Museum Casa di Goethe, Rom: Max Peiffer Watenphul. Vom Bauhaus nach Italien

Max Peiffer Watenphul, 1927, © Archiv Peiffer Watenphul

Mit Max Peiffer Watenphul (1896-1976) widmet die Casa di Goethe einem außergewöhnlichen Künstler der Moderne eine retrospektive Ausstellung.

Unruhig, unabhängig, eklektisch, erst Jurist, dann Künstler, Student am Weimarer Bauhaus, verkehrte er in den Avantgardekreisen der 1920er-Jahre. Er war leidenschaftlicher Fotograf von Sujets mit eigenwilligen Identitäten, Stadt- und Landschaftsmaler und rastloser Reisender. Zahlreiche Reisen führten ihn nach Europa, Afrika und Mexiko, Dutzende von Umzügen in viele deutsche Städte und ein Stipendium nach Rom an die Deutsche Akademie Villa Massimo 1931/32. Es folgten Aufenthalte in Venedig und Salzburg. 1937 wurde eines seiner Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst" gezeigt und 1946 überquerte er verarmt und zu Fuß die österreichisch-italienische Grenze, wo er seine Schwester traf, die einen Italiener geheiratet hatte. Im Anschluss lebte er in Venedig, der Toskana und in Rom, wo er 1976 auf dem „Cimitero acattolico", dem nicht-katholischen Friedhof, begraben wurde.

Max Peiffer Watenphul, Rom, am Kapitol, 1932, Silbergelatine auf Barytpapier, © Bauhaus-Archiv Berlin

Die Retrospektive spürt mit über 30 Gemälden und 13 Fotografien dem Fortbestehen der Bauhaus-Ideen in Peiffer Watenphuls Werk in Malerei und Fotografie nach, folgt seinem Lebensweg von Deutschland nach Italien und kontextualisiert sein Werk auch in der Tradition deutscher Künstlerinnen und Künstler in Italien und deutscher „Italiensehnsucht". Das Atelier des Künstlers in Rom befand sich in der Via dei Greci, nur wenige Straßen von der Casa di Goethe, dem einstigen Wohnort von Johann Wolfgang von Goethe und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, entfernt. Da die letzte Ausstellung mit Werken von Max Peiffer Watenphul in Italien über 20 Jahre zurückliegt, ist es nun Zeit für eine Neubetrachtung seines Oeuvres in Italien. Während des Studiums am gerade erst gegründeten Bauhaus in Weimar in den Jahren 1919 bis 1922 – eine Zeit, die sein Empfinden und Schaffen zutiefst prägten – kam er in Kontakt mit Künstlern wie Paul Klee, Johannes Itten, Otto Dix, Alexej von Jawlensky und Oskar Schlemmer. Diese beeinflussten seine figurative Malerei, die eine Position jenseits des Kanons der Moderne darstellt. Besonders intellektuell waren diese Netzwerke für Peiffer Watenphul prägend. So war Alexey von Jawlensky, den Peiffer Watenphul seit der Studienzeit am Bauhaus kannte, ein wichtiges künstlerisches Vorbild, das ihn, wie er selbst sagte, dazu anregte, „Farbe in seine Bilder zu bringen".

Max Peiffer Watenphul, Ischia, 1956, Öl auf Sackleinwand, auf Kunstfaserplatte aufgezogen © Privatsammlung, Foto Kunstsammlungen Chemnitz / Frank Krüger

Um diese besondere Verbindung anschaulich zu machen, ist in der Ausstellung auch ein Gemälde von Alexey Jawlensky zu sehen, das sich in der persönlichen Sammlung von Max Peiffer Watenphul befand und das dieser direkt von Jawlensky im Tausch gegen eines seiner Werke erhalten hatte. Der Ausgangspunkt der Ausstellung ist den Jahren gewidmet, die der Künstler am Bauhaus verbrachte, wo er neben dem Vorkurs bei Johannes Itten die künstlerisch-handwerklichen Werkstätten, wie die Weberei und die Töpferei, nutze, die sonst vornehmlich von Frauen besucht wurden. Schon hier beginnt ein „lyrischer Weg einer seltenen koloristischen Empfindsamkeit" (Michael Semff im begleitenden Katalog) in einem farbenreichen und immer wieder fast naiv wirkenden Malstil. Seine chromatische Sensibilität, die sich bereits in den Werken der 1930er-Jahre zeigt, wird in seinen Nachkriegswerken noch deutlicher. Seine Sujets, Ansichten von Venedig und Rom und vor allem die zahlreichen Darstellungen italienischer Landschaften, erscheinen immer wieder wie durch einen subtilen atmosphärischen Schleier.

Der Fotografie, mit der sich Pfeiffer Watenphul seit seiner Zeit am Bauhau beschäftigt hatte, ist ein eigener Raum der Ausstellung gewidmet. Besonders eindrücklich sind die Architekturfotografien, die vor allem während eines Aufenthaltes in Rom im Jahr 1931/32 entstanden. Wie in der Malerei arbeitet der Künstler auch in der Fotografie mit ähnlichen kompositorischen Mitteln: Bildausschnitte sind häufig verengt, Objekte angeschnitten und durch die Verwendung von Repoussoirs werden Dynamik und Tiefenwirkung verstärkt. An Peiffer Watenphuls Fotografie, in der er sich in den 1920- und 1930er-Jahren auch mit fluiden Genderrollen auseinandersetzt, zeigt sich, warum er in jüngsten Forschungen zum Bauhaus als Teil eines „queer Bauhaus" gesehen wird.

Max Peiffer Watenphul, Ischia, 1956, Öl auf Sackleinwand, auf Kunstfaserplatte aufgezogen © Privatsammlung, Foto Kunstsammlungen Chemnitz / Frank Krüger

Bei Electa, Mailand, erscheint ein Katalog zur Ausstellung in deutscher und italienischer Sprache mit Beiträgen von Florian Korn, Anja Richter und Michael Semff. Die Ausstellung findet in Kooperation mit den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser statt.

Dr. Gregor H. Lersch
Leiter des Museums Casa di Goethe

______________________________________________________________________________________________________________________

Museum Casa di Goethe, Rom
Max Peiffer Watenphul. Vom Bauhaus nach Italien
noch bis 10. März 2024

www.casadigoethe.it

AsKI kultur leben 2/2023

.

xxnoxx_zaehler