game-over - Spiele, Tod und Jenseits : Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur, Kassel

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Die Reise ins Himmelreich, Brett-/Würfelspiel um 1900, © Altes Schloss, Sugenheim

Im documenta-Sommer präsentiert das Museum für Sepulkralkultur die kulturhistorische Ausstellung "game-over - Spiele, Tod und Jenseits".

Das Spiel ist so alt wie die Menschheit, älter noch als Schreiben und Lesen. Soweit man in der Geschichte zurückforscht, auf den Höhlenzeichnungen, bei Grabbeigaben, auf Sarkophagen, aber auch in Mythen, Märchen und Fabeln, alten Schriftaufzeichnungen, überall finden sich Hinweise auf spielende Menschen. Auch heute gehören Spiele ganz selbstverständlich zu unserer Konsum- und Freizeit-Gesellschaft.

Die Verbindung Spiele, Tod und Jenseits erscheint zunächst widersprüchlich, assoziiert man mit Spiel und Spielen im Allgemeinen Spaß, Vergnügen und Geselligkeit. Die Ausstellung "game-over" zeigt bei einem Gang durch die Kulturgeschichte des Spiels und des Spielens die vielfältigen Wechselbeziehungen gerade zwischen Spiel und Tod, Bezüge, die bei oft gleich gebliebener, vertrauter Spielidee heute längst vergessen sind. Ob Gänsespiel, Backgammon oder Schach, Flipper oder Computerspiel: Am Ende heißt es "game-over."

Die Ausstellung gliedert sich in fünf Abteilungen: Spiel-Hölle, Spiel-Paradies, Spiel-Fegefeuer, Spiel des Lebens und Schach - das Königsspiel. Verurteilte man im Mittelalter und in der frühen Neuzeit das Spiel, weil man Müßiggang, Laster, Gewinnsucht oder materiellen Verlust fürchtete, entdeckte die Pädagogik des 19. Jahrhunderts den Wert des Spielens als Einübung auf das Leben. Lassen ältere Spiele noch erkennen, dass der Tod untrennbar mit dem Leben verbunden ist - wie beim Gänsespiel, der über Jahrhunderte verbreitetsten Variante dieses Spiels im Abendland -, so bleiben die modernen Gesellschaftsspiele wie u. a. "Monopoly" oder "Die Siedler von Katan" eher im innerweltlichen Bereich, der Lebenszyklus als solcher ist ausgeklammert. Bei den vor allem unter Jugendlichen äußerst beliebten Computerspielen kommt dem Tod bzw. Töten jedoch wieder eine zentrale Rolle zu. In den meisten Fällen wird aber kein Bezug zum eigenen, realen Leben und Sterben hergestellt - abgesehen von traurigen Ausnahmen in den USA und in Erfurt -, das Spiel verbleibt in der virtuellen Welt.


Die Ausstellung (noch bis 29. September 2002) präsentiert ca. 230 Exponate, begleitend ist ein umfangreicher Katalog erschienen (28,- EUR, 220 Seiten, ca. 230 farbige Abbildungen).
"game-over" ist eine Ausstellung des Museums für Sepulkralkultur in Verbindung mit dem Computerspiele-Museum Berlin, dem Deutschen Spielemuseum, Chemnitz und dem Museum Gauselmann, Espelkamp.

AsKI KULTURBERICHTE 2/2002

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