsetage der Messe Frankfurt. Max Klinger, Römerin auf einem flachen Dach in Rom, 1891, Erworben 1926 als Schenkung der Mutter Walter Rathenaus zum Andenken an ihren Sohn, © Städel Museum, Frankfurt am MainNeben den bis heute andauernden privaten Gaben unterstützen seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Stiftungen die Kunstankäufe des Städel, und in hohem Maße trägt auch das kollektive Mäzenatentum des 1899 gegründeten Städelschen Museums-Vereins zum weiteren Ausbau der Sammlung bei. Der 7. Oktober 2007 bot den Museumsbesuchern einen ganz speziellen Blick auf die Sammlung. Denn die zahlreichen Schenkungen an das Museum wurden an diesem Tag durch Markierungen besonders hervorgehoben, und in begleitenden Texten wurden spannende Geschichten erzählt, die Einblicke sowohl in die Motivation als auch in die Persönlichkeit der Schenker erlaubten. Führungen und Vorträge stellten zahlreiche Schenkungen und diverse Aspekte rund um das Thema der Schenkung vertiefend vor- dadurch wurde die Sammlung neu erlebbar.

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2007

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