Frankfurter Städel erhält aus Privatbesitz Beckmanns Pastell "Bildnis Marie Swarzenski“

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Max Beckmann, Bildnis Marie Swarzenski, um 1927, Pastell, Geschenk von Dr. Wolfgang Swarzenski, USA, © Foto: Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M.

Als jüngste Schenkung an das Städel kehrte das von Max Beckmann um 1927 in Frankfurt am Main ausgeführte Bildnis der Marie Swarzenski aus amerikanischem Privatbesitz in die Stadt zurück.

Für die hiesige Sammlung und die Geschichte der Institution sind das Kunstwerk und die Porträtierte gleichermaßen von Bedeutung. Marie Swarzenski (1889-1967) war die Tochter des Frankfurter Stadtrats Viktor Mössinger und die Ehefrau von Georg Swarzenski (1876-1957).

Während der Vater als Vorstandsmitglied des Städelschen Museums-Verein u.a. im Jahr 1912 den Ankauf des berühmten Gemäldes „Dr. Gachet“ von Vincent van Gogh für das Haus ermöglichte, setzte sich Georg Swarzenski während seiner 1906 angetretenen Direktion von Städel und Städtischer Galerie schon früh für das Werk Max Beckmanns ein und erwarb allein dreizehn Gemälde von seiner Hand. Diese wurden bis auf drei Ausnahmen 1937 im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ im Museum beschlagnahmt, der Direktor im gleichen Jahr aus seinem Amt als Direktor des Städel entlassen. Die Familie emigrierte 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA, wo Georg Swarzenski seine kunsthistorische Tätigkeit am Museum of Fine Arts in Boston fortsetzte. Im Unterschied zu seiner Ehefrau und seinen Söhnen sollte er nie wieder nach Frankfurt am Main zurückkehren.

Max Beckmann lebte seit 1915 in Frankfurt, wo er zunächst bei seinen Freunden Ugi und Fridel Battenberg in der Schweizer Straße wohnte. Aus der Sammlung Battenberg konnten Anfang der fünfziger Jahre über 160 Werke Beckmanns durch die Städtische Galerie für die Graphische Sammlung erworben werden. Zahlreich überlieferte Porträts, die der Künstler von Zeitgenossen schuf, zeugen von seiner lebhaften Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Stadt. Auch von Georg und Marie Swarzenski sind mehrere in Druckgraphik und Zeichnung ausgeführte Bildnisse überliefert.

Das um 1927 zu datierende Pastell "Bildnis Marie Swarzenski", welches jüngst aus Familienbesitz als Geschenk von Dr. Wolfgang Swarzenski, USA, ans Städel kam, bestätigt eine grundlegend festzustellende Entwicklung im Werk Beckmanns. So weist es eine Wandlung der bisherigen Formauffassung auf und entspricht einer verstärkten Hinwendung zu Farbe und Malerei, die nach einer Phase intensiver druckgraphischer Arbeit bis zur Mitte der 20er Jahre zu beobachten ist. Es überrascht zunächst, dass Beckmann farbige Pastellkreiden für die Ausführung eines Bildnisses wählt, gelangte diese Technik doch vor allem im Frankreich des 18. Jahrhunderts zur meisterhaften Ausführung. Erlaubt das Pastell lineares und flächiges Arbeiten mit dem ihm eigenen Resultat von samtigem Schimmer und einzigartig intensiver Farbigkeit, so nutzt Beckmann die Möglichkeiten des Mediums weder in der traditionellen, überlieferten Vorgabe, noch in einer vom Gegenstand gelösten Weise wie Edgar Degas und Max Liebermann. Vielmehr scheint es die zwischen Zeichnung und Malerei vermittelnde Qualität zu sein, die Max Beckmann im klassisch und modern zugleich komponierten Bildnis der Marie Swarzenski zu nutzen suchte, um ihre individuelle Erscheinung und auf Distanz haltende Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Max Beckmann verließ Frankfurt am Main endgültig 1933, emigrierte 1937 nach Amsterdam und reiste 1947 nach Amerika aus, wo er dem befreundeten Ehepaar aus Frankfurter Jahren erst 1948 in Boston wieder begegnen sollte.

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 2/2005

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