Museum für Komunikation Berlin: Mein Lieblingsobjekt - Die rote Mauritius

Mauritius-Tableau mit Rahmen, © MSPT, Foto: Jürgen LiepeEines meiner Lieblingsobjekte aus den Sammlungen der Museumsstiftung für Post und Telekommunikation ist auch gleichzeitig eines der kleinsten und unscheinbarsten: Die Briefmarke Rote Mauritius.

Dabei ist die Entstehungsgeschichte der kleinen Schwester der Two Pence Blue, der Blauen Mauritius, eng mit dieser verwoben und die Marke nicht minder wertvoll. Die Provenienzen der kleinen Kunstwerke lassen sich ebenso detailreich nachvollziehen, wie ihre Geschichten interessant sind.

Rote Mauritius, Moens Nr. VII, © MSPT, Foto: Jürgen Liepe

Gedruckt wurde die One Penny Red, wie ihr Pendant, 1847 in der britischen Kronkolonie Mauritius. Damit führte die kleine Insel im indischen Ozean nicht nur als erste Kolonie des britischen Empires, sondern als fünftes Land weltweit Postwertzeichen ein. Gedruckt wurden je 500 rote „One Penny" und 500 blaue „Two Pence" Marken mit dem Profil der Queen Victoria – die berühmten Mauritiusmarken.

Durch die geringe Anzahl waren die Marken jedoch schnell aufgebraucht, eine zweite Auflage folgte. Zu lesen war auf diesen jedoch nicht mehr „Post Office", sondern „Post Paid". Zu Beginn regte dies einerseits Spekulationen über Fehldrucke und Irrtümer an und führte andererseits zu Legendenbildungen. Erhalten blieben bis heute zwölf blaue und 15 rote Mauritius Post Office-Exemplare.

Auch das Reichspostmuseum in Berlin verband seine Geschichte mit den beiden Raritäten. Denn ausgerechnet die beiden bekannten Postwertzeichen fehlten in der philatelistischen Sammlung des Museums. Auch die Presse berichtete in ironischer und spöttischer Weise über diese Lücke – spätestens seit der Ausstellung extra angefertigter Faksimiles der Marken um 1900.

TSURIKRUFN! Erinnerung an Philipp Kosack

Erst durch den Berliner Briefmarkenhändler Philipp Kosack gelang es, die Mauritius Post-Office Marken zu bekommen. Seine Geschichte erzählen wir im AsKI-Gemeinschaftsprojekt tsurikrufn! unter www.tsurikrufn.de. Im Tausch gegen Restbestände deutscher Kolonialmarken bot er dem Museum 1901 eine Rote, und 1904 für einen Tauschwert von umgerechnet 1 400 Pfund Sterling bzw. 28 500 Goldmark eine Blaue Mauritius an. Beide Marken wurden seitdem zusammen mit weiteren phila­telistischen Raritäten auf dem sogenannten Mauritius-Tableau hinter einem aus Panzerglas bestehenden Tresor präsentiert.

Dies änderte sich jedoch im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Durch zunehmende Bombenangriffe der Alliierten wurden 1943 die wertvollsten Stücke des Museums in den Tieftresor der Reichsbank verbracht. 1944 erfolgte eine Verlagerung zu einer stillgelegten Schachtanlage in Eisleben. Die Objektkisten verschwanden in 300 Meter Tiefe und wurden vermauert.

Nach Kriegsende transportierten dann US-amerikanische Soldaten die gelagerten Bestände aus der sowjetischen Besatzungszone nach Marburg an der Lahn ab, um sie dem Zugriff der Roten Armee zu entziehen. Eine Registrierung der genauen Objekte schien aber nicht zu erfolgen; Im Frühjahr 1946 stellte die amerikanische Militärverwaltung bei der Sichtung der Sammlung fest, dass die berühmtesten Schätze, darunter die Blaue und die Rote Mauritius, fehlten.

Die Suche nach den Marken gestaltete sich ergebnislos, erst 1976 kamen die vermissten Raritäten in den Vereinigten Staaten wieder ans Tageslicht: Der ehemalige US-Captain Dennis E. Sweeney, der 1945 bei der Verlagerung der Markenbestände in die amerikanische Besatzungszone mitgewirkt hatte, bot das Mauritius-Tableau zum Kauf an.

Die gesuchte Kriegsbeute gelangte daraufhin zum amerikanischen Zoll, welcher sich um eine Rückführung kümmern sollte. Dieser händigte das Tableau jedoch nicht aus, da sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR Anspruch auf die Marken erhoben. Die Raritäten kehrten so erst nach der Wiedervereinigung 1990 zurück. Seit 2000 ist das Tableau wieder in der Schatzkammer des Museums für Kommunikation Berlin, des ehemaligen Reichspostmuseums, zu sehen.

Marcel Flach |
Museum für Kommunikation Berlin

AsKI kultur leben 1/2021

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