Fritz Bauer Institut: Philippe Burrin erster Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Die seit April 2001 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt eingerichtete Professur für interdisziplinäre Holocaustforschung ist die erste und einzige Professur in Deutschland, die ausschließlich der Thematik der Geschichte und Wirkung des Holocaust gewidmet ist.

Sie wurde ermöglicht durch das finanzielle Engagement des Landes Hessen und wird gemeinsam getragen von der Frankfurter Universität und dem Fritz Bauer Institut.

Die turnusmäßig neu auszuschreibende Professur ist grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet. Ihre jeweiligen Inhaber erforschen Ursachen, Folgen und Wirkungsgeschichte der Massenvernichtung aus sozial-, geistes- und humanwissenschaftlichen Perspektiven.

Den Gastprofessoren steht die Infrastruktur des Fritz Bauer Instituts für ihre Forschungstätigkeit zur Verfügung. Sie bieten im Semester eine nach eigener Wahl gestaltete Veranstaltung zu ihrer Forschung an und konzipieren eine wissenschaftliche Konferenz, die nach ihren Vorstellungen vom Fritz Bauer Institut organisiert wird.

Mit der Berufung von Philippe Burrin, Professor für internationale Geschichte an der Universität Genf, zum ersten Gastprofessor für interdisziplinäre Holocaustforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität konnte ein seit Jahren angestrebtes Ziel des Fritz Bauer Instituts verwirklicht werden.

Philippe Burrin, geboren 1952 in Valais/Schweiz, studierte Politikwissenschaft in Genf und lehrt seit 1988 Geschichte der internationalen Beziehungen am dortigen "Institut Universitaire des Hautes Études Internationales". Derzeit forscht er am Wissenschaftskolleg in Berlin zur Holocaustgeschichtsschreibung.

Burrin wird seine Tätigkeit in Frankfurt noch im Sommersemester 2001 aufnehmen und seine Lehrveranstaltungen durch öffentliche Vorträge ergänzen. Er ist auf die Erforschung des französischen Faschismus sowie auf die Geschichte Frankreichs unter der deutschen Besatzung spezialisiert. In einer Fülle von Aufsätzen hat er sich mit der französischen Mitschuld an der Deportation und Vernichtung der in Frankreich lebenden Juden sowie mit der spezifischen Form des NS-Antisemitismus auseinander gesetzt. Seiner im vergangenen Jahr erschienenen Arbeit über "Nazisme, fascisme et autoritarisme" ging u.a. die 1993 auf Deutsch erschienene, in Frankreich mit einem Preis ausgezeichnete Untersuchung "Hitler und die Juden - Die Entscheidung für den Völkermord" voraus.

Burrin, der 1997 den renommierten Max Planck Forschungspreis erhielt, sieht die Vernichtung der europäischen Juden nicht als Ausdruck von Hitlers Antibolschewismus, sondern als Produkt eines pathologischen Hasses auf einen Weltfeind mit gegensätzlichen kapitalistischen und bolschewistischen Zügen. In der Auseinandersetzung zwischen "Intentionalisten" und "Funktionalisten" nimmt er eine vermittelnde Position ein.

Die mit der Berufung der Gastprofessur beauftragte Findungskommission, bestehend aus Vertretern der Stiftung Fritz Bauer Institut, des Wissenschaftlichen Beirats des Fritz Bauer Instituts und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt begrüßt in Philippe Burrin einen international renommierten Forscher, der die hiesige Forschungslandschaft mit neuen Perspektiven konfrontieren und bereichern wird.

 AsKI KULTURBERICHTE 2/2001

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