JUBILÄEN im AsKI : Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg - Wagner / Nürnberg / Meistersinger

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Richard Wagner. Autographe Partitur der Meistersinger von Nürnberg, letzte Seite - Germanisches Nationalmuseum Nürnberg,

Richard Wagner und das reale Nürnberg seiner Zeit

Die Originalpartitur der „Meistersinger von Nürnberg“ (1866/67) von Richard Wagner (1813–1883) ist eine der wertvollsten Handschriften im Besitz des Germanischen Nationalmuseums. Anlässlich des 200. Geburtstags des großen Komponisten im Jahr 2013 öffnet das Museum seinen Tresor und holt das einmalige Notenwerk heraus. Seit Ende Februar 2013 steht es im Zentrum einer Studioausstellung, die anhand von Schriftstücken, zeitgenössischen Graphiken und Objekten der Geschichte der Partitur nachgeht (bis 2. Juni 2013).

„Die Meistersinger von Nürnberg“ ist Richard Wagners längste, heiterste und meist rezipierte Oper, die er selbst mehrfach als sein bestes Werk bezeichnete. In ihr zeichnet er das Idealbild einer mittelalterlichen Stadt. Dem Verhältnis Wagners zum realen Nürnberg des 19. Jahrhunderts, das er unter anderem 1835 und 1861 besuchte, wurde bisher allerdings nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Exkurs: Der Besuch 1835

Auf der Suche nach guten Sängern für das Magdeburger Theater reiste Wagner 1835 auch nach Nürnberg. Hier traf er seine Schwester Clara und ihren Mann Heinrich Wolfram und ging in das neue Stadttheater, in dem gerade die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient (1804–1860) gastierte. Schon als 16jähriger hatte er die Sopranistin erlebt und daraufhin überhaupt erst beschlossen, Musiker zu werden. Das Wiederhören in Nürnberg hinterließ einen prägenden Eindruck und wurde vermerkt. Zudem notierte er in epischer Breite eine Wirtshausrauferei, ein eher banales Ereignis, das ihn jedoch später zur „Prügelszene“ in den „Meistersingern“ inspirierte.

Exkurs: Der Besuch 1861

Im August 1861 kam Wagner erneut nach Nürnberg, in Begleitung des befreundeten Journalisten und Politikers Emile Ollivier und seiner Frau Blandine, der älteren Tochter von Franz Liszt. Die drei besichtigten allerlei Nürnberger „Merkwürdigkeiten“, zuletzt auch das „Germanische Museum“, wo sich Wagner ins Besucherbuch eintrug. Viel Lob erfuhr das damals noch junge Museum nicht, das Trio bezeichnete es als „armselig“. Die hier ausgestellten Musikinstrumente erwähnte Wagner mit keinem Wort, dafür einige Folterinstrumente, die bei „Blandinen einen mitleidigen Ekel“ hervorriefen.

Umso interessanter ist daher die Tatsache, dass, bei allem anfänglichen Desinteresse, die autographe Partitur der „Meistersinger von Nürnberg“ im Jahr 1902, kaum 20 Jahre nach Wagners Tod, ihre endgültige Heimat ausgerechnet im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg fand. Zum 50. Jubiläum seiner Gründung erhielt sie das Museum vom Prinzregent Luitpold von Bayern zum Geschenk, der bedeutendste Neuzugang in diesem Jahr. Die individuellen Zeugnisse des „Weltreisenden“ Wagner in Sachen Musik veranschaulichen damit auch die sich wandelnde Bedeutung, der das Museum zwischen Wagners Besuch 1861 und der Übergabe der Partitur unterlag.


Begleitend zur Ausstellung ist im Verlag des Germanischen Nationalmuseums ein 96 Seiten umfassender Katalog zum Preis von 7,50 € (Buchhandel 10,– €) erschienen.

AsKI KULTUR lebendig 1/2013

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