Grußwort - Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Stadt München

Sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Ursula Haeusgen,

Dr. Hans-Georg Küppers - Grußwort bei der Maecenas-Ehrung 2015, Foto: © Dieter Lukas - Panobilder.deeine Preisverleihung ist ja immer ein erfreulicher Anlass, zu dem man gern das Wort ergreift. Das gilt für die heutige Preisverleihung an Ursula Haeusgen in besonderem Maße. Ich danke der Jury für ihre ausgezeichnete Wahl, die mir als Kulturreferent der Landeshauptstadt München Gelegenheit gibt, der Preisträgerin selbst zu danken; ein weiteres Mal zu danken. Weil ihr die Stadt München mit dem Lyrik Kabinett eine einmalige Einrichtung verdankt. Einen Ort, der in wunderbarer Kompromisslosigkeit der Dichtung gewidmet ist, der Heimat ist für eine stetig wachsende Sammlung lyrischer Kostbarkeiten und für eine „Lyrik-Gemeinde" – durchaus keine eingeschworene, sondern eine offene und vielseitige, die mit Freuden ins Lyrik Kabinett pilgert.

Die heutige Maecenas-Ehrung – der Name verrät es – würdigt zum einen, dass Ursula Haeusgen natürlich Geld in dieses Projekt gesteckt hat. Welche Mittel sie im Lauf der Jahre für die Stiftung, für Bücherkäufe, für Honorare, Personal und Räumlichkeiten ausgegeben, das verrät sie nicht – „über Geld red ma net". Wir können sicher sein, es war nicht wenig. Doch Geld allein ist auch hier nicht alles. Ohne Ursula Haeusgens unerschöpfliche Energie und leidenschaftliches Beharren, ohne ihre profunde Kenntnis und mitreißende Liebe zur Dichtung, ohne diese einzigartige Mischung von Pragmatismus und visionärer Kraft, gäbe es dieses kleine, große Wunder namens Lyrik Kabinett heute nicht. Ein Wunder, das Ursula Haeusgen selbst gewohnt bescheiden kommentiert: „So etwas klappt nur, wenn man über Jahre hinweg konsequent stur ist – und das bin ich".

Angefangen hat es mit einer kleinen Kellerbuchhandlung. Schon damals war Ursula Haeusgens „Schatzhaus" ein Ort der Begegnung. Mit Wolfdietrich Schnurre begannen 1989 die Lesungen, die ein Herzstück des Lyrik Kabinetts wurden. Seither geben sich die besten Lyriker aus aller Welt in diesem Kabinett die Klinke in die Hand. Es folgte der Umzug in die Maximilianstraße – Ursula Hausgens Hoffnung, „das wohlhabende Publikum der Maximilianstraße würde anstelle von Cashmere-Pullovern ab und zu auch Lyrik kaufen", ging allerdings nicht in Erfüllung. Das Institut für Komparatistik der Münchner Universität nahm das Lyrik Kabinett kurzerhand auf,

2003 erfolgte die Gründung der Stiftung. Im selben Jahr wurde Ursula Haeusgens Lyrik Kabinett mit dem Schwabinger Kunstpreis der Stadt München ausgezeichnet: für (Zitat) : „seine charmante und erfolgreiche, in Deutschland in dieser Weise einzigartigen Vermittlung von Poesie", so die Jury.

Seit zehn Jahren gibt es das eigene Haus in der Amalienstraße. Es ist nicht mehr wegzudenken aus dieser Stadt und ein würdiger Ort für – es kann nicht zu oft gesagt werden – die größte Präsenzbibliothek lyrischer Dichtungen aus vielen Jahrhunderten und Erdteilen, die es nach Londons „Poetry Library" in Europa gibt.
München darf sich glücklich schätzen, mit Ursula Haeusgen und ihren Mitstreitern Menschen zu haben, die ihre Liebe zur Poesie engagiert und einfallsreich in die Tat umsetzen. Diese Ehrung trifft die Richtige, und ich freue mich sehr darüber! Herzlichen Glückwunsch an Münchens Mrs. Poesie!

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