Museum für Sepulkralkultur, Kassel: Bürgerschaftliches Engagement ermöglicht den Erwerb des "Zizenhausener Totentanzes"

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Anton Sohn (1769-1841), Zizenhausener Totentanz (1822/23), Der Tod und die Edelfrau, © Foto: Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur, Kassel

42 Figurenpaare umfasst der "Zizenhausener Totentanz" - eine spektakulär-makabre Umsetzung des weltberühmten Baseler Totentanzes ins Format bunt bemalter Nippesfiguren, geschaffen um 1822/23 von dem in Zizenhausen bei Stockach nahe dem Bodensee ansässigen Anton Sohn (1769-1841).

42 Patinnen und Paten haben dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel den Erwerb ermöglicht, in dem sie für je ein Figurenpaar die Patenschaft übernommen haben. Auf diesem Weg konnten 20.000,- Euro aufgebracht werden, eine Summe, die aus dem normalen Museumsetat nicht zu realisieren gewesen wäre. In langer Reihe stehen die Figuren nun in einer eigenen Vitrine, die kostenlos von der gemeinnützigen Ausbildungswerkstätte des Vereins für Sozialpolitik, Bildung und Berufsförderung e.V. in Kassel hergestellt wurde. Und jedes Figurenpaar ist mit dem Namen seiner Patin, seines Paten versehen.

Die auf diesem Weg ermöglichte Finanzierung ist ein Glücksfall, sie dokumentiert auch die Verbundenheit vieler Menschen mit dem Museum. Dabei stammen die Patinnen und Paten nicht nur aus Kassel und Nordhessen, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet: von Stuttgart bis Berlin und von Köln bis Leipzig. Besonders bewegend ist die Übernahme einer Patenschaft durch eine beinamputierte und fast erblindete Berlinerin für das Figurenpaar "Tod und Krüppel". Auch viele andere Patinnen und Paten wählten ihre Figuren durchaus in Bezug auf die eigene persönliche oder berufliche Situation aus.

Bei der Vielfalt von Ständen und Berufen, die im Totentanz ihrem je eigenen Tod begegnen, war freilich auch ein breites Spektrum geboten. Wer sich für das Figurenpaar "Tod und Wucherer" entschieden hat, sei an dieser Stelle verschwiegen - kann aber seit dem 5. November 2004 von jedem Museumsbesucher am entsprechenden Schildchen abgelesen werden. An diesem Tag fand ein Patenschaftsfest statt, wo Museumsmitarbeiter und Paten gemeinsam das gelungene Projekt mit Speis und Trank und intensiven Gesprächen feierten. Aus diesem Anlass war auch die Geschäftsführerin des AsKI, Frau Dr. Jung, angereist, um nicht nur die Grüße des AsKI zu überbringen, dem das bürgerschaftliche Engagement ein großes Anliegen ist, sondern auch den Scheck für das letzte, noch nicht vergebene Paar zu überreichen.

Anton Sohn (1769-1841), Zizenhausener Totentanz (1822/23), Der Tod und der Narr, © Foto: Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur, Kassel Aus den 14 heute noch bekannten, vollständigen Figurenreihen, die es einst in hoher Auflage gegeben hat, sticht die "Kasseler Serie" durch die originale Beschriftung in englischer Sprache heraus. Sie dokumentiert, dass die beliebten Figürchen seinerzeit auch für den Export in den anglo-amerikanischen Raum bestimmt waren. Somit ist der "Zizenhausener Totentanz" ein beeindruckender Beleg für einen vor über hundert Jahren ganz anders gearteten Umgang mit dem Tod als heute: nicht düster, nicht erschreckend, sondern farbenfroh, fast heiter - vielleicht ein wichtiger Grund dafür, dass sich die Patinnen und Paten gerade für diese Objekte erwärmen konnten: Ihnen allen sei für dieses bürgerschaftliche Engagement herzlich gedankt.


Ein Katalog mit Abbildung aller Figurenpaare kann über das Museum für Sepulkralkultur, Weinbergstraße 25-27, 34117 Kassel oder online unter www.sepulkralmuseum.de bzw. bestellung@sepulkralmuseum.de zum Preis von 5,- € zzgl. Versandkosten bestellt werden.

 

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2005

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