Museum für Sepulkralkultur, Kassel: Tanz mit dem Totentanz. Historische und transkulturelle Beispiele zum Totentanz & neue Arbeiten von Peter Gilles

Der leidenschaftliche Sammler und engagierte Ausstellungsmacher Hartmut Kraft zeigt eine Totentanz-Ausstellung von besonderem Charakter erstmals im Museum für Sepulkralkultur in Kassel. In bemerkenswerter Weise verknüpft er historische, zeitgenössische und transkulturelle Aspekte.

Im Mittelpunkt der Ausstellung - noch bis zum 22. Juli 2007 - steht der um 1463 von Bernd Notke gemalte Totentanz in der Marienkirche zu Lübeck, der 1942 bei einem Bombenangriff verbrannte. Erhalten blieben nur graphische und malerische Reproduktionen, darunter eine 1866 bzw. 1868 in erster und zweiter Auflage erschienene, Bild und Text vereinende großformatige Buchausgabe, die 1997 erneut herausgegeben wurde. Exemplare dieses Nachdrucks wurden an 25 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zur Bearbeitung übergeben. Kreativ und differenziert gehen diese mit der berühmten Vorlage um und setzen sich mit dem uralten, ewig neuen Thema auseinander.

Totentanz aus der Schedelschen Weltchronik von 1493 (Ausschnitt), © Museum für Sepulkralkultur, Kassel

Steht auch diese moderne Überarbeitung des historischen Vorbildes im Vordergrund, so verzichtet Hartmut Kraft nicht darauf, historische Artefakte dieses Genres aus seiner umfangreichen eigenen Sammlung in die Ausstellung zu integrieren. Die Exponate reichen vom makabren Tanz ausgelassener Knochenmänner in der Schedel'schen Weltchronik von 1493 über barocke Beispiele bis zur klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst. Kaum ein Künstler hat seit der Wiederentdeckung dieses Themas in der frühen Neuzeit darauf verzichtet, dem Tanz der Toten seine Aufwartung zu machen.

Die Sammlung von Hartmut Kraft umfasst auch ethnologische Artefakte dieses Genres, oftmals überraschend farbenfroh und ironisch. So wird die Ausstellung arrondiert mit Masken von Totentänzern aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Der Kölner Künstler Peter Gilles bereichert das Thema um lebensgroße Totentanzbilder, die zu einem Zyklus gehören, an dem Gilles momentan arbeitet. Er übermalt Abdrücke seines eigenen Körpers mit Eigenblut und Farbe, woraus dynamische und bewegte Bilder entstehen. "Tanz mit dem Totentanz" ist nicht die erste Ausstellung zu diesem Thema, aber sie behandelt es unkonventionell wie noch nie in ihrem Spektrum zwischen historischer und zeitgenössischer Kunst, zwischen Volkskunde und Völkerkunde.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 24,80 Euro (im Buchhandel 48,- Euro) sowie Vorzugsausgaben von Peter Gilles, Ale Guzzetti und Birgit Kahle

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