Stiftung Weimarer Klassik: Goethes Nachlass in das UNESCO-Programm „Memory of the World" aufgenommen

Johann Wolfgang von Goethe, West-Östlicher Divan, Erstdruck und Titelblatt, Stiftung Weimarer Klassik, Goethe-Schiller-Archiv

Der handschriftliche Nachlass Goethes ist in das „Memory of the World"-Register der UNESCO aufgenommen worden.

Der handschriftliche Nachlass Goethes ist in das „Memory of the World"-Register der UNESCO aufgenommen worden. Er zählt damit zu den weltweit knapp 70 Objekten aus 33 Staaten, die die UNESCO als herausragendes dokumentarisches Erbe der Menschheit besser schützen und über Internet zugänglich machen will.

Das Internationale Beraterkomitee für dieses UNESCO-Programm hatte im Juni des vergangenen Jahres 21 neue Dokumente in das Register aufgenommen, darunter aus Deutschland neben dem literarischen Nachlass Goethes auch Ludwig van Beethovens Autograph der Sinfonie Nr. 9, d-Moll op. 125 (Staatsbibliothek zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz und Beethoven-Haus, Bonn), Fritz Langs Stummfilm-Klassiker,, Metropolis" in einer rekonstruierten und restaurierten Fassung (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden) und die 42-zeilige und durchgängig mit Einzellettern gedruckte Gutenberg-Bibel (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen). Im Dezember 2001 wurden die deutschen Beitrage im Rahmen einer Veranstaltung der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn vorgestellt.

Der in seltener Vollständigkeit erhaltene Dichternachlass wird seit 1885 im Goethe und Schiller-Archiv in Weimar aufbewahrt und wissenschaftlich erschlossen. Er umfasst etwa 90 Prozent alter poetischen Manuskripte Goethes, darunter eine umfangreiche handschriftliche Uferlieferung zum ,,West-Östlichen Divan" und die Reinschrift des „Faust II". Nahezu vollständig überliefert sind auch die Tagebücher des Dichters aus sechs Jahrzehnten seines Lebens, mehr als ein Drittel der Briefe, die er schrieb und etwa 20.000, die er erhielt. Zum Nachlass, der rund 480 Archivkästen füllt, zählen außerdem Schriften Goethes zur Naturwissenschaft und zur Kunsttheorie sowie Lebenszeugnisse seiner Familie. Jochen Golz, der Direktor des Archivs, erhofft sich von der Aufnahme dieser Sammlung in das 'Weltgedächtnis'-Programm der UNESCO besondere Unterstützung der Digitalisierungsprojekte. Seit dem vergangenen Jahr steilt das Archiv bereits eine Datenbank mit Angaben zu sämtlichen Goethe-Briefen im Internet zur Verfügung (https://ora-web.swkk.de/swk-db/goerep/). Für die Digitalisierung der Briefe selbst fehlt es derzeit noch an der teuren technischen Ausstattung.

Mit dem 1992 gestarteten Programm „Memory of the World" verfolgt die UNESCO das Ziel, das dokumentarische Erbe der Menschheit zu sichern. Kulturell bedeutende und historisch wichtige Dokumente werden mit moderner Informationstechnik weltweit zugänglich gemacht. In Ergänzung ihres Programms zum Schutz der Stätten des Kultur- und Naturerbes der Welt und des neuen Programms zum Schutz des immateriellen Erbes berücksichtigt die UNESCO damit auch das dokumentarische Erbe in Archiven, Bibliotheken, Dokumentationsstellen, Museen, Gedenkstätten und anderen kulturellen Institutionen. Die Aufnahme in das ,, Memory of the World" - Register verpflichtet die Herkunftsländer, für die Erhaltung und Verfügbarkeit ihres dokumentarischen Erbes zu sorgen.

35 Mitgliedsstaaten der UNESCO haben bislang nationale Komitees für das Programm eingerichtet, die Vorschlage für die Aufnahme in das Weltregister erarbeiten, prüfen und bewerten. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat im Juli 1999 in ihrer Resolution zurn „Memory of the World"-Programm deutlich gemacht, dass es „die Inhalte menschlicher Kommunikation, Kultur und Tradition besser unter den Kulturen, Religionen und Zivilisationen verständlich machen kann". Es geht um den Respekt vor der kulturellen Leistung anderer Völker, um einen aktiven Beitrag zum Dialog zwischen den Kulturen.

Das komplette „Memory of the World"-Register kann hier im Internet eingesehen werden.

AsKI KULTURBERICHTE 1/2002

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