Kulturstiftung Hansestadt Lübeck: Buddenbrookhaus - Umbau und Corona-Lockdown. Ein Interview

Das NEUE BUDDENBROOKHAUS, Visualisierung,  die LÜBECKER MUSEEN

Was macht eigentlich der Umbau des Buddenbrookhauses und wie ist es Ihnen während des Corona-Lockdowns ergangen? Wir fragten bei Museumsleiterin Dr. Birte Lipinski und Dr. Caren Heuer, Projektkoordinatorin des Umbaus, nach.

| Wie ist der Stand der Dinge beim Projekt Buddenbrookhaus?

Birte Lipinski: Der große Umbau des Buddenbrookhauses ist zurzeit nach außen vor allem dadurch sichtbar, dass das Museum geschlossen ist. Innen ist schon viel passiert: Das Haus ist leer geräumt – alle Exponate und das Handschriftenarchiv sind sicher in ihrem neuen Lager angekommen, Wissenschaft und Verwaltung sind in ein Interimsquartier nur zwei Häuser weiter in die Mengstraße 8 gezogen. Shop und Veranstaltungstechnik sind in das neue Infocenter im Rathausinnenhof umgezogen und die große Forschungsbibliothek des Hauses steht zumindest zur Hälfte schon in ihren neuen Regalen.

Im Buddenbrookhaus und im Nebengebäude in der Mengstraße 6 wird derweil kräftig gebohrt und gekratzt, um den Bau vorzubereiten: Die historischen Hausteile wie die Gewölbekeller werden auf Schäden und Statik untersucht und wo es nötig ist, dazu erst freigelegt.

Birte Lipinski (li.) und Caren Heuer mit dem Modell des Neuen Buddenbrookhauses, Foto: die LÜBECKER MUSEEN

Caren Heuer: Alle aktuell laufenden Untersuchungen am Bestand dienen also der Baureifmachung. Parallel arbeiten die Fachplaner der Bereiche Hochbau, Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausstattung und Szenographie gemeinsam daran, die sog. Leistungsphase 3, die Entwurfsplanung inklusive Kostenschätzung bis März 2021 abzuschließen. Über den Umbau kann man sich mittels eines großen Screens im Infocenter „Buddenbrooks am Markt" informieren. Dort gibt es auch einen Seminarraum, der, sofern es das Infektionsgeschehen erlaubt, fortan auch für Baubesprechungen genutzt werden soll. Uns ist wichtig, dass die Erneuerung des Museums sehr transparent stattfindet, schließlich sind es Steuermittel in beträchtlicher Höhe, die den Umbau überhaupt erst ermöglichen.

| Wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?

Caren Heuer: Für den Umbau des Buddenbrookhauses hat die Corona-Pandemie bisher vor allem Auswirkungen auf die Kommunikation gehabt, zahlreiche Planertreffen wurden nicht mehr vor Ort, sondern als Telefon- und Videokonferenzen realisiert. Ideal ist das nicht, aber ein gute Lösung für die besondere Zeit, in der wir gerade leben.

Birte Lipinski: Die Pandemie hat uns ja schon bei geschlossenem Museum erwischt. Sie betraf deshalb vor allem unsere Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus", die während der Umbauzeit von den Brüdern Mann, ihrer Lübecker Kindheit und Jugend und ihren berühmten Lübeckromanen „Buddenbrooks" und „Professor Unrat" erzählt. Die Kontaktbeschränkungen trafen uns ganz kurz vor der Vernissage, sodass wir die Ausstellung erst zwei Monate später als geplant und ohne große Eröffnung öffnen konnten. Inzwischen aber hat sich der Betrieb normalisiert und Tony Buddenbrook, so ist die Ausstellung konzipiert, kann überraschend viele Gäste durch ihr neues Zuhause führen. Es gibt sogar schon erste „Sitzführungen" in der Ausstellung.

| Wie werden die Angebote des Buddenbrookhauses im Behnhaus angenommen, wie die digitalen Vermittlungsangebote?

Birte Lipinski: Die Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus" hat bereits viele Besucher und Besucherinnen begeistert. Das klassizistische Stadtpalais mit seiner Kunstsammlung ist mehr als nur ein wunderschöner Rahmen für diese Schau: Vielmehr gibt es zahlreiche Bezüge zwischen dem Behnhaus und seiner Sammlung und dem Lübeck der Manns, die es zu entdecken gilt. Für die Ausstellung wurde ein E-Guide-System entwickelt, das Filme und Audios auch digital per Smartphone zugänglich macht.

Das NEUE BUDDENBROOKHAUS, Visualisierung,  die LÜBECKER MUSEEN

Caren Heuer: Auf das eigene Endgerät setzen wir nicht nur wegen des nötigen Infektionsschutzes, sondern digitale Medien begleiten das gesamte Umbau-Projekt und die neuen Standorte in der Bauzeit. Dazu gehören eher informative Formate wie Wegeführungen und Infos zum Stand des Umbaus, aber auch spielerische Formate wie Apps mit Stadtrundgängen und Augmented-Reality-Anwendungen. Wir haben den Eindruck, dass gerade die Mischung aus analogen Angeboten wie dem Infocenter und der Ausstellung, Führungen und Begegnungen mit unserem Besucherservice und dem digitalen Angebot in den Häusern und im Stadtraum der richtige Weg ist. Die digitalen Medien erschließen dabei durchaus neue Besuchergruppen.

| Gab es Reaktionen auf die Teilnahme am AsKI-Pageflow-Projekt wegenachrom.de?

Birte Lipinski: Das Projekt kam zum richtigen Zeitpunkt. Als in der Zeit der Museumsschließung digitale Angebote immer wichtiger wurden, vieles es produziert und programmiert wurde, luden die „Wege nach Rom" schon zu virtuellen Reisen ein. Die Lübecker Museen haben in Zeit der Schließung sehr schnell digitale Angebote über die Websites gebündelt und zur Verfügung gestellt. Für das Buddenbrookhaus war das AsKI-Projekt plötzlich nicht nur eine schöne virtuelle Ergänzung des Angebots, sondern solche Angebote wurden essenziell. Die Rom-Geschichten waren insofern plötzlich von ganz anderer Relevanz für das Haus. Wir freuen uns sehr, damit ein attraktives Online-Angebot anbieten zu können.

Die Fragen stellte Franz Fechner | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, AsKI
Wir danken Diana Wenninger, Presse­sprecherin der LÜBECKER MUSEEN für ihre Unterstützung.

 

AsKI kultur leben 1/2020

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