Karoline von Günderrode zum 200. Todestag - Kabinettausstellung im Frankfurter Goethe-Museum vom 27. August bis 29. Oktober 2006

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Karoline von Günderrode, Stich nach dem Gemälde eines unbekannten Künstlers (um 1800), © Foto: Freies Deutsches Hochstift

Die Günderrode ist die bekannteste Unbekannte in der deutschen Literatur um 1800. Im Gedächtnis blieb ihr spektakulärer Selbstmord.

Das schmale Oeuvre, schon zu ihren Lebzeiten nur wenigen bekannt, geriet rasch in Vergessenheit. Karoline Friederike Louise Maximiliane von Günderrode wurde am 11. Februar 1780 als ältestes von sechs Kindern in Karlsruhe geboren.

Nach dem frühen Tod des Vaters Hector Wilhelm von Günderrode (1755-1786), Jurist und Kammerherr am badischen Hof, zog die Mutter mit der Familie nach Hanau. Aufgrund familiärer Verbindungen erreichte Louise von Günderrode Aufnahme als Gesellschafterin am Hof des dort residierenden Landgrafen von Hessen-Kassel.

Die finanziellen Mittel für ein standesgemäßes Leben und die Bildung der Kinder waren bescheiden. Für die älteste Tochter fand sich eine Versorgung als Kanonisse des von Cronstett- und von Hynspergischen Adeligen Evangelischen Stifts, das unverheirateten und verwitweten Damen des Familienverbandes der Adeligen Gan-Erbschaft Alten Limpurg, zu der die Günderrodes gehörten, Unterkunft und eine gesicherte Existenz bot. Karoline war 1797 bei ihrer Aufnahme mit 17 Jahren eine der jüngsten Stiftsdamen. Dass die Statuten ihretwegen geändert wurden, wie häufig behauptet wird, trifft nicht zu; es gab bereits zuvor noch jüngere Bewerberinnen. Auch sonst waren die ursprünglich strengen Regeln bereits gelockert. Karoline trug die dunkle Stiftstracht nur bei offiziellen Anlässen, sie durfte Besuche empfangen, ausgehen und reisen.

Zu ihrem Frankfurter Freundeskreis gehörten Lisette von Mettingh, Susanne von Heyden, Karoline von Barkhaus und die Brentano-Geschwister Bettine, Clemens und Gunda. Ihre Neigung zu Friedrich Carl von Savigny blieb unerfüllt. Statt der intellektuell regen und anspruchsvollen Karoline heiratete Savigny die einfacher strukturierte Gunda Brentano.

Die Liebe zu dem verheirateten Heidelberger Altphilologen Friedrich Creuzer endete mit der Katastrophe. Creuzer, der sich zu einer Trennung von seiner Frau nicht entschließen konnte, war durch die überaus komplizierte und problematische Beziehung schließlich so zermürbt, dass er im Sommer 1806 schwer erkrankte. Sein Abschiedsbrief war der Anlass zu Karoline von Günderrodes Freitod.

1804 und 1805 veröffentlichte sie unter dem (bald gelüfteten) Pseudonym "Tian" "Gedichte und Phantasien" und "Poetische Fragmente". Ein dritter druckfertiger Band, "Melete von Ion", wurde 1806 von Creuzer vernichtet. Erst 1906 tauchte ein einziger Bogen dieser letzten Dichtungen wieder auf.

1840 versuchte Bettine von Arnim, geb. Brentano, mit ihrem Briefroman "Die Günderode" ihre Jugendfreundin vor dem Vergessen zu bewahren. Bettines freier und phantasievoller Umgang mit der Korrespondenz sagt allerdings mehr über sie und ihre Stellung in dieser Beziehung aus als über Caroline.

Nach dem 100. Todestag der Günderrode setzte für kürzere Zeit eine verstärkte Beschäftigung mit ihrer Biographie und ihren Dichtungen ein. Ähnliches geschieht wiederum seit gut 25 Jahren, ausgelöst durch Christa Wolfs Essay "Kein Ort. Nirgends" (1979). Die Ausstellung möchte mit Exponaten aus eigenen Beständen und zahlreichen Leihgaben dazu beitragen, Leben und Werk Karoline von Günderrodes zu veranschaulichen.

Doris Hopp

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2006

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