Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf: Rembrandt entdecken - Die hundert schönsten Radierungen

Rembrandt Harmensz van Rijn, Selbstbildnis mit Saskia, 1636 - Radierung, Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, © Foto: Kupferstichkabinett, Hamburger Kunsthalle

Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669) ist eine der prägenden Künstlerpersönlichkeiten in der abendländischen Kunstgeschichte.

Er ist nicht nur als Maler zu Weltruhm gelangt, sondern - wie vor ihm nur Albrecht Dürer - auch als Schöpfer eines umfangreichen, bedeutsamen graphischen Werkes. Seine Radierungen stehen in einigen Fällen im Zusammenhang mit Gemälden, sind in der Mehrzahl aber autonome Kunstwerke, eigene Erfindungen.

Bereits zu Lebzeiten machten ihn seine "unnachahmlichen Radierungen, die allein hinreichen würden, seinen Ruhm zu erhalten" (Houbraken) in ganz Europa bekannt. Rembrandt hat eine große Vielfalt in der Handhabung der Radiertechnik erreicht. Er hat geätzt, mit der so genannten Kaltnadel und dem Grabstichel direkt in die Platte gearbeitet und dabei auch malerisch höchst reizvolle Ergebnisse erzielt, die jeden Abzug zum Erlebnis werden lassen.

Aus der insgesamt 355 Arbeiten umfassenden Sammlung der Hamburger Kunsthalle - ergänzt um 6 Blätter aus dem Schweriner Museum und eine Leihgabe des Berliner Kupferstichkabinetts - werden zurzeit im Schloß Gottorf 100 bedeutende Radierungen Rembrandts gezeigt (bis 8. Oktober 2006). Bereits 1987 waren sie in dieser Auswahl in Hamburg zu sehen, begleitet durch einen von Eckhard Schaar verfassten, mittlerweile vergriffenen Katalog. Für die Gottorfer Präsentation werden diese Hauptblätter erneut in einem Katalog dokumentiert und beschrieben.

Die Blätter sind zwischen 1626 und 1661, in über 30 Schaffensjahren, entstanden. Sie stellen biblische Themen des Alten und Neuen Testamentes dar und behandeln Themen um Abraham, Jakob, Josef, David, Esther und Tobias ebenso wie die Jugendgeschichte Christi und seine Passion. Daneben stehen Genreszenen, Landschaften und hervorragende Bildnisse, darunter zahlreiche Selbstportraits. In der Ausstellung gezeigt werden so bekannte Arbeiten wie "Heimkehr des verlorenen Sohnes", "Kreuzabnahme", "Ecce Homo", "Die drei Kreuze", "Hundertguldenblatt", "Die drei Bäume" und "Windmühle". Einige Arbeiten sind in verschiedenen Zuständen der graphischen Ausarbeitung zu sehen und laden zu aufschlussreichen Vergleichen ein.

Die 400. Wiederkehr von Rembrandts Geburtstag in diesem Jahr wird europaweit in mehr als 40 Ausstellungen reflektiert. Unter diesen ist die Schleswiger die Einzige, die das bedeutende graphische Schaffen dieses epochalen Künstlers umfassend vorstellt, für die Wissenschaft neu diskutiert und dem Publikum in verständlicher Sprache erschließt. Gleichzeitig begleitet die Ausstellung im Schloß Gottorf den Länderschwerpunkt "Niederlande" des Schleswig-Holstein Musikfestival. Vom 26. Januar bis 15. April 2007 ist die Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zu sehen.

Dr. Thomas Gädeke
Stv. Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte
in der Stiftung Schleswig-Hollsteinische Landesmuseen
Schloß Gottorf, Schleswig


Katalog, hrsg. von Herwig Guratzsch, mit einem Einleitungsessay von Christian Tümpel,
ganzseitigen Abb. und Erläuterungen zu allen 100 Blättern von Thomas Gädeke und Uta Kuhl
Wienand Verlag Köln, 228 S., fester Einband
25 EUR im Museum, 32 EUR im Buchhandel

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 3/2006

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