Novalis-Stiftung Schloss Oberwiederstedt: Schenkungen und Dauerleihgaben erweitern die Sammlung im Schloss Oberwiederstedt

Dass er in letzter Minute gestoppt werden konnte, ist einer Bürgerinitiative zu verdanken, die das Denkmal in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden sicherte und instand setzte. 1992 zog die Internationale Novalis-Gesellschaft ein. Seither hat sich viel verändert. Medaillon mit dem Porträt der Sophie von Kühn, Foto: Christoph Sandig, Leipzig An dem historischen Ort, der seines kompletten Interieurs beraubt war, finden sich nach und nach wertvolle Objekte ein. Die Schenkungen und Leihgaben aus dem Kreis der Nachkommen und Freunde der Familie von Hardenberg vermitteln ein authentisches Zeugnis der Lebenswelt des frühromantischen Dichters. Schon 2010 kehrten 14 als verschollen geltende Gemälde aus der Ahnengalerie der Familie ins Schloss zurück.

Wenig später kam ein Medaillon in die Sammlung, das Sophie von Kühn (17. März 1782 - 19. März 1797) im Profil zeigt. Sophie war die Stieftochter des Grüninger Rittmeisters Johann Rudolf von Rockenthien und Novalis' erste große Liebe. Er begegnete ihr im November 1794 während einer Dienstreise auf Schloss Grüningen. Krankheit und der frühe Tod des erst 15-jährigen Mädchens haben in seiner Dichtung viele Spuren hinterlassen. Das kleine ovale Medaillon stammt aus dem Besitz der Mutter des Dichters, die es als Schmuckstück arbeiten ließ.

Barocker Intarsienschrank, Foto: Christoph Sandig, Leipzig Im April dieses Jahres kehrte ein Intarsienschrank aus dem Familienbesitz der Freiherrn von Hardenberg ins Schloss zurück. Das barocke Möbel gehörte bis 1945 zum Schlossinventar und ist auf alten Fotografien zu sehen, die das Kaminzimmer zeigen. Mehrere Jahrzehnte überdauerte es in der Moritzburg in Zeitz. Dank einer privaten Spende konnte die wertvolle Antiquität fachgerecht restauriert und an ihren Ursprungsort überführt werden.

Neben den Originalen aus der Zeit Friedrichs von Hardenberg besitzt das Museum Exponate der Gegenwartskunst, die Novalis und sein literarischen Werk reflektieren. Hierzu gehört seit 2015 ein großformatiges Tryptichon „Hymnen an die Nacht", 1988 aus dem Novalis Zyklus des Designers und Grafikers Wolfram Eberhard Saro. Seine Assemblage aus teils frei schwebendem Blattgold, Bütten und Acryl ist materiell konkret und gleichzeitig eine spirituell meditative Komposition, die mit thermischer Energie ins Schwingen gerät. Der magisch anmutende Dialog mit der Welt des frühromantischen Dichters gründet auf dessen dritter Hymne, die Saro als poetisches Pendant handschriftlich mit ins Bild gesetzt hat.

Assemblage <Hymnen an die Nocht> von Wolfram Eberhard Saro, Foto: Christoph Sandig, Leipzig

Sabine Ullrich

wiss. Mitarbeiterin
Museumsakademie Novalis

 

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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