EDITORIAL: Jahr der Graphik

So ermüdend es ist, das jeweilige „Jahr des/der..." als Korsett kulturellen Lebens zu verfolgen, so gibt es doch Würdigungen, die als Bündelung der Kräfte Sinn machen. Dazu zählt 2009 das „Jahr der Graphik".

Albrecht Dürer, Die Hände des zwölfjährigen Jesus, 1506, Pinsel auf  Papier, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Die Leiter von Graphischen Sammlungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten auf ihrem Jahrestreffen, das 2005 in Braunschweig stattfand, dazu die Initiative ergriffen und sie 2007 an den Kunsthistorikertag in Regensburg herangetragen. Mit wenigen Ausnahmen haben fast alle deutschen Bundesländer die Idee aufgegriffen und setzen sie gerade um.

Schnöde als „Arbeiten auf Papier" umschrieben, verdienen es Zeichnungen und Druckgraphik nicht, im Dunkel des Depots zu ruhen, ganz im Schatten der Gemälde zu hängen. Als Zeichnungen geben sie uns oft Einblick in die Entstehung eines Kunstwerks, lassen den Transformationsprozess vom ersten Impuls bis zur endgültigen Gestaltung erkennen - als Druckgraphik gehen sie über den bloß reproduzierenden Kupferstich hinaus, auch wenn dieser lange das wichtigste Kommunikationsmedium gewesen ist. Vom Holzschnitt bis zur Serigraphie reicht die Spannweite, vom Kostümbild über das Bühnenbild bis zum Architekturentwurf, sie umfasst Bleistift-, Kohle-, Rötel-, Tusch-, Feder- und Aquarellzeichnungen, wird in Enzyklopädien als vielseitiges Informationsmittel für Tier- und Pflanzenwelt greifbar, schmückt das Titelblatt. Photographien gehören dazu, die nur gelegentlich eigene Abteilungen bilden. Plakate, von ihrer Funktion her oft optisch dominierend, sind meist in thematischen Zusammenhängen, weniger als eigenständige Gruppe zu finden.

Als Pilot-Projekt hat das Land Nordrhein-Westfalen nun zum ersten Mal einen Graphikpreis ausgeschrieben und unter dem Titel „Graphische Sammlungen in  Nordrhein-Westfalen“ einen 320seitigen, bebilderten Führer herausgegeben. „Von Dürer bis Kiefer. Meisterwerke auf Papier aus NRW“ – so heißt die Präsentation, mit der sich die beteiligten 55 Häuser als Ensemble in der „Kunsthal Rotterdam“ mit bedeutenden graphischen Objekten, die wegen ihrer Lichtempfindlichkeit oft nicht für Dauerausstellungen geeignet sind, vorstellen (13. Juni bis 13. September 2009). Über die Vielzahl begleitender Aktivitäten, wie Symposien, Vorträge und Sonderführungen, unterrichten Faltblätter und das Internet (www.grafikjahr.de). Ein deutscher Auftritt, dezentral in der ganzen Bundesrepublik, findet am Wochenende des 25./26. April 2009 statt. Auch unsere AsKI-Institute sind zu einer Begleitung des Projekts aufgerufen, indem sie Einzelblätter ausstellen oder den Zugang zu den Werkstätten öffnen.

Volkmar Hansen
Vorsitzender des AsKI

Titelbild KULTUR lebendig 1/09: Eberhard Schrarnrnen, Maskottchen, urn 1924, Eiche und verschiedene exotische HOlzer gedrechselt, teilweise farbig und golden lackiert, © Bauhaus-Archiv Berlin, Foto: Gunter Lepkowski

AsKI-Newsletter KULTUR lebendig 1/2009

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