Kleist-Museum, Frankfurt (Oder): Euer Kleist! Spielt ihr ihn? Inszenierungen im geteilten Deutschland

Falk von Wangelin, Bühnenbild für Prinz von Homburg, 1969, Foto: © Kleist-Museum, Frankfurt (Oder)

Die Vereinnahmung literarischer Werke lässt sich am Schaffen Heinrich von Kleists wie bei kaum einem anderen deutschen Dichter aufzeigen. Auch die Verhältnisse in der BRD und der DDR – insbesondere das Spannungsfeld von Literatur und Politik, von Kunst und Wertediskurs – offenbaren sich in der Rezeption des umstrittenen Klassikers.

Da bis heute eine Gesamtdarstellung der Inszenierungsgeschichte Kleist'scher Werke noch aussteht, ist die Ausstellung Auftakt und Impulsgeber für die weitere wissenschaftliche Arbeit des Kleist-Museums.

Im Zentrum der Ausstellung steht Kleists letztes Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg. Das vieldeutige Drama um Gesellschaft und Individuum, Gesetz und Gefühl entstand 1810/1811 und gelangte 1821 zur Uraufführung. Seitdem erlebte es eine wechselvolle Aufführungsgeschichte: vom Bühnenverbot bis zur Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten. Die unterschiedlichen Inszenierungen nach 1945 spiegeln die kulturpolitischen und gesellschaftlichen Debatten in den beiden deutschen Staaten. Die Ausstellung berichtet von Restauration, Restriktion, Rebellion sowie grenzübergreifender Interaktion und gibt Einblick in die verschiedenen Facetten deutsch-deutscher (Theater)Geschichte.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Vermittlungskonzept. Veranstaltungen zu den Kleist-Festtagen, Gespräche, Kuratorenführungen, Lesung und Filmvorführung sind geplant. Die Abteilung Museumspädagogik erarbeitet das Projekt „ge | hor | sam | st Kleist" mit Brandenburger Schülern. Besondere Führungen für Kinder und Jugendliche werden angeboten. Außerdem wird das 5. Wissenschaftliche Kolloquium des Kleist-Museums für NachwuchswissenschaftlerInnen Kleist und das Theater thematisieren.

Die Begleitpublikation "Euer Kleist! Spielt ihr ihn? – Deutsch-deutsche Theatergeschichte(n)" geht über die Ausstellung hinaus und versammelt Stimmen von prägenden Regisseuren, Dramaturgen und Theaterkritikern. Interviews und Essays geben Einblick in eine bewegte Zeit.

Beatrice Häusler M.A.

wiss. Mitarbeiterin im Kleist-Museum,
Frankfurt (Oder)

 


Euer Kleist! Spielt ihr ihn?

Inszenierungen im geteilten Deutschland

Sonderausstellung 7. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016

 

"Euer Kleist! Spielt ihr ihn?"

Deutsch-deutsche Theatergeschichte(n)

Nadja Kupsch

ca. 200 Seiten, m. 20 Abb. Klappenbroschur

ISBN 978-3-945256-38-1

Verlag für Berlin-Brandenburg
16,99 EUR

 AsKI KULTUR lebendig 2/2015

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