Schadow in Rom - Zeichnungen von J. G. Schadow aus den Jahren 1785-1787. Ausstellung der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin

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Johann Gottfried Schadow, Amazone und Hermes, Nach zwei antiken Statuen, in verschiedenen Sälen der Sammlungen, Zeichnung, Kreide Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, © Foto: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Kunstsammlung, Berlin

Fluchtartig hat Johann Gottfried Schadow (1764-1850) gemeinsam mit seiner späteren Frau im Jahr 1785 Berlin verlassen und ist über Wien, Venedig, Florenz nach Rom gereist. Hier lebte und arbeitete er zwei Jahre und reifte zu einem Bildhauer von europäischem Rang.

Wo er sich auch aufhielt, "ein Zeichenbuch hatte er stets bei sich", erinnerte sich der Künstler später, ebenso "suchte er in Rom gleich der Biene aus vielen Blumen Honig zu saugen". Insbesondere in öffentlich zugänglichen Sammlungen hat Schadow nach Gemälden und antiken Skulpturen unermüdlich gezeichnet, daneben den römischen Alltag beobachtet und seine Familie skizziert.

Johann Gottfried Schadow, Schlafender Jüngling (Endymion), von Hund bewacht, Nach dem Relief im Kapitolinischen Museum Zeichnung, Kreide, Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, © Foto: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Kunstsammlung, Berlin

Aus dem Nachlass ihres langjährigen Direktors erwarb die Königliche Akademie etwa 1.200 Zeichnungen, darunter "Studien nach der Antike in Rom gez. v. 1785-1787". Als eigener Komplex mit allen Facetten zum Aufenthalt in Rom sind Schadows Zeichnungen nun zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen. Sie zeigen den Weg auf, den der Künstler mit Fleiß und Ehrgeiz einschlug und der ihn befähigte, nach seiner Rückkehr die aufgetragenen repräsentativen Bildhaueraufgaben zu lösen - zuerst die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin. "Mit seinen römischen Zeichnungen schuf sich der Künstler einen Fundus, auf den er sein Leben lang als Anregung und Vorlage für sein bildhauerisches und graphisches Werk zurückgreifen konnte.

Noch der alte Schadow notierte wieder und wieder in seinen tagebuchartigen Schreibkalendern, daß er in den ,alten römischen Cahiers' geblättert habe", schreibt Jutta von Simson im Katalog.

Ihr und den beiden weiteren Wissenschaftlerinnen Sibylle Badstübner-Gröger und Claudia Czok ist die Aufbereitung auch dieses Teils von 180 erhaltenen Studien und Skizzen zu verdanken. Augenblicklich erarbeiten sie als DFG-Projekt an der Akademie der Künste das Werkverzeichnis aller Blätter von Johann Gottfried Schadow. Erst in diesem Zusammenhang wurden die antiken Vorbilder bestimmt, die den Künstler zum Zeichnen anregten. In einem eigenen Katalogbeitrag beschreibt Sibylle Badstübner-Gröger anschau Johann Gottfried Schadow Schlafender Jüngling (Endymion), von Hund bewacht Nach dem Relief im Kapitolinischen Museum Zeichnung, Kreide Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin Schadow hat in Rom nur wenige Bildhauerarbeiten geschaffen, trotzdem wurde seine Begabung bald erkannt: Im Concorso Balestra sprach ihm die Accademia di San Luca 1786 den zweiten Preis zu. Auf ihn war Schadow bis an sein Lebensende besonders stolz, weil er ihn nach seiner Einschätzung allein seinen Fähigkeiten verdankte und keinerlei Protektion. In jenem Sommer wurde Schadows Sohn Ridolfo geboren, der später als Bildhauer in Rom lebte. Wahrscheinlich machte Schadow - im Kreis der gleichzeitig in Rom arbeitenden deutschen Künstler - die Bindung an seine kleine Familie ein wenig zum Außenseiter, auch seine ehrgeizige Behauptung als angehender Bildhauer gewann ihm wenig Freunde. Als er nach der Rückkehr 1791 in der Berliner Akademieausstellung sein Grabmal zum Andenken an den Grafen von der Mark vorstellte, urteilte Daniel Chodowiecki in einem Brief: "... Er ist ein Mann von Genie, ... [der] in Rom seine Zeit gut angewandt hatt."

Johann Gottfried Schadow, Herakles-Herme, Nach einer Statue im Kapitolinischen Museum, Zeichnung, Kreide, Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, © Foto: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Kunstsammlung, Berlin

Die Brillanz von Schadows Zeichnungen aus der Zeit um 1800 setzte Hugo von Tschudi 1904 derjenigen von Jean Auguste Dominique Ingres gleich - die Voraussetzung dafür hatte Schadow sich in Rom erarbeitet. Wie seine bildhauerischen Werke folgten auch seine Zeichnungen der Berliner Überzeugung von lebenswahrer Naturnähe, die bereits Daniel Chodowieckis Blätter auszeichnete. Obwohl sich Goethe zu derselben Zeit in Rom aufhielt, haben sich die beiden Künstler dort nicht getroffen. Doch gab es in späteren Jahren Reibungen, Besuche, Arbeitskontakte, und schließlich entstand 1822/23 das Goethe-Porträt von Schadow. Deshalb befasst sich ein kleiner Ausstellungsteil mit diesem sehr speziellen Kapitel der Beziehung zwischen zwei selbstbewussten Vertretern unterschiedlicher Kunstauffassungen.

Gudrun Schmidt
Leiterin der Kunstsammlung der
Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin


Die Ausstellung, erarbeitet in Berlin, wird in folgenden Häusern gezeigt:
  • Casa di Goethe, Rom
    (24.9.-23.11.2003)
  • Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethe-Museum
    (7.12.2003-9.2.2004)
  • Jenisch-Haus / Außenstelle des Altonaer Museums Hamburg
    (22.2.-18.4.2004)
  • Winckelmann-Museum, Stendal
    (1.5.-26.6.2004)
Schadow in RomKatalog
Zur Ausstellung ist zum Preis von 11,80 € ein zweisprachiger Katalog erschienen (Deutsch/Italienisch) mit 154 Seiten und 75 Abbildungen:
Schadow in Rom / Schadow a Roma
Zeichnungen von Johann Gottfried Schadow aus den Jahren 1785 bis 1787 / Disegni di Johann Gottfried Schadow dal 1785 al 1787
 Akademie der Künste, Berlin. Akademie-Fenster 6
 Berlin 2003
 ISBN 3-88331-075-1
Sie können diesen Katalog im AsKI-Shop in der Rubrik "Casa di Goethe" bestellen.

 

 

AsKI KULTURBERICHTE 2/2003

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