Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg: Wertvolle Ergänzung der Veit-Stoß-Sammlung

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Veit Stoß, Madonna mit dem Granatapfel Kupferstich, um 1500, Foto: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Dank einer großzügigen Spende des fränkischen Unternehmers Karl Diehl konnte das Germanische Nationalmuseum zum Preis von 225.000 US-Dollar ein bedeutendes Nürnberger Kunstwerk aus amerikanischem Privatbesitz nach Nürnberg zurückholen: den um 1500 entstandenen Kupferstich der "Madonna mit dem Granatapfel" von Veit Stoß.

Die Neuerwerbung wurde Anfang dieses Jahres dem Germanischen Nationalmuseum übergeben und war zunächst im Kleinen Kreuzgang des Museums zu besichtigen, umgeben von den Skulpturen des Veit Stoß. Ein Doppeljubiläum - 100 Jahre Firma Diehl und 150 Jahre Germanisches Nationalmuseum - gab den äußeren Anlass für diese große mäzenatische Tat, mit der Karl Diehl einmal mehr sein Engagement für die Geschichte und Kultur seiner Heimatstadt unter Beweis stellte. Die bayerische Landesstiftung half bei dieser hochkarätigen Neuerwerbung in dankenswerter Weise.

Die Skulpturen von Veit Stoß, des wohl bedeutendsten Nürnberger Bildhauers, sind in keinem Museum der Welt besser vertreten als im Germanischen Nationalmuseum. Der Künstler war jedoch auch ein virtuoser Grafiker. In Nürnberg hat sich allerdings kein einziger der außerordentlich seltenen zehn Kupferstiche des Meisters erhalten. Dem Germanischen Nationalmuseum bot sich nun die definitiv letzte Gelegenheit, ein Hauptwerk aus dem grafischen Werk von Veit Stoß zu erwerben: das letzte Exemplar, das noch nicht in eine öffentliche Sammlung gelangt war.

Die mit dem Monogramm des Künstlers versehene "Madonna mit dem Granatapfel" misst 20 x 15 cm. Sie wird übereinstimmend zu den reifsten graphischen Werken des Meisters gezählt und dürfte unmittelbar nach dessen Rückkehr von Krakau nach Nürnberg entstanden sein. Mit der differenzierenden Wiedergabe von Körper und Hülle, Schale und Kern, verrät die Madonnenfigur den Bildhauer und die unverwechselbaren Stileigenschaften des Veit Stoß. Ihr figürlicher Aufbau ist mit der hölzernen Hausmadonna von der Wunderburggasse und der Madonna vom Weinmarkt zu vergleichen, beide im Germanischen Nationalmuseum. Nicht ohne Grund wurde vermutet, der Stich sei als Skulpturenentwurf zu verstehen. Von der "Madonna mit dem Granatapfel" sind weltweit nur sieben Abdrucke bekannt, sechs davon im Besitz der großen Kupferstichkabinette in London, Paris, Berlin, München und Hamburg. Das neuerworbene Blatt besitzt eine prominente Provenienz, die lückenlos bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Es stammt aus der berühmten Sammlung Joachims IV. von Maltzan (1593-1654) in Militsch (Schlesien).

 

AsKI KULTURBERICHTE 1/2002

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