JUBILÄEN im AsKI : Franckesche Stiftungen zu Halle - 350. Geburtstag August Hermann Franckes

Logo Francke

Sonderpostwertzeichen August Hermann Francke; Foto: Franckesche Stiftungen zu Halle

Zum Geburtstag August Hermann Franckes (1663–1727) laden die Franckeschen Stiftungen jährlich im März Freunde, Förderer und Gäste zu einem zweitägigen Festprogramm in die historische Schulstadt ein.

Am 22. März 2013 jährte sich der Geburtstag des Theologen und Pietisten zum 350. Mal. Das umfassende Jubiläumsprogramm der Franckeschen Stiftungen wurde mit einer großen Festveranstaltung am 23. März eröffnet. Bundespräsident Joachim Gauck, der die Schirmherrschaft über das Jubiläum übernommen hatte, hielt die Festrede zu dieser überregional bedeutenden Veranstaltung.

Bundespräsident Joachim Gauck, Schirmherr des Jubiläums, hält die Festrede; Foto: Franckesche Stiftungen zu HalleErstmals eröffnete der Festakt mit dem Bundespräsidenten auch die Jahresausstellung „Die Welt verändern. August Hermann Francke – Ein Lebenswerk um 1700“, die bis zum 21. Juli 2013 in der Ausstellungsetage des Historischen Waisenhauses zu sehen ist. Die Ausstellung rückt August Hermann Francke in den Mittelpunkt und inszeniert zugleich mit Originalobjekten ein beeindruckendes Panorama seiner Zeit. Die Jahrzehnte vor und nach 1700 waren für die Geschichte der Neuzeit prägend: Nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges, angestoßen durch die Ideen der frühen Aufklärung und die pietistische Glaubenspraxis im europäischen Protestantismus wurden Weichen gestellt, die bis in unsere Gegenwart führen. In dieses Klima wuchs Francke hinein, dieser Zeitgeist prägte sein Leben. Daraus entwickelte sich ein Lebenswerk, dessen Ziel nichts weniger war als die Veränderung der Welt. Mit dem Anspruch auf Veränderung setzte er zahlreiche Forderungen Luthers und der Reformation in die Tat um.Francke-Denkmal vor dem Langen Haus; Foto: Falk Wenzel

Ausgehend von Kernthemen der Zeit wie dem Aufstieg der Naturwissenschaften, der Krise der Frömmigkeit und der beginnenden Globalisierung stellt die Ausstellung Franckes Wirken dar und zeigt, was den Schulstadtgründer und Netzwerker im Innersten bewegte und antrieb: Glauben, Wissen, Politik, Kommunikation, Erziehung. Sie fragt, wie Francke auf die Probleme seiner krisenhaften Gegenwart reagiert hat und wo seine Grenzen lagen. Der Königsweg in eine bessere Zukunft war ebenso wie heute auch damals nicht vorgezeichnet – es galt, ihn zu gestalten. Das verdeutlichen in der Ausstellung die tatsächlichen oder vermittelten Begegnungen Franckes mit Größen seiner Zeit: mit den Gelehrten von Weltrang Christian Thomasius und Gottfried Wilhelm Leibniz, mit den preußischen Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I., der englischen Königin Anne, dem russischen Zaren Peter I. oder dem dänischen König Friedrich IV. und anderen mehr. Sein Handeln erzeugte eine internationale Erfolgsgeschichte mit Wirkungen bis nach Russland und England, Indien und Nordamerika – und weit über seine Lebenszeit hinaus.

Pflanzgarten, Frontispiz in: Nützlich und nöthige Handleitung zu Wohlanständigen Sitten / Wie man sich [...] klüglich verhaltern solle: Zum Gebrauch des Paedagogii Regii zu Glaucha an Halle abgefaßet. Halle: Waisenhauses, 1706; Halle, Franckesche StiftungenUnter dem Titel „Vision und Gewissheit. Franckes Ideen 2013“ ist das Jubiläum auch zentraler Bestandteil des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ der Lutherdekade. Neben Ausstellungen und einem August Hermann Francke-Film wird es auch eine Sonderbriefmarke geben. Die Sanierung des Gesamtensembles der Franckeschen Stiftungen soll mit dem Jubiläumsjahr ihrem vorläufigen Abschluss entgegensehen. Die ambitionierteste Maßnahme zum Jubiläumsjahr 2013 ist dabei der angestrebte Beginn der Restaurierung des Druckereigebäudes der ältesten Bibelanstalt der Welt, der 1710 am Halleschen Waisenhaus gegründeten Cansteinischen Bibelanstalt. Zeitgleich soll mit der Instandsetzung des deutschlandweit ersten Kinderkrankenhauses aus dem Jahr 1721 begonnen werden. Über 130 Millionen Euro wurden dann seit 1990 in den Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen investiert.

Das Jubiläum stellt für die Franckeschen Stiftungen auch den Auftakt des Bewerbungsprozesses um die Aufnahme als UNESCO Weltkulturerbe dar. Ziel es ist, den Kernbereich der historischen Schulstadt August Hermann Franckes mit dem Historischen Waisenhaus sowie den Gebäuden am unteren und oberen Lindenhof mit dem Francke-Denkmal in die UNESCO-Welterbeliste einzuschreiben. Nach Abschluss des Bewerbungsprozesses hoffen die Franckeschen Stiftungen darauf, im Jahr 2016 als UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen zu werden.  

AsKI KULTUR lebendig 1/2013

.

xxnoxx_zaehler