Rede von Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Staatsminister für Kultur und Medien

Sehr geehrter Herr Professor Hansen,

Herr Adlung,

Herr Müller-Schott,

liebe Schüler und Schülerinnen,

meine sehr verehrten Damen und Herren,


bereits zum zwölften Mal wird heute die Maecenas-Ehrung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute für herausragendes mäzenatisches Engagement verliehen. Die Auszeichnung geht diesmal an Anne Sophie Mutter, die in wohl einzigartiger Weise Deutschland als Kulturnation auf der ganzen Welt repräsentiert - als Geigenvirtuosin ebenso wie als Förderin junger Künstler.

 

Sehr gerne hätte Herr Staatsminister Neumann, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, diesen Preis im Namen der Bundesregierung selbst verliehen. Aber auch er ist leider verhindert, und so habe ich als seine Stellvertreterin die hohe Ehre heute bei Ihnen sein zu dürfen und den Preis nunmehr stellvertretend an Herrn Müller-Schott zu überreichen.

 

Mit der Maecenas-Ehrung werden seit 1989 Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich in ganz unterschiedlicher Weise um die Förderung von Kunst und Kultur in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht haben.

 

Man kann es nicht deutlich genug betonen, wie wichtig es ist, die Verdienste dieser Bürgerinnen und Bürger, die nicht selten im Stillen wirken, auch öffentlich zu würdigen. Darum unterstützt die Bundesregierung die Vergabe der Maecenas-Ehrung gerne. Und glücklicherweise ist es so, dass es in Deutschland eine sehr große Zahl von privaten Kunstförderern gibt. Bei der großen Anzahl der Auszeichnung würdiger Persönlichkeiten ist es der Maecenas-Jury zunehmend schwerer gefallen, eine Wahl zu treffen.


Daher ist der Vorstand des Vereins vor einiger Zeit mit dem Vorschlag an Kulturstaatsminister Bernd Neumann herangetreten, die Ehrung zukünftig jährlich, statt wie bisher nur alle zwei Jahre zu vergeben. Mit dem Festakt heute läuten wir nun diesen neuen Turnus ein!
Die Maecenas-Ehrung kann angesichts der überwältigenden Großzügigkeit der Förderer und Mäzene in Deutschland nur eine Geste sein - eine Geste des Danks und der Anerkennung, und eine Geste, die die Hoffnung ausdrückt, dass es auch in Zukunft Menschen geben möge, die sich in selbstloser Weise für unsere Gesellschaft einsetzen.

 

Dass ein Mäzen finanzielle Mittel - in zumeist nicht unbeträchtlicher Höhe - für einen guten Zweck gibt, ist sozusagen per definitionem die Grundlage seines Tuns. Bei Anne-Sophie Mutter kommt aber noch hinzu, dass Sie Ihr außergewöhnliches musikalisches Können für die gute Sache - die Unterstützung junger, hochbegabter Solisten - einsetzt. Sie gibt damit auch ein Stück des Glücks weiter, das Sie selbst erfahren durfte. Als junge Nachwuchskünstlerin hatte Sie ebenfalls einen Förderer, der, ähnlich wie Sie heute, in seiner Eigenschaft als Künstler mäzenatisch gewirkt hat. Es war der Schweizer Dirigent Paul Sacher, der 1997 ebenfalls die Maecenas-Ehrung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute erhalten hat.


Beide verbindet vieles - auch das engagierte Eintreten für eine Verbesserung der finanziellen Situation der Künste. Im Jahr 2008 hat Frau Mutter anlässlich der Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises gesagt, dass es ihr mittlerweile müßig erscheine, über die Chancenlosigkeit der Kunst im politischen Verteilungskampf zu klagen.


Nun ganz so pessimistisch soll es nicht sein. Ich teile Frau Mutters Ansicht, dass privates, gerade auch wirtschaftliches Engagement von großer, von unerlässlicher Bedeutung für die Kultur ist. Und deshalb setzt sich die Bundesregierung auch schon seit einigen Jahren für eine Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft und auch für steuerliche Vorteile für Ehrenamtliche und Stifter ein.

