Städel Museum, Frankfurt Main: Beckmann & Amerika

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Max Beckmann zählt zu den bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts. Der 1884 in Leipzig geborene Maler schuf aus dem Fundus der Zeitgeschichte, der Mythologie und der eigenen Biografie ein Lebenswerk, das zu den herausragenden schöpferischen Leistungen der modernen Kunst gehört.

Beckmanns Spätwerk auf amerikanischen Boden ist nun erstmals Thema einer monografischen Sonderausstellung, die unter dem Titel „Beckmann & Amerika“ bis zum 8. Januar 2012 im Frankfurter Städel Museum gezeigt wird.

 

Der vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der BNY Mellon geförderten Ausstellung ist es gelungen über 100 Werke des Künstlers in Frankfurt zu versammeln. Dabei geben insgesamt 41 Gemälde – darunter Meisterwerke wie die Triptychen Departure aus dem MoMA, The Beginning aus dem Metropolitan Museum of Art in New York oder die Argonauten aus der National Gallery of Art in Washington – gemeinsam mit zahlreichen Zeichnungen, Aquarellen, aber auch Druckgraphiken und Skulpturen einen umfassenden Einblick in Beckmanns letzte Lebens- und Schaffensjahre auf amerikanischem Boden.

 

Max Beckmann lebte und lehrte ab dem Spätsommer 1947 in Amerika. Erst nach zehnjährigem Exil in Amsterdam gelang ihm – dank eines von seinem New Yorker Händler Curt Valentin vermittelten Lehrauftrages – die lange ersehnte Ausreise in die Vereinigten Staaten. Als Beckmann schließlich in Amerika eintraf, galt er bereits als einer der „most powerful German Expressionists“, so die Charakterisierung im Katalog der Ausstellung „Art in Our Time“, mit der das MoMA 1939 sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hatte. Beckmanns Aufenthalt in den Vereinigten Staaten begann in St. Louis, Missouri, wo er zwei Jahre lebte und eine Gastprofessur an der dortigen Washington University wahrnahm. Im Herbst 1949 zog er nach New York, wo er an der Brooklyn Museum Art School unterrichtete. Fern von Europa verbrachte er seinen letzten und überaus produktiven Lebensabschnitt – der Beckmann-Werkkatalog verzeichnet allein 85 Gemälde, die der Maler in den drei Jahren schuf. Vielfältig waren die menschlichen Begegnungen, Reisen und Eindrücke, die der neue Kontinent Beckmann und seiner Ehefrau vermittelte. Mehrere kurze und längere Reisen führten ihn in den Mittleren Westen, nach Chicago, nach New Orleans, nach Boulder, Colorado, oder auch an die Pazifikküste nach Kalifornien. Zu einer spürbaren Inspirationsquelle Beckmanns wurde die nie zuvor erlebte räumliche Weite des fremden Kontinents, seine Küsten, die Atmosphäre seiner „wilden“ Landschaften ebenso wie die Welt der Metropolen. Inmitten seines „neuen“ Lebens starb Max Beckmann im Dezember 1950 bei einem Spaziergang am Rande des Central Park in New York an einem Herzinfarkt.

 

Für das Städel Museum und Frankfurt am Main, wo Max Beckmann von 1915 bis 1933 lebte und an der Städelschule lehrte, ist das Ausstellungsprojekt von besonderer Bedeutung: Das Städel kann einen reichen Bestand an Gemälden, Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen Beckmanns vorweisen und hat bislang eine Reihe von Ausstellungen zu spezifischen Themen und Abschnitten seines Werks gezeigt.

 

Mit der Ausstellung „Beckmann & Amerika“ zeigt das Städel Beckmanns Spätwerk als Resultat einer entschlossenen künstlerischen Haltung sowie einer stetigen Arbeit im Bewusstsein der eigenen Entwicklung. Es ist aus heutiger Sicht interessant, dass Beckmann zeitgleich und in räumlicher Nähe zu dem zunehmend an Bedeutung gewinnenden US-amerikanischen Abstrakten Expressionismus um Künstler wie Jackson Pollock, Willem de Kooning oder Mark Rothko dem Figürlichen und seiner metaphorischen Thematik verbunden bleibt und sich in seinem neuen Umfeld als europäischer Künstler von internationalem Rang behauptet. Weitgehend ungebrochen verfolgt Beckmann in Amerika seine Auseinandersetzung mit Figuration und Raum, mit Linie und Farbe, mit Wirklichkeit und Metaphysik.

 

Die Ausstellung „Beckmann & Amerika“ wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet. Zu den Höhepunkten zählen ein Gespräch über Beckmanns Tagebücher und Briefe mit der Kuratorin Dr. Jutta Schütt und Dr. Christiane Zeiller aus München (Sonntag, 11. Dezember 2011, um 16.00 Uhr), ein Vortrag über Thomas Mann und Max Beckmann von Dr. Mario-Andreas von Lüttichau, Museum Folkwang (Donnerstag, 5. Januar 2012, um 19.00 Uhr) sowie die „Amerikanische Nacht“ mit einem abwechslungsreichen Programm und Musik der 1940er-Jahre (Samstag, 5. November 2011, ab 20.00 Uhr).

7. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012

 

Zur Ausstellung erscheint im Hatje Cantz Verlag ein umfangreicher, von Jutta Schütt herausgegebener Katalog mit ca. 280 Seiten und ca. 275 Abbildungen, davon 220 farbig. Mit einem Vorwort von Max Hollein und Texten von David Anfam, Karoline Feulner, Ursula Harter, Lynette Roth, Stefana Sabin, Jutta Schütt und Christiane Zeiller. Dt. und engl. Ausgabe, 34,90 Euro (Museumsausgabe).

 

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2011

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