Zum 200. Todesjahr von Friedrich Schiller - Marbach und Weimar zeigen zwei Ausstellungen zum Leben und Werk des Dichters

Johann Christian Ludwig Klauer, Totenmaske von Friedrich Schiller, © Foto: Schiller-Nationalmuseum und Deutsches Literaturarchiv, Marbach

Am 9. Mai 1805 um 17.45 Uhr starb Friedrich Schiller in Weimar. Mit je einer großen Sonderausstellung erinnern die Deutsche Schillergesellschaft in Marbach am Neckar und die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen an den 1759 in Marbach geborenen Dichter.

Die Marbacher Sonderausstellung wird mit Mitteln der Landesstiftung Baden-Württemberg und der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

"Götterpläne & Mäusegeschäfte. Schiller 1759-1805" - Jahresausstellung 2005 in Marbach

Anlässlich der 200. Wiederkehr des Todestages von Friedrich Schiller zeigt das Schiller-Nationalmuseum eine große Ausstellung zu seiner Person. Sie greift auf Briefe, Manuskripte, Gedrucktes, Kunst- und Alltagsgegenstände, Bildnisse und Skulpturen zurück - Dinge, die der Nachwelt bedeutsam schienen und deshalb erhalten blieben. Erstmals können Stücke aus den beiden großen Nachlassbeständen Schillers in Weimar und Marbach zusammengeführt werden.

Wie die bunten Glassplitter eines Kaleidoskops mit jedem Dreh ihre Lage verändern und sich zu neuen Bildern fügen, können auch die Hinterlassenschaften Schillers in vielerlei Gestalt zusammengebracht werden. "Götterpläne & Mäusegeschäfte" bilden das Grundmotiv, unter dem die Ausstellung sie in thematischen Einheiten arrangiert. Mit Schillers Tod beginnend, öffnet sie damit Ausblicke auf verschiedene Facetten seines Lebens: auf seine Karriere, sein literarisches Schaffen, sein Verhältnis zur Gesellschaft und zu Freunden, auf Familie und Haushalt, auf seine Reisen und - auf sein Sterben.

Planend und kalkulierend wägt Schiller sein Leben lang "Götterpläne" und "Mäusegeschäfte", materielle und geistige Bedürfnisse gegeneinander ab. Dabei zeigt sich, dass der idealistische und der pragmatische Kopf in trauter Einheit denken und handeln.

Welchen Nutzen können Ehrungen haben, die mit keinerlei finanziellen Vorteilen verbunden sind?
Sie werden zu symbolischem Kapital umgemünzt, denn ihr Prestigewert ist hoch. Wie Goethe betrachtet Schiller Ehrenurkunden als barometrische Anzeigen der öffentlichen Meinung. Er nutzt sie für Werbezwecke, indem er in Zeitungen über ihre Verleihung berichten lässt.

Wie kann man vom Schreiben leben?
Zunächst mehr schlecht als recht. Doch mit den fortwährend gesammelten Erfahrungen im Umgang mit Medien, Verlegern und dem lesenden Publikum rücken Schreiben und Ökonomie zusammen. Schiller arbeitet marktorientiert. Sein ständiger Vorrat an Ideen und Stoffen und sein Gespür für aktuelle Bedürfnisse lassen Texte entstehen, die auf das Interesse der Leser stoßen. Gleichzeitig arbeitet Schiller am öffentlichen Bild der eigenen Person, die über den Starkult bereits zu Lebzeiten zum Mythos wird.

Mit welchem Aufwand aber kann ein literarisches Produkt gewinnversprechend realisiert werden?
Bevor Schiller mit dem ersten Satz beginnt, hat er längst kalkuliert, mit welchem Einsatz er ein bestimmtes Resultat erzielen kann. Ganz pragmatisch bestimmt er sein Verhältnis zum Werk nicht nur als ein ästhetisches, sondern auch als ein ökonomisches: Das Werk muss eben auch eine verkäufliche Ware sein.

Wie verträgt sich diese Ökonomie des Arbeitens mit der Ökonomie des Alltags?
Schiller lernt, parallel zu rechnen: "Ich brauche - ich empfange". Was er durch Investition von Fleiß, Talent und Erfindungsgabe erwirtschaftet, fließt in seine Haushaltsführung. Jede Gewinnsteigerung bedeutet eine Verbesserung des Lebensstandards. Das Alltagsleben aber hat sich der Schriftstellerexistenz anzupassen.

Am Ende bringt Schiller die eigene angegriffene Gesundheit in Anschlag. Wenn er es nur schaffe, seine geistige Kraft bis in sein 50. Lebensjahr zu erhalten, wäre die Existenz seiner Kinder gesichert. Wofür jährlich ein neues Stück produziert werden muss. - Der 3 ½ Jahre zu früh kommende Tod widerlegt diese Rechnung nur zum Teil: Denn gute Verträge mit Verlegern und das wohlwollende Andenken der Theater sichern den Hinterbliebenen hohe Gewinne. Die Mäusegeschäfte hatten sich gelohnt, auch wenn nicht alle Götterpläne verwirklicht werden konnten.

Aus der Fülle des Überlieferten präsentiert die Ausstellung eine Auswahl hochrangiger Exponate. Alle Arten der Überlieferung sind vertreten, von der Handschrift bis zum Buch, vom Kleidungsstück bis zur Locke Schillers, vom Porträt bis zur Skulptur. Als Beweisstücke in einem Indizienprozess, der verschiedene Seiten des Schillerschen Lebens zu fassen versucht, werden die Exponate zum Sprechen gebracht. Dabei will und kann die Ausstellung nicht einen "ganzen" Schiller vorstellen. Sie möchte auch nicht ein neues Bild Schillers entwerfen. Ihr Ziel ist es, Neugier zu wecken und Lust darauf zu machen, sich mit Schiller zu beschäftigen.

Frank Druffner, Martin Schalhorn


Die Ausstellung wird vom 23. April bis zum 9. Oktober 2005 in Marbach zu sehen sein und anschließend im Weimarer Schiller-Museum gezeigt (30.10.2005 bis 17.4.2006).
Zu den beiden Ausstellungen in Weimar und Marbach und ihrem Begleitprogramm gibt es eine Homepage mit der Adresse www.schiller-weimar-marbach.de
Eine bundesweite Website, die mit Bundesmitteln von Kulturstaatsministerin Christina Weiss gefördert wird, informiert über Aufführungen, Veranstaltungen und Ausstellungen zu Schiller in Deutschland unter www.schillerjahr2005.de

 

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