Kunsthalle Emden: Nikolai Astrup: Norwegen. Eine Entdeckung

Gemeinsam mit ihren Partnern in Norwegen und Großbritannien widmet die Kunsthalle Emden dem einfallsreichen und außergewöhnlichen Ausnahmekünstler die erste Ausstellung in Deutschland und feiert mit dieser Schau zugleich ihr 30jähriges Bestehen.

Nikolai Astrup, Morgen im März, ca. 1920, Öl auf Leinwand.  Sparkassenstiftung DNB/Die Astrup Sammlung/KODE Kunstmuseen, Bergen. Foto © Dag Fosse / KODE Astrup gehört zu den herausragenden norwegischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Neben seinen Ölbildern sind es vor allem die technisch äußerst aufwändigen Holzschnitte, die seinen Ruhm in Norwegen begründeten. Mit radikaler Innovation erweitert er die künstlerischen Möglichkeiten, um die üppigen, wilden Landschaften, die traditionelle Lebensweise seiner Umgebung in Westnorwegen und die Mythen und Folklore des Landes kraftvoll einzufangen. In seinen Landschaften beschwor der Künstler sowohl die für seine Heimat Jølster typische Atmosphäre als auch die Stimmungen im Wechsel der Jahreszeiten. Hier verbrachte er fast sein ganzes Leben, zuerst in der Pfarrei seines Vaters und dann auf dem Hof, den er am gegenüberliegenden Seeufer selbst errichtete, dem heutigen Astruptunet. Dort wohnte Astrup seit 1913 mit seiner Frau Engel, einer bekannten Kunsthandwerkerin, und ihren acht Kindern bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1928. Die Familie bewirtschaftete das Anwesen und lebte dort weitgehend als Selbstversorger aus dem Garten. Ab 1920 wurden dieser Hof, dessen Garten und die umliegende Landschaft zu den Hauptmotiven von Astrups Kunst.

Nikolai Astrup, Rhabarber, 1911, Öl auf Leinwand, Sparkassenstiftung DNB/Die Astrup Sammlung/KODE Kunstmuseen, Bergen.  Foto © Dag Fosse / KODE

In großen Gemälden und meisterlichen Druckgraphiken stellt Astrup immer wieder das Pfarrhaus seiner Kindheit dar, sein Gehöft bei Sandalstrand, dazwischen den See Jølstravatnet und die Berge um sie herum – angetrieben durch der Wunsch, einen Stil zu erschaffen, der in Stimmung und Motiv rein norwegisch war, indem er Elemente des Realismus und der naiven Malerei miteinander verband. Wichtige Schlüsselmotive in Astrups Werk sind die norwegischen Sommernächte, das magische Nordlicht und die Mittsommernachtsfeuer. Seine charakteristische Bildsprache beinhaltet außerdem Aspekte der norwegischen Folklore – von Getreidegarben, die an Trolle erinnern, bis hin zu mythisch anmutenden Wesen, die schneebedeckten Bergen entspringen.

Bedeutende Werke Astrups befinden sich im Nationalmuseum in Oslo, norwegischen Museen und privaten Sammlungen. Umso erstaunlicher, dass der herausragende Zeitgenosse Edvard Munchs außerhalb Skandinaviens bislang vor allem Experten bekannt ist. Die Übersichtsschau führt rund 105 Ölgemälde und Holzschnitte zusammen, vieles davon ist zum ersten Mal zu sehen.

Der umfangreiche Katalog ermöglicht erstmals eine intensive Auseinandersetzung auch im europäischen Raum. Er liegt in englischer, norwegischer und deutscher Sprache vor.

Nikolai Astrup, Freudenfeuer in der Mittsommernacht, ca. 1917, Öl auf Leinwand  Sparkassenstiftung DNB/Die Astrup Sammlung/KODE Kunstmuseen, Bergen. Foto © Dag Fosse / KODE

Nikolai Astrup: Norwegen. Eine Entdeckung

Kunsthalle Emden
Jubiläumsausstellung mit umfangreichem Begleitprogramm, bis 22. Januar 2017

AsKI KULTUR lebendig 2/2016

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