Gerhard-Marcks-Haus, Bremen: Rainer Fetting - Rückkehr der Giganten

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Rainer Fetting: Willy Brandt, klein, 1996, Bronze, bemalt, Höhe 78 cm, © Foto: Archiv Rainer Fetting

Als Maler gehört Rainer Fetting (*1949), als einer der so genannten „neuen Wilden", zu den bekanntesten deutschen Künstlern.

Ende der 1970er Jahre gehörte er zu denjenigen, die mit großformatigen expressiven Gemälden sehr betont den visuellen Aspekt der bildenden Kunst gegen intellektuelle Ansprüche setzten. Neben seinen Gemälden hat Fetting jedoch auch seit 1986 ein umfassendes bildhauerisches Werk geschaffen. Die Ausstellung „Rückkehr der Giganten“, die das Gerhard-Marcks-Haus vom 7.12.2008 bis zum 22.2.2009 zeigt, gibt mit 30 zum Teil bemalten Bronzen zum ersten Mal einen Überblick über diese Werkgruppe.

Die Konzentration auf die Plastik Fettings zeigt seine besondere Stellung innerhalb dieser Gattung. Während die meisten neoexpressionistischen Maler mit Holz arbeiten und so der Eindruck entstehen konnte, als gehörten „wilde Malerei“ und Holzskulptur zusammen, ist Fetting einer der wenigen zeitgenössischen Künstler, welche die Möglichkeiten der Modellierung für die bildhauerische Form ausnutzen. Eine direkte Verbindung zwischen figürlicher Darstellung und lockerer Modellierung ist typisch für die Bildhauerkunst am Anfang des 20. Jahrhunderts, und beide, Figur und Modellierung, wurden deshalb schon oft totgesagt, aber Fetting zeigt, wie vital diese Kombination sein kann. Der Titel „Rückkehr der Giganten“ stammt von einer neuen Figurengruppe, die in Bremen zum ersten Mal präsentiert werden soll. „Giganten“ sind im Fall der Gruppe die Maler Vincent van Gogh und Paul Gauguin, womit Fetting seinen Respekt vor der Tradition unterstreicht. In dem Titel verbirgt sich daneben ein Hinweis auf eine Besonderheit der Plastiken Fettings, nämlich genau die Themen darzustellen, die in der europäischen Bildhauerei nach 1945 tabu sind: Politiker und große nackte Männer.

Berühmt ist – obwohl viele nicht wissen, dass Fetting sie geschaffen hat – die überlebensgroße Willy- Brandt-Figur in der SPD-Zentrale in Berlin, einer der bekanntesten Bildhintergründe im deutschen Nachrichtenfernsehen. Daneben schuf der Künstler 2006 eine bemerkenswerte Reihe von Porträts des rauchenden Altbundeskanzlers Helmut Schmidt. In dieser Serie von sieben Bildnissen thematisiert Fetting seine Position gegen das „idealistische Erbe“ der figürlichen Bildhauerei. Es gibt keinen in einer Skulptur fassbaren Kern des Menschen, das heißt jedoch nicht, dass figürliche Bildhauerei unmöglich ist. Das große Thema des Bildhauers Fetting sind gleichwohl nackte Männer. Seine erste Plastik „Man in Bathtub“ zeigte 1986, dass es möglich ist, kräftige Männer ohne Heldentum und Pathos darzustellen, womit der Maler eine ganze Generation von jungen Bildhauern beeinflusst hat.

Arie Hartog

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2008

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