 

Aber, auch gerade in diesen, von der Finanzkrise geprägten Zeiten, tragen die öffentlichen Hände - Kommunen, Länder und der Bund - in Deutschland rund 90 % aller Fördermittel für die Kultur bei.


In den USA ist das umgekehrt - und das hat in Krisenzeiten einschneidende Folgen - sogar für Spitzenhäuser wie die Metropolitan Opera in New York. Natürlich: Wir alle wünschen uns mehr Geld für die Kultur - und ich weiß natürlich aus eigener Erfahrung, dass die Verteidigung eines Kulturetats eine harte Angelegenheit ist. Aber wir waren nicht ganz erfolglos. So haben wir zum 6. Mal in Folge den Kulturetat des Bundes erhöht. Dies ist durchaus auch als ein Zeichen der Ermutigung an Länder und Kommunen zu werten, die in Deutschland bei Weitem den Löwenanteil der Kulturfinanzierung tragen.

 

Ganz allgemein gilt: Kulturinvestitionen sind eine Investition in die Zukunft! Mit Kürzungen in diesem Bereich lassen sich keine Haushalte sanieren! Wir wissen aus der Vergangenheit: Gerade in härteren Zeiten sehnen sich viele Menschen nach dem Reichtum der Kunst. So ist auch Kulturpolitik nicht nur eine Frage des Geldes. Sie ist vor allem auch eine Frage des Bewusstseins. Ich glaube, dass mittlerweile das Bewusstsein immer stärker verankert ist, dass Kunst und Kultur für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Wertegemeinschaft von zentraler Bedeutung sind. Das zeigt sich ganz unmittelbar am immensen Interesse, das die Bürger geplanten Kulturprojekten und auch Streichungsplänen in der Kultur entgegenbringen - auch hier in Bonn sehen wir das sehr deutlich.

 

Es kommen auf den kulturellen Bereich zudem immer mehr Anforderungen zu, die wir auch von Bundesseite her im Blick haben. Ich denke da zum Beispiel an unsere bundesweiten Programme zum Erhalt unseres kulturellen Erbes und vor allem an den Schwerpunkt kulturelle Bildung. Das von der Kulturstiftung des Bundes 2007 initiierte und mit 10 Millionen Euro mitfinanzierte Modellprogramm „Jedem Kind ein Instrument", das jedem Grundschulkind des Ruhrgebietes die Möglichkeit gibt, ein Musikinstrument zu erlernen, hat mittlerweile in anderen Bundesländern Nachahmung gefunden. Und so war es auch geplant.

 

Neben der Breitenförderung, für die sich vor allem der Deutsche Musikrat hervorragend einsetzt, brauchen wir auch eine Förderung des Spitzennachwuchses. Der Bund unterstützt darum die Junge Deutsche Philharmonie, die ausgewählten Musikstudenten die Möglichkeit gibt, auf sehr hohem Niveau professionelle Orchesterpraxis zu erwerben. Auch die Meisterkurse für Dirigentinnen und Dirigenten und die Kammermusikkurse hier im Beethoven-Haus geben Talenten die Möglichkeit, ihre Karriere auszubauen.

 

Meine Damen und Herren,

Deutschland verfügt über eine einzigartige und faszinierend vielfältige musikalische Tradition - auch dank so großartiger Repräsentanten dieser Tradition wie Anne Sophie Mutter. Im Namen der Bundesregierung, im Namen von Staatsminister Neumann danke ich Frau Mutter, die sich aktiv dafür einsetzt, dass diese musikalische Tradition weiterlebt.

 

Auch dem Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute möchte ich meine Anerkennung aussprechen. Denn ungeachtet der staatlichen Förderung, die der Verein aus dem Bundeshaushalt für seine Arbeit erhält, kann er seine Aufgaben und seine Ziele letztlich nur mithilfe des idealistischen, persönlichen Einsatzes seiner Mitglieder erreichen.

 

Mit der Maecenas Ehrung setzen Sie ein Zeichen für eine Kultur der Verantwortung, der Uneigennützigkeit und des Großmuts, den nicht nur die Kultur in Deutschland braucht.

 

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

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