Maecenas-Ehrung 2018/
Monika Schoeller

Monika Schoeller von Holtzbrinck erhält die Maecenas-Ehrung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. — ASKI für den vorbildlichen, verant­wortungs­vollen Umgang mit ihrem verlegerischen Erbe und ihr vielfältiges Engagement auf dem Gebiet der Literatur.

Begründung der Jury

Monika Schoellers Engagement gilt dem Erhalt und der wissenschaflichen Erschließung bedeutender literarischer Werke ebenso wie der Förderung zeitgenössischer Literatur und ihrer Verbreitung über Grenzen hinweg. 2003 rief sie die S. Fischer Stifung ins Leben, die sich insbesondere für den länderübergreifenden literarischen Austausch einsetzt. Sie vergibt Stipendien an Autorinnen und Autoren und Übersetzerinnen und Übersetzer, unterstützt Kultureinrichtungen bei wichtigen Ankäufen und fördert wissenschafliche Tagungen und umfangreiche Publikationsprojekte, wie etwa die vom Freien Deutschen Hochstift herausgegebene kritische Ausgabe der Werke Hugo von Hofmannsthals. Ganz in der Tradition bürgerschaflichen Engagements in Frankfurt am Main gehört Monika Schoeller zu den Förderern des im Entstehen begriffenen Deutschen Romantik-Museums.

Als Verlegerin des S. Fischer Verlags stifete Monika Schoeller das gesamte historische Verlagsarchiv, das Korrespondenz und Manuskripte namhafer Autorinnen und Autoren umfasst, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA). Zusätzlich finanziert die S. Fischer Stifung die Inventarisierung und wissenschafliche Erschließung — dies ist in der Geschichte des Literaturarchivs einmalig. Entscheidend trug Monika Schoeller zum Erwerb der Briefe Franz Kafkas an seine Schwester Ottla durch das DLA bei. Der Kunstsammlung des Hauses übereignete sie zudem Max Liebermanns Porträt von Samuel Fischer.

Monika Schoeller agiert verlegerisch wie mäzenatisch mit großer Diskretion und persönlicher Zurückhaltung, sie »weilt und wirkt gern ruhmvermeidend im Verborgenen«, wie Silvia Bovenschen es einmal formuliert hat. Durch ihr fortgesetztes, gleichermaßen entschiedenes wie dezentes Wirken hat sie sich um das literarische Erbe Deutschlands verdient gemacht und einen erheblichen Beitrag zum europäischen Kulturaustausch geleistet.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen eines Festaktes am 25. November 2018 im Freien Deutschen Hochstift — Frankfurter Goethe-Museum verliehen. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Frankfurter Hochstifts.

»Frau Schoeller würde es sich verbitten, allzu laut besungen zu werden. Takt, Feingefühl und Zurückhaltung charakterisieren ihre Haltung und Arbeit; Silvia Bovenschen hat dies in dem schönen Begriff ‚Dezenz' zusammengefasst. Monika Schoellers tatkräftige Dezenz haben verschiedene unserer ASKI-Institute erfahren, ganz besonders aber das Deutsche Literaturarchiv Marbach und das Freie Deutsche Hochstift.«

Wolfgang Trautwein, ehemaliger ASKI-Vorstandsvorsitzender

 

Monika Schoeller mit der Ehrengabe »Nike« und der Marmorkopie des Bildniskopfes des Gaius Cilnius Maecenas, Foto: Alexander Paul Englert, Frankfurt am Main