Kunsthalle Bremen: Monet und Camille. Frauenportraits im Impressionismus

Plakat zur Ausstellung ‘Monet und Camille‘, © Foto: Kunsthalle Bremen

Das großformatige, aufwändig restaurierte Portrait einer jungen Frau steht im Mittelpunkt einer Sonderausstellung (bis 26.2.2006) der Kunsthalle Bremen: "Camille" - Modell, Geliebte und spätere Ehefrau Claude Monets.

Um 1866 waren solche großen Frauenportraits ein bevorzugtes Thema ambitionierter junger Maler in Paris. Neben 19 Werken Monets sind 20 Frauenportraits von Künstlern wie Renoir, Manet, Corot, Whistler und Degas aus den großen Museen Europas und der USA in Bremen zu sehen.

Niemanden hat Claude Monet (1840-1926) so oft gemalt wie Camille Doncieux, die ihm seit 1865 Modell stand und zwei Söhne schenkte. Die Bremer Ausstellung zeigt Camille in blühenden Gärten, am sommerlichen Strand und auf lichtflirrenden Wiesen. Als sie 1879 im Alter von nur 32 Jahren starb, malte Monet sie zum letzten Mal: Ein Schleier aus Licht legt sich über das Gesicht der Frau auf dem Totenbett. Seine zweite Ehefrau, Alice Hoschedé, hat Monet nie portraitiert.

1906 kaufte der in künstlerischen Belangen weitsichtige Direktor Gustav Pauli das lebensgroße Portrait (231x151 cm) der 19-jährigen Camille für die Kunsthalle Bremen. Dabei war das Gemälde als Verlegenheitslösung entstanden: Eigentlich wollte Claude Monet 1866 mit einem anderen Bild im Salon, der großen Jahresschau der Pariser Künstler, überzeugen. Das "Frühstück im Grünen" wurde jedoch nicht rechtzeitig fertig. In angeblich nur vier Tagen malte er stattdessen die "Camille".

Die Dame in eleganter Robe und ungewöhnlicher Pose erregte Aufsehen. Dabei wirkt das Bild der Camille auf den ersten Blick wenig modern: Monet wählte ein traditionelles Großformat, wie es von Portraits des Adelsstandes bekannt war. Zugleich brach er aber mit den Konventionen - er zeigte Camille in einer bewegten Pose, den Kopf im Halbprofil. Statt üppiger Dekorationen malte er einen dunklen Hintergrund, der die Konzentration des Betrachters auf die Frauenfigur lenkt. Die Ausstellung in der Bremer Kunsthalle zeigt, dass auch Künstler wie Renoir, Manet, Corot und Whistler die Gattung Frauenportrait übernahmen. Mit ihrer unkonventionellen Sehweise stießen die Maler allerdings bei manchem Geldgeber auf Unverständnis. Dennoch: Um ihr Können zu demonstrieren, entwickelten die Impressionisten ihr Motiv auch ohne Auftrag weiter. Für professionelle Auftragsmaler wie Carolus-Duran und Henri Gervex wurde das großformatige Frauenportrait sogar zu einer lukrativen Einnahmequelle.

Der Dichter Charles Baudelaire forderte 1863: "Malt nicht die Antike, sondern das moderne Leben." Wie sehr Monet und seine Künstlerkollegen diesem Zeitgeist folgten, ist in der Bremer Ausstellung zu sehen. Drei Originalkleider, zahlreiche Kupferstiche aus zeitgenössischen Modezeitschriften und Fotografien belegen, dass die Impressionisten die populären Medien ihrer Zeit nutzten und Mode zum Thema in der Kunst machten.

Das Musée d'Orsay Paris unterstützt die Ausstellung "Monet und Camille" mit einer Reihe herausragender Leihgaben, ebenso andere große Museen, wie die National Gallery Washington, das Getty Museum Los Angeles und das Guggenheim Museum New York.

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