Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf: This is me. Queer und religiös?

queer

Das Jüdische Museum in Rendsburg zeigt vom 17. August 2021 bis zum 17. April 2022 die Fotoausstellung: „This is me. Queer und religiös?" Mit dieser Sonderausstellung möchten wir im Jubiläumsjahr 2021 nicht nur die Vielfalt jüdischen Lebens darstellen, sondern auch mehr Sichtbarkeit für andere marginalisierte Gruppen schaffen.

Es stellen sich darin 15 queere Menschen vor, die aus jüdischen, muslimischen, christlichen und anderen communities kommen. Wir fragen sie: Was bedeutet es für dich queer und gleichzeitig jüdisch, christlich oder muslimisch zu sein? Spielt die Religion für dich eine Rolle und wenn ja, wie vereinbarst du Religiosität und Queerness?

Die Antworten auf diese Fragen werden sehr unterschiedlich ausfallen. Viele der porträtierten Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transmenschen sowie intersexuelle oder non-binäre Personen haben ihren Platz in ihrem Glauben gefunden. Für andere spielt Religion nur eine untergeordnete Rolle oder ist gänzlich aus ihrem Leben verschwunden. Sie berichten von den teils unterschiedlichen, teils sehr ähnlichen Erfahrungen, die sie in ihrem Alltag machen. Viele erleben es immer wieder in verschiedenen Lebensbereichen, dass sie einen Teil ihrer Identität verstecken müssen, um akzeptiert zu werden. Dies gilt auch für queere communities. Denn auch dort begegnet ihnen Antisemitismus oder antimuslimischer Rassismus. Auch eine Zugehörigkeit zu einer christlichen Glaubensrichtung kann manchmal nicht offen gezeigt werden, ohne Nachteile oder Spott hinnehmen zu müssen.

In religiösen Gemeinschaften hat dagegen die queere Identität der Menschen oftmals keinen Platz. Viele machen die Erfahrung, dass von ihnen erwartet wird, sich an traditionelle Vorstellungen und Konstruktionen von Sexualität und Geschlecht anzupassen. Die eigene Identität zu finden und sich selbst abseits dieser vermeintlich Norm zu verorten, stellt diese Personen auch heute noch vor besondere Herausforderungen.

Wie die 15 von uns porträtierten Menschen mit diesen hohen Anforderungen umgehen und welche Wege sie für sich finden, um ihre Identität zu leben, erzählen sie in „This is me".

Die persönliche Auseinandersetzung mit der gezeigten Vielfalt an Lebensrealitäten soll dazu einladen, diesen Menschen und ihren Geschichten zu begegnen und eigene Stereotype und Vorurteile zu hinterfragen. Darüber hinaus verweisen die vorgestellten Porträts auf die Heterogenität der einzelnen communities, zu denen sie gehören und machen deren empowernde Potentiale im Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft deutlich.

Durch die Darstellung von Menschen, die positiv und offen mit ihrer Queerness und Religiosität umgehen, sollen gerade junge Menschen angesprochen werden, für die diese Themen häufig wichtige, aber gleichzeitig konfliktbehaftete Aspekte der eigenen Identitätsbildung sind.

Gleichzeitig leistet die Ausstellung einen Beitrag zu einem interkulturellen und interreligiösen Dialog. Sie zeigt, wie queere Menschen verschiedener (religiöser) communities trotz ihrer religiösen und / oder kulturellen Differenz mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind.

Die Fotografien werden von einer queeren, türkischstämmigen Fotografin in verschiedenen großen deutschen Städten erstellt. Bewusst geht der Fokus der Ausstellung also über Schleswig-Holstein und Norddeutschland hinaus auf das ganze Bundesgebiet.

Einen Schlüsselaspekt in der Konzeption und Durchführung der Ausstellung bildet die Einbindung der porträtierten Menschen. Sie bekommen Raum, um ihre eigene Geschichte zu erzählen und auf ihre persönliche Dar­stellung in der Ausstellung entscheidenden Einfluss zu nehmen. Ebenso arbeiten einige von ihnen bei der Konzeption der Ausstellung mit.

Offizieller Kooperationspartner ist der jüdische Verein Keshet Deutschland, der sich für die Interessen queerer Jüdinnen und Juden einsetzt. Aufgrund der Aktualität und deutschlandweiten Relevanz der Ausstellung wird sie als Wanderausstellung konzipiert, um Institutionen wie Gemeinden, Vereinen oder Schulen eine Übernahme zu ermöglichen und eine Nachhaltigkeit zu gewährleisten, die über das Jubiläumsjahr 2021 hinausgeht. Entscheidend für das Zustandekommen von „This is me" ist die Förderung durch den Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Jonas Kuhn | Leitung
Jüdisches Museum Rendsburg


Das Jüdische Museum Rendbsurg, Foto:  Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen,© Jürgen Schüller

Das Jüdische Museum Rendsburg, am 6. November 1988 gegründet, ist die erste Institution in Schleswig-Holstein, die sich ausschließlich der Erforschung und der öffentlichen Vermittlung des jüdischen Erbes und der Verflechtungs­geschichte von Jüdinnen/Juden und Nichtjüdinnen/Nichtjuden im Norden widmet. Es gehört zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landemuseen Schloss Gottorf. Mit Sonderausstellungen und Veranstaltungen setzt das Museum – auch bundes­weit – immer wieder Akzente im gesellschaftlichen Diskurs.

Jüdisches Museum in Rendsburg
This is me. Queer und religiös?
Die Fotoausstellung
17. August 2021 bis 17. April 2022

www.jmrd.de

Zur Ausstellung erscheint eine begleitende Publikation.

 

AsKI kultur leben 1/2021

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