Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf: Der Barockgarten und das neue Globushaus

Logo Gottorf

Gottorfer Barockgarten und Globushaus, Foto: Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf

Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf ließ ab 1637 unweit seines Residenzschlosses einen Terrassengarten nach italienischem Vorbild anlegen, in dem ab 1650 ein Lusthaus erbaut wurde.

Neben dem obligaten "Gartensaal" für galante Feste beherbergte das Lusthaus auch einen Raum für einen riesigen begeh baren Globus, der Erd- und Himmelsdarstellung auf einmalige Weise verband.

Während die riesige Hohlkugel (Durchmesser 3,10 m) außen die Erde nach modernsten Karten des 17. Jahrhunderts wiedergab, war im Innern der gestirnte Himmel mit figürlich ausgeschmückten Sternbildern zu bewundern. Ein kompliziertes Räderwerk setzte den drehbaren Globus mit Wasserkraft in Bewegung. Durch eine Luke konnte Friedrich III. mit elf Gästen in den Globus steigen und auf einer umlaufenden Bank Platz nehmen, um den Sternenhimmel an sich vorüberziehen zu lassen.

Schloss Gottorf, der Gottorfer Riesenglobus, Foto: Henrik Matzen

Das Lusthaus, auch Globushaus genannt, barg damit das erste Planetarium. 1713 erbat Zar Peter der Große den Gottorfer Globus zum "Geschenk", nachdem er als Verbündeter der Dänen in einer kriegerischen Auseinandersetzung über die Gottorfer obsiegt hatte. Seither befindet sich der Gottorfer Globus, durch einen verheerenden Brand im 18. Jahrhundert u. a. seiner originalen Bemalung beraubt, in der Kunst- und Wunderkammer von St. Petersburg. Die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf belebt gegenwärtig die glanzvollste Epoche des Gottorfer Hofes: die Zeit des Barock. In diesem Zusammenhang wird der Terrassengarten, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgegeben, nach historischen Ansichten, Inventaren und Grabungsbefunden in seine Blütezeit zurückversetzt. Das im 18. Jahrhundert abgebrochene Globushaus hat inzwischen einen würdigen Nachfolger nach Entwürfen der Architekten Hilmer & Sattler + Albrecht (München/Berlin) gefunden. Im neuen Globushaus, das im Frühjahr 2005 zusammen mit dem Barockgarten seine Pforten öffnet, wird der Gottorfer Globus wieder so zu sehen sein, wie er vom Hofgelehrten Adam Olearius unter Friedrich III. ersonnen worden war. Die gemalten Darstellungen folgen dabei den Erd- und Himmelsgloben von Willem Janszoon Blaeuw aus dem Globusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Bevor der Besucher jedoch in den Globussaal hinaufsteigt, um wie Friedrich III. die Weltkarte zu betrachten oder die Sterne um sich kreisen zu lassen, informiert eine Dokumentation im Erdgeschoss des kleinen Museums über die wechselhafte Geschichte von Barockgarten, Lusthaus und Globus. Das gesamte Projekt wird durch die Hermann Reemtsma Stiftung, die ZEIT-Stiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziert.

Dr. Ulrich Schneider
Leiter des Globusmuseums und des Barockgartens der
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf

AsKI KULTURBERICHTE 2/2004

.

xxnoxx_zaehler